Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Zystische Fibrose und Strepto-B testen?

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Frage: Zystische Fibrose und Strepto-B testen?

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Guten Tag Herr Doktor Bluni! Zur Zeit leben mein Mann und ich in den USA. Ich bin zum ersten Mal schwanger in der 11.Woche. Mein Ami-FA empfiehlt diese Tests während der Schwangerschaft: Zystische Fibrose sollte in der frühen Schwangerschaft via Blut getestet und Strepto-B soll gegen Ende gemacht werden. Wie ist das in Deutschland und was halten Sie davon? Vielen Dank im voraus und sonnige Grüße ins kalte Deutschland Scatina


Dr. med. Vincenzo Bluni

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hallo, sicher weichen die Empfehlungen und das Vorgehen der Amerikaner hier ein wenig von den deutschen ab. Was die Zystische Fibrose (Mucoviszidose) angeht, lässt sich dazu folgendes sagen: Es gibt hier in Deutschland ein so genannte Neugeborenenscreening. Darunter versteht man allgemein eine Suche, eine "Fahndung" nach bestimmten krankhaften Veränderungen, die mit unterschiedlichen Untersuchungsmethoden nach unterschiedlichen Erkrankungen sucht. Der Begriff "Neugeborenen-Screening" meint speziell die Suche nach Stoffwechselerkrankungen bei Neugeborenen, die nicht sofort nach der Geburt Symptome machen. Und dieses umfasst auch die Suche nach der zystischen Fibrose, wenn auch nicht mit einer genetischen Untersuchung. Ob man dieses für alle Neugeborenen empfehlen sollte, wird meines Wissens nicht einheitlich seitens der Kinderärzte bewertet. Bei Risikofamilien besteht die Möglichkeit, schon in der Schwangerschaft mit einer Chorionzottenbiopsie oder Fruchtwasseruntersuchung die Zellen des Kindes zu untersuchen. Oder aber direkt nach der Geburt mit Blut- oder SChleimhautzellen des Kindes. Sicher wird zu dieser Frage einer unserer Kinderärzte; Herr Dr. Busse oder Herr Prof. Wirth besser Auskunft geben. Dass die amerikanischen Ärzte hier andere Empfehlungen haben, ist sicher nicht unbedingt falsch. Gleiches gilt für das Screening nach ß-hämolysierenden Streptokokken. Aus der interationalen Literatur ist bekannt, dass diese Suche in den USA empfohlen wird. In Deutschland sieht man u.a. deshalb von einem generellen Screening ab, weil es viele Schwangere gibt, bei denen diese Keime zu keinerlei Problemen führen werden und man dann letztlich eine große Menge an Frauen therapiert, die eigentlich keiner Therapie bedürfen. Aber, es gibt auch hierzu in Deutschland sicher sehr kontroverse Meinungen und Vertreter, die ein generelles Screening gutheißen würden. die B-Streptokken finden sich wohl bei etwa 30% der Schwangeren und sie können bei den Neugeborenen zu lebensbedrohlichen Infektionen führen. Dennoch wird hier bisher nicht empfohlen, bei allen Schwangeren nach diesen Keimen zu suchen. Diese Streptokokken sollten, wenn man sie nachweist, antibiotisch behandelt werden, auch schon vor der Geburt. Unter der Geburt sollte man diese intravenös behandeln, da man hierdurch zu einer deutlichen Senkung der schweren Lungeninfektionen führen kann. VB


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