Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Welcher Unterschied zwischen den Pillen?

Dr. med. Vincenzo Bluni

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Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

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Frage: Welcher Unterschied zwischen den Pillen?

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Guten Tag Dr. Bluni, Als wir vor 5 Jahren nach Belgien gezogen sind, wurde mir von meinem Frauenarzt die Pille "HARMONET" verschrieben, die angeblich neuerer Entwicklung und damit leichter vertraeglich war. Jetzt sind wir in den Niederlanden und hier wird die Pille durch den Allgemeinarzt verschrieben. Mein Vertrauen in die Kompetenzen der niederl. Aezte haelt sich uebrigens aus eigenen Erfahrungen (Entbindung meines 2. Kindes und mehr) sowieso in Grenzen. Jetzt wurde mir vom Allgemeinarzt gesagt ich solle doch eine Pille "MYCROGYNON" nehmen, die schon aelter und somit besser erprobt sei. HARMONET sei zu neu und Tromboseprobleme koennten auftreten. Koennen Sie mir bei meiner Meinungsfindung helfen und mir kurz beschreiben, was der Unterschied zwischen den beiden ist? Ich habe HARMONET 2 Jahre lang vor meiner ersten Schwangerschaft und 1 Jahr zwischen den beiden Schwangerschaften eingenommen und habe nie irgendwelche Probleme gehabt... Ich danke Ihnen im Voraus fuer Ihre Hilfe, Susanne


Dr. med. Vincenzo Bluni

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hallo, der Unterschied in den Pillen besteht erstens in der Östrogendosis und zweitens in den Gelbkörperhormonen. Bei den Gelbkörperhormonen gibt es z.B. das Levonorgestrel, das auch in der Microgynon enthalten ist und zu diesem liegen große Erfahrungen zu seiner Sicherheit vor. Bei Pillen, wie der Harmonett ist ein anderes Gelbkörperhormon enthalten (eines der neueren Generation). Pillen mit diesen neueren Gelbkörperhormonen kamen vor einigen Jahren deswegen in die Schlagzeilen, weil sie ein Gelbkörperhormon der dritten Generation enthalten. Dieses führte einigen Studien zufolge zum gehäufteren Auftreten von Thrombosen bei jungen Frauen. Und dieses auch bei niedrigerer Östrogendosis als die üblichen Pillen. Sie wurden daraufhin eine Zeit lang in Deutschland für bestimmte Indikationen, wie Erstverschreibungen nicht mehr zugelassen. Nachdem neuere Daten vorgelegt wurden, ist man hier in Deutschland wieder zu der alten Verordnungsweise zurückgekehrt und revidierte die kritische Beurteilung. Dennoch wird diese Sachlage in anderen, europäischen Ländern nach wie vor sehr kritisch eingestuf, was zu der Empfehlung führt, auf eine Pille zurückzugreifen, die ein älteres, besser erprobtes Gelbkörperhormon enthält. Sicher sollte die Frage, welche Pille eingenommen wird und wie die Risiken einzustufen sind, mit dem behandelnden Frauenarzt oder Frauenärztin besprochen werden. VB


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