Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

wie hoch ist die Gefahr eines Gebärmutterwandrisses wirklich?

Dr. med. Vincenzo Bluni

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Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

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Frage: wie hoch ist die Gefahr eines Gebärmutterwandrisses wirklich?

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Hallo, ich hatte im Jahr 2004 ein ca. 10cm uterus myomatosus an der Vorwand. Die Gebärmutter wurde erhalten, da ich noch KiWu hatte. Benötigen Sie hierzu weitere Angaben kann ich gern den OP Bericht schreiben. Nun bin ich in der 33 SSW (1. Kind), habe eine Vorwandplazenta, das Baby liegt in BEL und mir wird von meinem Gyn sowie im Kh in dem ich entbinden werde ein KS nahegelegt. Das in BEL gern ein KS gemacht wird ist mir mittlerweile klar. Ich würde aber gern spontan entbinden - meine Frage ist nun, wie hoch ist die Gefahr, dass es tatsächlich zu einem Riss der Gebärmutterwand unter den Wehen kommt? Wenn das Baby in der Lage bleibt, ist das Risiko dann grösser? Welche Folgen kann es bei einem tatsächlichen Riss für Mutter und Kind haben? Besteht Lebensgefahr? Ich bin kein Arzt und kann die Situation überhaupt nicht beurteilen; möchte aber das Baby nicht unnötig in Gefahr bringen und mir hinterher Vorwürfe machen. Habe allerdings wahnsinnige Angst vor einem KS, da ich "denke" ich kann dann die Geburt nicht verarbeiten und das Kind als "mein Fleisch und Blut, was aus mir herausgekommen ist" annehmen. Vielen Dank für die Antwort. grisufamily


Dr. med. Vincenzo Bluni

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Hallo, 1. bei Ihnen ist sicher wichtig, ob die Gebärmutter seiner Zeit eröffnet wurde. Das kann bei einem so großen Myom sehr gut der Fall sein und dann kommt in jedem Fall nur ein Kaiserschnitt in Frage, egal,wie das Kind liegt, da sonst das Rupturrisiko sicher erhöht ist. 2. bei einer Schwangerschaft/Geburt nach einem oder mehreren Kaiserschnitten ergeben sich besondere Risiken im Wesentlichen durch die mögliche Ruptur der Gebärmutter. Dieses kann während der Gravidität (sehr selten) als auch unter der Geburt eintreten. Man spricht von einer kompletten Ruptur, wenn es zur Zerreißung des Bauchfells über der Gebärmutter (viszerales Peritoneum) mit teilweisem Vorfall fetaler Anteile in die Bauchhöhle kommt. Dies bringt eine akute Gefährdung von Mutter und Kind mit sich. Geht die Naht ein wenig auseinander (Nahtdehiszenz), kann dieses ohne Symptome verlaufen. Die Ruptur der Gebärmutter noch während der Schwangerschaft bei regelmäßiger Wehentätigkeit ist offensichtlich so selten, dass es hierzu keine Zahlen in der Literatur gibt, auch wenn die Anzahl der Kaiserschnitte deutlich zugenommen hat. Das Risiko einer Uterusruptur für Frauen nach einem Kaiserschnitt liegt nach Informationen der WHO bei etwa 0,32% (Spong CY et al. Risk of uterine rupture and adverse perinatal outcome at term after cesarean delivery. Obstet Gynecol 2007;110: 801-7). Das Risiko für eine Ruptur nach Kaiserschnitt ist bei der Spontangeburt mit 0,74% am größten verglichen mit einem primären oder sekundären erneuten Kaiserschnitt. In einer Situation nach Kaiserschnitt, bei dem (z.B. wegen einer Frühgeburt) die Gebärmutter längs eröffnet wurde, ist das Risiko mit 4-9% bedeutend höher. Das Wiederholungsrisiko für eine Uterusruptur nach einmaliger Ruptur in der Vorgeschichte wird mit 4% angegeben und steigt mit der Anzahl der vorhergehenden Rupturen weiter an. Ein ca. 8% Risiko besteht für ein drittes Reißen der Gebärmutter. In einer Studie (Stamilio DM et al. Short interpregnancy interval: risk of uterine rupture and complications of vaginal birth after cesarean delivery. Obstet Gynecol 2007; 110:1075-82) zum Einfluss des Zeitintervalls zwischen dem Kaiserschnitt und der darauffolgenden Schwangerschaft auf das Rupturrisiko konnte gezeigt werden, dass alle Zeitintervalle über 6 Monate inklusive des überdurchschnittlich langen Schwangerschaftsintervalls über 60 Monate kein statistisch signifikant erhöhtes Risiko einer Gebärmutterruptur unter der Geburt mit sich bringen Aus einem Bericht der WHO geht hervor, dass es für Frauen ohne vorherige Operationen an der Gebärmutter (inklusives Kaiserschnitt) nur einen einzigen Report zur Uterusruptur am wehenlosen Uterus gibt und der gibt ein extrem geringes Risiko von (0.006%) an. (Quelle: http://www.who.int/reproductive-health/global_monitoring/articles/uterinerupture.pdf ) Weltweit wurden in den letzten 30 Jahren knapp 40 Fälle beschrieben. (Cisse, CT, Faye EO, de Baernis L (2002):Uterine rupture in Senegal. Med Trop 62, 619-622. Ansonsten tritt die Uterusruptur bei Erstgebärenden im Vergleich zu Mehrgebärenden in einem Verhältnis von 1:16 auf (Pan, HS, Huang LW,(2002)Uterine rupture in an unscarred uterus after application of fundal pressure.J Reprod Med 47, 1044-106). Für die Dicke der Gebärmutterwand gibt es keine Daten, da aus ihr alleine keine Rückschlüsse zu ziehen sind. VB


