Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Vorsorge - Abzocke ?

Frage: Vorsorge - Abzocke ?

Mitglied inaktiv

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Hallo Herr Dr. Bluni, ich bin jetzt in der 8.SSW (zweite Schwangerschaft) und hatte bereits 3 vaginale Ultraschalle, bevor jetzt überhaupt der Arzt die Herztöne gesehen hat (war in der 6. + 7. Woche auch da, hat noch nichts gesehen). Jetzt sagt mir der Arzt, dass ich schon in zwei Wochen wieder kommen soll, dann kann er auf dem Ultraschall die weitere Organentwicklung (Nasenbein...) anschauen. Fakt ist aber, dass keine "Problemschwangerschaft" (obwohl ich Heuschnupfen mit ein wenig allergischem Asthma im Frühsommer habe - bin aber entsprechend in Behandlung und bei der 1.Schwangerschaft war es kein Problem) oder so vorliegt, sondern dass ich privat krankenversichert bin und er meiner Meinung nach nur reichlich abrechnen will. Ausserdem empfiehlt er mir dringend Fruchtwasseruntersuchung (macht er SELBST in der Praxis - kann wieder kassieren) etc. weil ich Jahrgang 71 bin - obwohl ich sogar beim Entbindungstermin noch 34 Jahre alt bin - aber er sagt, es kommt auf den Jahrgang und nicht auf das Alter an. Stimmt das ? Bereits bei meiner ersten Schwangerschaft hat er 11 US gemacht und so wie es aussieht, sollen es diesmal wohl ca. 15 werden. Eigentlich sehe ich mich weniger als Patientin, sondern mehr als Geldesel, jede Rechnung macht ca. 500,- EUR aus, auch wenn ich sie erstattet kriege ist es ein riesen Papierkram. Ausserdem will ich auch nicht, dass das Kind grundlos so oft "gestört" wird. Soll ich den FA wechseln ? Ist das problematisch in der SS ?


Dr. med. Vincenzo Bluni

Dr. med. Vincenzo Bluni

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liebe Babsi, na, das hört sich ja schon ein wenig abenteuerlich an, was Sie hier berichten. Ohne, dass ich hier das beschriebene Vorgehen kommentieren möchte und ohne, dass ich den Anspruch erhebe, mit meiner persönlichen Meinung, auch die aller anderen Fachvertreter zur Frage, wie das Thema pränatale Diagnostik in der täglichen Praxis (unabhängig vom Versicherungsstatus!)erörtert werden sollte, ist zu Ihrer Frage folgendes zu sagen: Sofern kein besonderes familiäres Risiko für genetische Störungen oder Missbildungen vorliegt, die Frau nicht 35 Jahre oder älter ist und sie auch nicht schon vorweg ein entsprechendes Bedürfnis nach Informationen zur vorgeburtlichen Missbildungsdiagnostik äußert, würde sicher nicht generell zu einer weiterführenden Diagnostik geraten werden. Dem behandelnden Arzt obliegt hier eher die Aufgabe, objektiv zu informieren; weniger, zu einer bestimmten Entscheidung oder einem bestimmten Verfahren zu drängen. Die Besprechung zu diesem Thema kann natürlich auch schon zu jedem Zeitpunkt vor diesem Alter stattfinden. Ist die schwangere Frau 35 Jahre oder älter und/oder gibt es ein familiäres Risiko für genetische Erkrankungen oder Missbildungen, sollte man mit ihr bei Kinderwunsch oder zu Beginn einer Schwangerschaft schon über die damit verbundenen Risiken für Mutter und Kind sprechen und dazu gehört eben auch das Thema Pränataldiagnostik inklusive der Möglichkeit einer genetischen Beratung. Über die nicht invasiven Verfahren der Pränataldiagnostik, wie z.B. die Nackentransparenzmessung, das Ersttrimeesterscreening sollte man, sofern gewünscht, ebenso mit der Schwangeren/ dem Paar sprechen, wie auch über die invasiven Verfahren, wie Amniozentese (Fruchtwasserpunktion) oder Chorionzottenbiopsie. Über den Triple-Test muss man zumindest informieren; empfehlen kann man dieses Verfahren kaum mehr. Dazu gehört dann auch die individuelle Information über mögliche Konsequenzen und Risiken, so dass die Eltern den Sachverhalt gut nachvollziehen können, um ihnen die Möglichkeit zu geben, dann eine eigene Entscheidung für oder gegen eine weiterführende Diagnostik zu treffen. Das Risiko für die Geburt eines Kindes mit einer Trisomie 21 (Down-Syndrom) liegt bei einer 25jährigen (keine familiäres Risiko vorausgesetzt) bei 1: 1352, bei einer 30jährigen bei 1:895,bei einer 32jährigen 1:659, bei einer 36jährigen bei 1:280, bei einer 38jährigen 1: 167 und bei einer 40jährigen bei 1:97. Ebenso steigt bei einer Frau ab dem 35. Lebensjahr das Risiko für schwangerschaftsspezifische Komplikationen, wozu auch Fehlgeburten gehören, an. Das Risiko einer Fehlgeburt infolge einer Fruchtwasserpunktion oder einer Chorionzottenbiopsie liegt in etwa bei 1:100, was dem Risiko einer 40jährigen für die Geburt eines Kindes mit einem Down-Syndrom entspricht. Wenn die Frau/die Eltern sich gegen eine invasive Diagnostik wie der Amniozentese oder Chorionzottenbiopsie zum Ausschluss einer Trisomie oder ähnlicher Chromosomenstörungen entscheiden, weil sie das Risiko z.B. für eine Fehlgeburt nicht eingehen möchten, dann ist der Frau (insbesondere, wenn sie älter ist, als 35 Jahre) in erster Linie die Messung der Nackentransparenz oder das Ersttrimesterscreening zwischen der 11.+14. SSW zu empfehlen. Hier ist also zunächst die ausführliche Information der jeweiligen Methoden im Vordergrund stehend. Die Entscheidung selbst kann und sollte aber nur das betroffene Elternpaar selbst fällen. Dieses setzt aber voraus, dass es sich bei dem Untersucher/Untersucherin um einen entsprechend der Vorgaben der Fetal Medicine foundation in London zugelassenen und qualifizierten Arzt handelt. Diese(r) kann dann unter Kenntnis der Werte (Alter der Mutter, Hintergrundrisiko, Nackentransparenz bei bekannter Scheitel-Steiß-Länge und eventuell der o.g. biochemischem Parameter) mittels einer speziellen Software das individuelle Risiko berechnen. Die hohe Zuverlässigkeit der Nackentransparenzmessung oder des Ersttrimesterscreenings hängt sicher ganz wesentlich von der Qualifikation und Erfahrung des Untersuchers, sowie des Ultraschallgerätes ab. UntersucherIn sollte entsprechend qualifiziert sein, was auch heißt, dass vorher mindestens nach der Zertifizierung durch die Fetal-medicine-foundation in London gefragt wird, aber auch nach der Häufigkeit der Durchführung dieser Untersuchungsverfahren in der entsprechenden Einrichtung. Handelt es sich um eine spezielle Einrichtung für Pränataldiagnostik, ist von einer solchen Qualifikation erfahrungsgemäß auszugehen. Gleiches gilt für die Frage der möglichen Komplikationen nach einer Amniozentese. Bitte nicht vergessen: Der sichere Ausschluss von Chromosomenstörungen ist nur durch eine Chorionzottenbiopsie oder Fruchtwasserpunktion möglich. Im Übrigen hat der jeweilge Jahrgang selbst nicht mit dem Risiko zu tun. Die Anzahl der Ultraschalluntersuchungen sollte sicher auch unabhängig vom Versichertenstatus nicht über das übliche Maß deutlich hinaus gehen, wenn es dafür keine medizinische Indikation gibt. Am besten, wenn Sie dieses Thema vor Ort in Ruhe besprechen, um dann die für Sie beste Entscheidung zu fällen. VB


