Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Trombophilie

Frage: Trombophilie

Mitglied inaktiv

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Sehr geehrter Herr Dr. Bluni, Schreibe Ihnen wieder nach einer längeren Zeit. Der letzte Stand war Schwangerschaft 14+3, jetzt ist es schon lange her, ich habe einen Sohn bekommen, leider Frühgeburt, in der 32.SSW. Es war dramatisch, aber der Kleine ist superfit und gesund und ich bin eine glückliche Mama. Die Medikamente, die ich einnahm, waren Prednison 2x5mg während der ganzen Schwangerschaft. Es gab Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Hämatologen und dem Frauenarzt, weil der Hämatologe mir in der Blutanalyse eine "milde" Störung gefunden hat, konnte aber nicht prüfen, ob es diese Störung gibt auch wenn ich nicht schwanger bin, denn ich war schon schwanger, als ich diese Analyse machte. Wie auch immer, der Hämatologe sagte es würde wegen Prednison zu einer Frühgeburt führen und tatsächlich war es so. Der Frauenarzt sagte aber, wenn ich Prednison nicht einnehme, dann gäbe es eine Fehlgeburt (wie die ersten 2 Male). Mein Frauenarzt (Belgrad) hat die Doktorarbeit mit dem Thema "Prednison und Schwangerschaft" abgeschlossen und es scheint, daß der einzige Weg, daß man die Schwangerschaft "behält", auch wenn es Frühgeburt gibt, Prednison ist Der Grund meines Schreibens ist, daß ich noch ein Kind möchte (der Kleine ist jetzt 20 Monate alt). Ich weiß nicht womit ich anfangen sollte, auf jeden Fall will ich diesmal alle Analysen vor der Schwangerschaft machen. Letztes Mal zeigten alle Analysen, daß ich gesund bin, außer Trombophilie. Soll ich zuerst zum Hämatologen gehen und dann zum Frauenarzt ? Denn wenn ich wieder schwanger werde, dann kriege ich Prednison und das wird wieder zu einer Frühgeburt führen. Glauben Sie mir, daß ich keine Kraft habe wieder alles noch einmal durchzumachen und ein zweites Kind will ich wirklich so gerne. Was schlagen Sie vor ? Obwohl ich in Belgrad lebe und viele Ärzte zu Rate ziehen kann, bitte ich auch im Ihre Meinung. Und noch etwas : wie gefährlich ist tatsächlich Trombophilie ? (auch wenn man nicht schwanger ist). Ich rauche bis 5 Zigaretten täglich, ist das ein großes Risiko ? Ich danke Ihnen sehr für Ihre Antwort, auch wenn es länger dauert. Viele Grüße aus Belgrad Milena