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Bin leider auch kein Arzt und kann zu dem Riss jetzt auch nicht allzuviel sagen. Aber ein geplanter Kaiserschnitt ist heute absolut kein Problem mehr. Vor allem wird bei einem geplanten KS meist nur Teilnarkose gemacht, so dass man "den ersten Schrei" etc. sofort mitbekommt und im Normalfall auch das Baby gleich bekommt. Die Bindung zum Kind ist also auf jeden Fall da. Ich denke, dass es in diesem Fall sicher das kleinere Risiko ist wie eine Normalgeburt, bei der doch recht leicht etwas reissen kann (deshalb werden ja auch oft nach KS wieder KS gemacht). Wird so ein Riss nicht gleich bemerkt, was öfter vorkommt, kann die Mutter verbluten und auch für´s Baby besteht natürlich Gefahr. Ich hoffe ich konnte etwas weiterhelfen. Alles Gute für die weitere Schwangerschaft!!! (Bin übrigens in der 29.SSW und hab zwei KS hinter mir)


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vielen Dank für die ausführliche Antwort. wenn ich den Bericht richtig übersetze handelte es sich um ein Myom, das im Organgewebe lag. "...bei genauer Inspektion des Uterus zeigt sich hier ein anscheinend intranurales großes Vorderwandmyom... spindelförmiges excidieren der serosa oberhalb des großen myoms mit monopolaren Cauter. Das Myom lässt sich jetzt identifizieren und sukzessive freipräparienen. Es handelt sich um ein 10 cm grosses Myom, welches bis knapp an das Eddometrium heranreicht, jedoch verbleibt das Ednometrium intraoperativ intakt ... " ist das dann der Fall, wie sie es beschrieben haben? mfg


Dr. med. Vincenzo Bluni

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Hallo, das klingt zumindest so, dass hier die Wand der Gebärmutter doch deutlich eröffnet wurde. Bitte fragen Sie dieses in der Klinik, in der operiert wurde nach, oder legen den Op-Bericht einem erfahrenen Oberarzt der Klinik vor. Alternativ fragen Sie doch bei unserem Klinikchef, Dr.Kniesburges nach. Er hat hier ein Forum: http://www.rund-ums-baby.de/geburt/ VB


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ok, danke. das werde ich auf jeden Fall noch mal erfragen - und wenn das so ist, wäre ein KS wahrscheinlich doch am sinnvollsten?! mfg


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