Mitglied inaktiv

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also ich denke, dass die 3 US bis jetzt gerechtfertigt waren, er mußte doch guggen, ob alles in ordnung ist und die schwangerschaft intakt. dass du in 2 wochen wieder hinsollst und dann geschallt wird, ist auch okay, das ist dann das erstsemesterscreening. und ab da wirste wohl 4-wochen-termine kriegen und auch ned jedesmal nen ultraschall. wegen der fruchtwasseruntersuchung : das ist deine entscheidung. ist halt ne grundsatzfrage, ob man mit einem eventuell negativen befund leben kann bzw. die konsequenzen ziehen kann . aber ich glaube nicht, dass das jahrgangsabhängig ist. ich war bei meiner stern schwangerschaft 34, bei der geburt 35 und mir wurde die untersuchung angeboten, aber nicht empfohlen.


Mitglied inaktiv

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Hallo Babsi, eine Schwangere muss immer selbst entscheiden, wieviel Diagnostik sie haben möchte. Lehne also die Ultraschalle ab, wenn sie Dir zu häufig erscheinen. Es geht hier um DICH, nicht darum, lieb zum Arzt zu sein. Grenze Dich also gegenüber seinen Wünschen ab, wenn sie nicht mit Deinen übereinstimmen. Für ihn bist Du eh nicht als Mensch interessant, sondern tatsächlich mehr als Kundin, die tüchtig Geld einbringt. Dies hilft Dir sicher, Dich ihm gegenüber besser zu behaupten. Die Fruchtwasseruntersuchung würde ich auf gar keinen Fall machen lassen. Das Risiko, dass durch die Punktion eine Fehlgeburt ausgelöst wird, ist in Deinem Alter um ein Vielfaches (!) höher als das Down-Risiko. Es liegt bei 1:100, wenn man es in einem anerkannten Zentrum machen lässt. Beim niedergelassenen Gyn, der hier bei weitem nicht soviel Praxis hat wie ein Klinikarzt, dürfte es noch deutlich höher sein. Wenn überhaupt, würde ich das niemals bei ihm in der Praxis machen lassen, sondern dort, wo man sich auf pränatale Diagnostik spezialisiert hat. Setze Dich zur Wehr. Wenn er hartnäckig ist, sage ihm ruhig, dass Du Dich nicht wohl fühlst, wenn er Dich dauernd zu soviel Diagnostik drängen will. Lass Dich wie gesagt auf keinen Fall zur FW-Punktion überreden. Es ist ein Unding, dass Dein Arzt Dich hierzu drängen will - obwohl er weiß, welches Risiko damit verbunden ist und dass es gar nicht zu Deinem Alter passt (das mit dem Jahrgang ist totaler Quatsch!). Es geht hier offensichtlich rein ums Geld! Liebe Grüße, Bonnie-B


Mitglied inaktiv

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...das war nicht ganz klar in meinem Posting, sorry...


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