Mitglied inaktiv
Hallo, Dr. Bluni, ich bin in der 8. SSW. Mein FA hat mir 2 mal pro Woche 2,5 mg Folsäure verordnet. Zusätzlich nehme ich auf Anraten der Hebamme täglich 1 Kapsel Vitamin B-Komplex (hier sind 600 µg Folsäure enthalten) und da ich kein Obst vertrage 1 Kapsel Vitamin C (300 mg + 5 mg Zink). Können diese Mengen dem Embryo schaden? Außerdem würde ich gerne wissen, ob man in der SS Lakritz essen darf. Vielen Dank im voraus Lotte
hallo Lotte, 1.1. was die Frage nach einer Substitution von Nahrungsergänzungsstoffen & Vitaminen in der Schwangerschaft angeht, so ist dieses für die sich normal ernährende und gesunde Mitteleuropäerin und Nordamerikanerin auf Folsäure und Jodid beschränkt. Eine darüber hinausgehende Vitaminsubstitution ist nach bisheriger Datenlage nicht zwingend notwendig, auch, wenn es für einige Substanzen einen gewissen Nachholbedarf gibt. Eine sinnvolle Substitution betrifft vor allem Folsäure, Jodid (sofern keine Schilddrüsenfunktionsstörung vorliegt)und bei Bedarf Magnesium und/oder Eisen. 2. die offizielle Empfehlung, die auch von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE: www.dge.de)herausgegeben wird, ist, dass die Frau (sofern keine Schilddrüsenerkrankung vorliegt) schon mit Kinderwunsch und natürlich während der Schwangerschaft und Stillzeit täglich etwa 200 Mikrogramm Jodid zusätzlich substituiert, unabhängig von der Ernährung oder Einnahme von jodiertem Salz. Für den Fall, dass schon Medikamente wegen einer Schilddrüsenerkrankung eingenommen werden, ist es in jedem Fall ratsam, die Jodidsubstitution vorher mit der behandelnden Ärztin/Arzt abzusprechen, denn hier kann es schon mal sein, dass kein zusätzliches Jodid eingenommen werden darf. Die Vorteile einer Jodidsubstitution sind wissenschaftlich in vielen Studien erwiesen: Schwangere haben einen erhöhten Bedarf an Jod. Ein Jodmangel kann sich nicht nur an einer Vergrößerung der Schilddrüse zeigen, sondern kann für die schwangere Frau auch bedeutende Folgen haben. Ein Jodmangel des ungeborenen Kindes beeinträchtigt seine Entwicklung weitreichend. Die Neugeborenen können eine verlängerte Neugeborenengelbsucht zeigen und trinkfaul und bewegungsarm sein. Wenn die Diagnose nicht frühzeitig gestellt wird, kann sich dieses auf die weitere körperliche und neurologische Entwicklung auswirken. Die prophylaktische Einnahme von Folsäure ist schon bei Kinderwunsch bzw. in den ersten 3-4 Monaten der Schwangerschaft ratsam und sinnvoll. Für alle Frauen ohne Risiko (Patientin mit Epilepsiemedikamenten oder Kindern mit einer Neuralrohrfehlbildung, wie einem offenen Rücken) werden 0,4 mg/Tag empfohlen, ansonsten 5 mg. Untersuchungen belegen, dass eine gute Versorgung mit Folsäure in der Frühschwangerschaft das Risiko für Neuralrohrfehlbildungen des Kindes (z.B. offener Rücken )um bis zu 70% mindert. 3.es gibt hier keine Mengenbegrenzung. Die Schwangere sollte sich jedoch an die Empfehlung halten, hiervon nicht zuviel zu essen - dieses eher wegen der Kalorien! (4 Lakritzrollen enthalten ca. 10 Stk. Würfelzucker) da starker Lakritz in der Schwangerschaft wegen möglicher blutdruckerhöhender Wirkungen nicht empfohlen wird. VB