Dr. med. Vincenzo Bluni

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liebe Milena, die Arbeit des Doktors in Belgrad in allen Ehren, aber Fakt ist, dass es international keine allgemeine Empfehlung zur Verbreichung von Prednison gibt, um eine Schwangerschaft zu verlängern oder einer Frühgeburt vorzubeugen. Für eine solche Medikation kann es aber schon mal andere Indikationen geben. Liegt eine Thrombophilie (erhöhte Gerinnungsneigung; Zustand nach Thrombose) vor, dann ist hier sicher ein erhebliches Wiederholungsrisiko, gerade in der Schwangerschaft gegeben. Hier ist es dann sehr ratsam entweder über den Frauenarzt /Frauenärztin mit einem Speziallaboratorium, das sich in der Diagnostik der Thrombophilien gut auskennt, oder über eine entsprechend erfahrene, klinische Einrichtung abzuklären, ob eine solche Schwangere schon von Beginn der Schwangerschaft an neben Kompressionsstrümpfen auch ein Mittel zur Blutverdünnung benötigt. Liegt bei der Schwangeren ein Risiko vor: Zustand nach Thrombose oder eine angeborene Blutgerinnungsstörung, so kann eben die Verordnung z.B. eines niedermolekularen Heparins zur Blutverdünnung notwendig werden. Dieses reduziert dann ganz erheblich das durch die Gerinnungsstörung oder die Situation nach einer durchgemachten Thrombose erhöhte Risiko für eine Thrombose oder Embolie. Eine Schwangerschaft ist bekanntermaßen ein Zustand, der auch ohne eine solche Vorgeschichte dazu führt, dass Thrombosen & Embolien häufiger vorkommen können. Mögliche Nebenwirkungen unter einer solchen Therapie treten selten auf, sollten aber bedacht werden: es kann zum Abfall der Blutplättchen kommen oder Blutungen hinter dem Mutterkuchen, beim Kind sind keine negativen Folgen zu erwarten. Weitere Infos erhalten Sie unter dem Stichwort Thrombophilie und Schwangerschaft in den bekannten Suchmaschinen. Das Rauchen erhöht nicht nur das Risiko für eine Thrombose und Embolie, sondern auch dieses für eine Frühgeburt! Das Anliegen, das Rauchen entweder ganz aufzugeben oder zumindest auf ein Minimum zu reduzieren, ist sehr ehrenhaft und aus medizinischer Sicht kann man sich über jede Schwangere freuen, die es schafft, die Schwangerschaft ohne Zigaretten zu überstehen. Dennoch sind wir uns bewusst, dass dieses erstens nicht immer so klappt und dass man in einigen Fällen schon froh sein muss, die Frau dazu gebracht zu haben, die Menge der Zigaretten deutlich zu reduzieren. Das Rauchen sollte in jedem Fall und zwar sofort während der Schwangerschaft unterbleiben. Es sind hier auch keine Entzugssymptome zu erwarten. Das Umsteigen auf "leichte Zigaretten" ist nichts anderes, als ein Werbetrick: denn die enthalten die gleiche Menge an krebserregenden Substanzen und richten nicht weniger Schaden an, als die anderen! Das Rauchen führt zwar nicht zu irgendwelchen Fehl- oder Missbildungen, dennoch sind die meist nicht so sichtbaren Folgen für die Kinder nicht zu vernachlässigen oder zu verharmlosen: Die folgenden Probleme können bei Kindern auftreten, deren Mütter in der Schwangerschaft rauchen: Konzentrationsschwäche und Hyperaktivität. Die Gefahr, dass Kinder aggressives Verhalten entwickeln, ist dann dreifach erhöht, wenn ihre Mütter während der Schwangerschaft geraucht haben. Die Kinder entwickeln viermal so häufig das Zappelphilipp-Syndrom wie die von nichtrauchenden Frauen. Untersuchungen belegen auch, dass Kinder rauchender Mütter bis zu viermal häufiger Verhaltensauffälligkeiten, wie Unaufmerksamkeit, Impulsivität und Hyperaktivität zeigen. Hinzukommt, dass die Kinder einen niedrigeren Intelligenzquotienten haben. Kinder, deren Mütter während der Schwangerschaft rauchen, haben ein um 30 Prozent erhöhtes Risiko, im Jugendalter an Asthma zu erkranken Werdende Mütter, die rauchen, setzen außer der Gesundheit auch die Intelligenz ihres Nachwuchses aufs Spiel, Frauen, die während der Schwangerschaft mehr als eine Schachtel Zigaretten täglich rauchen, erhöhen das Risiko, dass ihr Baby später an "Plötzlichem Kindstod" stirbt, um mindestens das Siebenfache. Säuglinge von Nichtraucherinnen wiegen bei der Geburt durchschnittlich 3.493 Gramm. Kinder von Frauen, die täglich mehr als 20 Zigaretten rauchen wiegen nur 3.216 Gramm. Die Frühgeburtlichkeit mit allen Folgen ist bei Raucherinnen bekanntermaßen viel häufiger anzutreffen. Insgesamt drei krebserregende Substanzen Karzinogene, die im Tabakrauch enthalten sind, haben die Wissenschaftler auch im Blut ungeborener Kinder nachgewiesen. Etwaige Folgen - z.B. für Krebserkrankungen im Kindesalter - sind bisher noch nicht abzusehen. Kinder von Müttern, die in der Schwangerschaft geraucht haben, zeigen häufiger Konzentrationsschwächen und Sprachstörungen. Herzliche Grüße nach Belgrad. VB


Mitglied inaktiv

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Lieber Herr Dr. Bluni, Ich danke Ihnen für die ausführliche Antwort ! Ich werde Ihren Rat jedenfalls befolgen. Es muß eine Lösung geben.Was das Rauchen angeht, ich habe nie in der Schwangerschaft geraucht. Da ich jetzt nicht schwanger bin, rauche ich bis 5 Zigaretten, und nicht jeden Tag. Ich nehme an, daß das nicht so schlimm ist, außerdem bin ich nicht abhängig - ich kann einfach aufhören. Wenn ich wieder schwanger werde, dann werde ich ganz sicher nicht rauchen. Danke nochmals Milena


Dr. med. Vincenzo Bluni

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liebe Milena, schön zu hören, dass Sie in der Schwangerschaft dann nicht rauchen werden und dass Ihnen die Ausführungen ein wenig geholfen haben. Bei weiteren Fragen melden Sie sich doch bitte wieder bei uns. VB


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