Frage: Änhänglichkeit wird immer stärker

Liebe Frau Henkes, ich lese hier immer soviel tolle Tips für andere Eltern und nun muss ich mich auch trauen was zu fragen (auch wenn es schon ähnliche Fragen gab). Aber ich bin sehr entkräftet. Seit wir abgestillt haben, hat unsere Tochter sich angewöhnt, dass sie getragen werden möchte (zum einschlafen und auch mehrmals nachts wenn sie wach wird (mind. 15 Minuten und dass vier fünf mal). Seit sie vor ein paar Wochen krank war, ist sie nun auch tagsüber so. Wir können nichts tun, sie will nur auf den Arm, sie kann absolute nicht ohne Mama. Sie brüllt und wird richtig wütend, wenn wir sie absetzen, oder ich den Raum verlasse. In der Kita klappt es nur, wenn mein Mann sie abgibt. Wir können weder Dinge im Haushalt erledigen, noch spazieren und sie läuft umher. Andere Kinder rennen immer rum und erkunden die Welt, sie will nur auf unseren Arm, lässt sich auch nicht durch die anderen animieren. Nun ist sie auch schon 20 Monate und sonst ganz aufgeweckt (läuft seit sie 11 Monate ist). Aber sie will einfach nicht mehr von unseren Arm. Ich habe gelesen, dass sie zu einer anderen Mama meinten, dass sowas eine Phase sein kann. Aber haben wir da vielleicht auch etwas verzogen, da wir sie als sie krank war (zwei/ drei Wochen) nur getragen haben. Wie können wir ihr das wieder abgewöhnen ? Kann das auch etwas mit der Autonomiephase zu tun haben, dass sie uns jetzt testet? Danke für ihre tolle Arbeit hier. Ich freue mich auf ihre Rückmeldung.

von NamikaAlea am 15.07.2021, 11:01



Antwort auf: Änhänglichkeit wird immer stärker

Guten Tag, schön, dass Sie sich trauen, Ihre Fragen zu stellen, auch wenn der Anlass für Sie gerade ein sehr anstrengender ist. Ihre Tochter scheint derzeit wieder sehr intensiv Ihre körperliche Anwesenheit zu benötigen. Dies gibt ihr die benötigte Sicherheit. Das kann vom Abstillen kommen, von der Erkrankung oder eine Phase sein. Für Ihre Tochter ist es wichtig, für Sie ist es sehr sehr anstrengend und fast zuviel. Es wäre also gut, diese beiden unterschiedlichen Bedürfnisse einander anzunähern. So hätte Ihre Tochter ja auch Ihre körperliche Nähe, wenn Sie sie nicht tragen würden (sie ist mit 20 Monaten vermutlich schon recht schwer), sondern mit ihr auf dem Boden säßen (wo vermutlich auch ihre Spielsachen sind). Damit könnten Sie bei Ihrer Tochter bleiben und allmählich deren Interesse auf das Spielen lenken. Das kann sie dann später auch in Ihrer Nähe selbständig, während Sie etwas anderes tun. Sie können auch immer wieder mit Ihrer Tochter über das sprechen, was Sie gerade tun (müssen). Erklären Sie ihr, warum sie nicht ununterbrochen auf dem Arm sein kann, auch wenn sie das noch nicht richtig versteht. Kinder bekommen darüber Vieles mit. Für Ihre Tochter wird es anders sein, wenn Sie ihr erklären "Ich muss dich mal kurz absetzen, weil ich dir sonst nicht dein Essen kochen kann." als wenn Sie nur weiter versuchen, sie mal abzusetzen. Was Sie beschreiben, hört sich nicht nach Austesten an, sondern nach einem wichtigen Bedürfnis Ihrer Tochter. Daher wäre es wichtig, mit diesem Bedürfnis möglichst ruhig und gelassen umzugehen, es wenn möglich zu befriedigen und schrittweise zu verändern. Dann entwickjelt sich daraus auch kein Verhalten, das sich zum Austesten eignet. Sie können auch sicher sein, dass es für Ihre Tochter mit fast zwei Jahren bald wieder spannender sein wird, die Welt zu erkunden als auf Mutters Arm zu verharren. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes

von Ingrid Henkes am 15.07.2021