Frage: Fraglicher Durchfall

Hallo liebes Team, ich stille meine 8 Monate alte Tochter voll, sie bekommt nichts dazu. Cremiger Muttermilchstuhl einmal täglich. Seit 11 Tagen hat sie Durchfall, so schätze ich. 8-9 mal pro Tag, wie Wasser, allerdings grasgrün. Muttermilchflocken sind gelegentlich zu erkennen, es stinkt nicht. Der Po ist derb wund seitdem, bessert sich aber seit gestern leicht. Sie war einige Tage etwas quengeliger, habe dann mit Osanit begonnen, da ich schätze es kommt der erste Zahn, seitdem ist sie wieder gut drauf, bis auf den Durchfall. Sie trinkt weiterhin gut. Kein Fieber. Ob sie genügend Flüssigkeit erhält kann ich an den Windeln schlecht erkennen.Sie sind schwer und nass, ich weiß nur eben nicht, ob es Urin ist, oder der flüssige Teil des Stuhles? Kinderärztin hat beruhigt und mir Gewichtskontrollen empfohlen und siehe da: Am 21.4.bei der U5 7900g, heute vor dem Stillen 7800g. Liegt es am Durchfall? Ist die Milch nicht nahrhaft genug? Ich hoffe auf Hilfe, denn eigentlich möchte ich weiter vollstillen! MfG

Mitglied inaktiv - 11.05.2009, 21:40



Antwort auf: Fraglicher Durchfall

Liebe quelius, "zu dünne Muttermilch" ist ein Ammenmärchen. Obwohl sich Frauen in verschiedenen Ländern und unterschiedlichen Kulturen sehr unterschiedlich ernähren gibt es so gut wie keine Unterschiede in der Zusammensetzung der Muttermilch. Es ist sehr schwierig bis unmöglich, die Milchzusammensetzung deutlich über die Ernährung zu beeinflussen. Dies mag ein Schachzug der Natur sein, um das Überleben des Babys zu sichern. Ernährt sich eine Mutter nicht gut, so geht dies zunächst nicht zu Lasten der Qualität der Muttermilch, sondern zu Lasten der Mutter. Erst wenn die Reserven der Mutter erschöpft sind (zum Beispiel bei schwer unterernährten Frauen in Hungergebieten), kommt es zu Veränderungen der Muttermilch, die jedoch weniger die Qualität als die Quantität betreffen. Auch Stress führt nicht zu einer Qualitätseinbuße der Milch. Hier gibt es nur zwei Ausnahmen, dass die Milch nicht alles enthält, was das Baby braucht: bei extremen Ernährungsformen ohne jegliche tierische Produkte (vegane Ernährung) kann der Gehalt an Vitamin B12 in der Muttermilch nicht ausreichen und bei einer sehr seltenen Stoffwechselkrankheit.Ich gehe jedoch davon aus, dass Sie weder kurz vor dem Hungertod stehen, noch sich streng vegan ernähren oder gar an Hyperlipoproteinämie leiden. Es ist sehr viel wahrscheinlicher, dass es vielleicht ein Wiegefehler war (wurde die gleiche Waage genommen, war das Kind nackt?) oder das Kind durch den Durchfall etwas abgenommen hat. Auch bei einer Magen Darminfektion (wenn es nicht vom Zahnen kommen sollte) ist Stillen für das Kind weiterhin die optimale Form es zu ernähren. Muttermilch ist die beste Heilnahrung, die es gibt und gleichzeitig bekommt Ihr Kind Antikörper, die ihm helfen schneller gesund zu werden. Gerade bei Magen Darm Infekten kann es vorkommen, dass ein Kind auch wieder ausschließlich gestillt werden will und auch das ist in aller Regel dann kein Problem. Nun noch ein bisschen Wissenschaft, ich zitiere dir aus dem "Breastfeeding Answer Book", 1997: "Von seltenen Ausnahmen abgesehen, ist es für ein Baby mit Durchfall von Vorteil, wenn es weiter gestillt wird. Normalerweise sind bei einem gestillten Baby mit leichtem Durchfall keine besonderen Maßnahmen erforderlich. Möchte ein Baby etwas trinken, so gilt wie üblich, dass es Muttermilch erhalten sollte (Ruuska, 1992). Da Muttermilch so schnell verdaut wird, nimmt selbst ein Baby, das sich erbricht und unter Durchfall leidet, etwas von der Flüssigkeit und den in der Milch enthaltenen Nährstoffen auf (Riordan und Auerbach, S. 487). Nur bei Säuglingen, die mit künstlicher Säuglingsnahrung ernährt werden, kann es manchmal von Vorteil sein, bei Durchfallerkrankungen die Milch (vorübergehend) wegzulassen (Brown, 1991). Bei mäßigem bis schwerem Durchfall hält der Arzt es vielleicht für notwendig, dem Baby zusätzlich zum Stillen eine oral zu verabreichende Elektrolytlösung zu geben (z. B. Oralpädon). Bei einem gestillten Baby ist dies aber selten erforderlich. Ist der Flüssigkeitsverlust des Babys so groß, dass es ernsthaft dehydriert ist, kann es sein, dass der Arzt Flüssigkeit intravenös zuführen muss. Auch unter diesen Umständen kann weiterhin gestillt werden." Gute Besserung und LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 12.05.2009