Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Zu viel Progesteron schädlich?

hipp-brandhub
Frage: Zu viel Progesteron schädlich?

Melli89

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Sehr geehrter Dr. Bluni, Ich befinde mich derzeit in der 7+0 SSW. Letzten Freitag hatte ich eine leichte Blutung (frisches Blut). Die Ärztin im Krankenhaus konnte keinen Blutungsgrund feststellen und meinte, sie könnte nichts Auffälliges erkennen, es sah alles gut aus. Allerdings habe ich noch keinen Mutterpass, da dieser in meiner Frauenarztpraxis immer erst zu einem späteren Zeitpunkt ausgestellt wird. Daher hatte die Ärztin auch keine Übersicht über meine Blutwerte, etc. Dennoch hat sie mir zur Unterstützung 100mg Uterogest verschrieben, das ich 2x täglich vaginal einführen sollte. Ich hatte nun gestern nochmal einen Kontrolltermin, allerdings bei einer Vertretung. Herzchen hat schön geschlagen und der Embryo ist auch größer geworden. Als ich die Ärztin auf das Uterogest angesprochen habe, hat sie mir Famentina 200mg verschrieben. Das soll ich nun zunächst statt dem Uterogest 2x täglich nehmen und dem mit dem niedrigdosierteren Uterogest wieder „ausschleichen“ lassen.. Ich wundere mich jetzt, da die Ärztin aufgrund meines mangelndes Mutterpasses ja meine Blutwerte nicht kennt und ich ja auch keine neuen Blutungen mehr hatte. Wieso soll ich dann die doppelte Menge nehmen? Wenn ich nun gar keine Gelbkörperschwäche habe, ist es dann schädlich, täglich zusätzlich 400mg Progesteron zu mir zu nehmen?? Ich habe es jetzt bereits gestern Abend und heute Morgen genommen... Vielen Dank schon einmal für Ihre Antwort!


Dr. med. Vincenzo Bluni

Dr. med. Vincenzo Bluni

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Hallo, hier müssen wir zunächst einmal natürlich einschränkend darauf hinweisen, dass die aktuelle wissenschaftliche Datenlage zu dieser Fragestellung relativ eindeutig ist: es gibt bis heute keine wissenschaftlichen Belege, die zeigen würden, dass diese Maßnahme auch nur im entferntesten dazu geeignet wäre, eine frühe Fehlgeburt zu verhindern, wenn die Schwangerschaft spontan entstanden ist. Dessen ungeachtet ist dieses nach wie vor ein in Deutschland weit verbreitetes Vorgehen in Praxen und Kliniken. Interessanterweise jedoch in keinem anderen Land. Sicherlich ist jeder Arzt in seiner Entscheidung frei und hierbei sollte natürlich beachtet werden, dass eine empfohlene Tagesdosis eingehalten wird. Wenn wenig schon nicht hilft, wird mehr noch viel weniger helfen. Herzliche Grüße VB Quellen Arri Coomarasamy, Helen Williams, Ewa Truchanowicz, Paul T. Seed et.al., A Randomized Trial of Progesterone in Women with Recurrent Miscarriages, N Engl J Med 2015; 373:2141-2148November 26, 2015 Daya S. Efficacy of progesterone support for pregnancy in women with recurrent miscarriage. A meta-analysis of controlled trials. British Journal of Obstetrics and Gynaecology. 1989. 96(3). 275-280. Goldstein P, Berrier J, Rosen S, Sacks H S, Chalmers T C. A meta-analysis of randomized control trials of progestational agents in pregnancy. British Journal of Obstetrics and Gynaecology.1989.96(3).265-74 Haas DM, Ramsey PS. Progestogen for preventing miscarriage. Cochrane Database of Systematic Reviews 2008, Issue 2. Art. No.: CD003511. DOI: 10.1002/14651858.CD003511.pub2. Oates-Whitehead RM, Haas DM, Carrier JAK. Progestogen for preventing miscarriage (Cochrane Methodology Review). In: The Cochrane Library, Issue 4, 2003. Chichester, UK: John Wiley & Sons, Ltd.


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