Triple-Test, Chrionzottenbiopsie oder FW-Punktion????

Dr. med. Vincenzo Bluni Frage an Dr. med. Vincenzo Bluni Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

Frage: Triple-Test, Chrionzottenbiopsie oder FW-Punktion????

Hallo Herr Dr. Bluni, ich bin in der 8 SSW und habe beim letzten Besuch meines FA eine Broschüre für den Triple-Test erhalten. Mit den Worten, ich solle mir mit meinem Partner überlegen, ob ja oder nein und wenn der Test positiv ausfällt über einen evtl. Abbruch nachdenken. Jetzt lese ich hier permanent über die Feststellung diverser Fehlbildungen anhand von vielen Tests. Warum soll man denn erst einen Triple-Test zwischen der 11-14 SSW durchführen, wenn eine Chrionzottenbiopsie in der 10 SSW oder vielleicht eine spätere FW-Punktion sicherere Ergebnissse liefert als der Triple-Test? Für mich ist die Gewissheit, dass mein Kind gesund ist, wie für jede Mutter natürlich auch, imens wichtig. Nur ist mir im Moment nicht klar, auf welchen Test ich verzichten kann (auch aus finanziellen Gründen) und welcher Test Sinn macht und nicht nur ein Risiko berechnet sondern mir ein relativ klares Ergebnis aufzeigt! LG, Purzel

Mitglied inaktiv - 21.05.2009, 12:15



Antwort auf: Triple-Test, Chrionzottenbiopsie oder FW-Punktion????

Hallo, Pränataldiagnostik (vorgeburtliche Diagnostik zum Ausschluss oder Risikoeinschätzung genetischer Störungen und Missbildungen) ist sicher immer mehr auch ein sehr sensibles Thema, bei dem die objektive Information und Aufklärung durch Frauenärztin/Frauenarzt im Vordergrund stehen sollte, wenn die schwangere Frau dieses anspricht oder sich aus der Vorgeschichte die Notwendigkeit ergibt, darüber zumindest zu sprechen. Sofern kein besonderes familiäres Risiko für genetische Störungen oder Missbildungen vorliegt, die Frau nicht 35 Jahre oder älter ist und sie auch nicht schon vorweg ein entsprechendes Bedürfnis nach Informationen zur vorgeburtlichen Missbildungsdiagnostik äußert, würde sicher nicht generell zu einer weiterführenden Diagnostik geraten werden. Dem behandelnden Arzt obliegt hier eher die Aufgabe, objektiv zu informieren; weniger, zu einer bestimmten Entscheidung oder einem bestimmten Verfahren zu drängen. Die Besprechung zu diesem Thema kann natürlich auch schon zu jedem Zeitpunkt vor diesem Alter stattfinden. Ist die schwangere Frau 35 Jahre oder älter und/oder gibt es ein familiäres Risiko für genetische Erkrankungen oder Missbildungen, sollte man mit ihr bei Kinderwunsch oder zu Beginn einer Schwangerschaft schon über die damit verbundenen Risiken für Mutter und Kind sprechen und dazu gehört eben auch das Thema Pränataldiagnostik inklusive der Möglichkeit einer unabhängigen genetischen und ggf. psychosozialen Beratung in einer unabhängigen Einrichtung. Bestandteil der Aufklärung/Information von Frauenärztin/Frauenarzt zu diesem Themenkomplex sollte immer auch die individuelle Information über mögliche Konsequenzen, Grenzen der Verfahren und Risiken sein, so dass die Eltern den Sachverhalt gut nachvollziehen können, um ihnen die Möglichkeit zu geben, dann eine eigene Entscheidung für oder gegen eine weiterführende Diagnostik zu treffen. Es steht meines Erachtens also zunächst die ausführliche Information der jeweiligen Methoden im Vordergrund stehend. Die Entscheidung selbst kann und sollte aber nur das betroffene Elternpaar selbst fällen. Über die nicht invasiven Verfahren der Pränataldiagnostik, wie z.B. die Nackentransparenzmessung, das Ersttrimesterscreening, differenzierter Organultraschall/Missbildungsultraschall um die 22. SSW sollte man, sofern gewünscht, ebenso mit der Schwangeren/ dem Paar sprechen, wie auch über die invasiven Verfahren, wie Amniozentese (Fruchtwasserpunktion) oder Chorionzottenbiopsie. Über den Triple-Test muss man zumindest informieren; empfehlen kann man dieses Verfahren kaum mehr. Das Risiko für die Geburt eines Kindes mit einer Trisomie 21 (Down-Syndrom) liegt bei einer 25jährigen (keine familiäres Risiko vorausgesetzt) bei 1: 1352, bei einer 30jährigen bei 1:895,bei einer 32jährigen 1:659, bei einer 36jährigen bei 1:280, bei einer 38jährigen 1: 167 und bei einer 40jährigen bei 1:97. Ebenso steigt bei einer Frau ab dem 35. Lebensjahr das Risiko für schwangerschaftsspezifische Komplikationen, wozu auch Fehlgeburten gehören, an. Das Risiko einer Fehlgeburt infolge einer Fruchtwasserpunktion oder einer Chorionzottenbiopsie liegt in etwa bei 1:100, was dem Risiko einer 40jährigen für die Geburt eines Kindes mit einem Down-Syndrom entspricht. Wenn die Frau/die Eltern sich gegen eine invasive Diagnostik wie der Amniozentese oder Chorionzottenbiopsie zum Ausschluss einer Trisomie oder ähnlicher Chromosomenstörungen entscheiden, weil sie das Risiko z.B. für eine Fehlgeburt nicht eingehen möchten, dann ist der Frau (insbesondere, wenn sie älter ist, als 35 Jahre) in erster Linie die Messung der Nackentransparenz oder das Ersttrimesterscreening zwischen der 11.+14. SSW zu empfehlen. Bitte nicht vergessen: 1.der sichere Ausschluss von Chromosomenstörungen ist nur durch eine Chorionzottenbiopsie oder Fruchtwasserpunktion möglich. 2. mit der Amniozentese oder der Chorionzottenbiopsie können nicht alle genetischen Störungen, Stoffwechsel-, Muskel- oder Erbkrankheiten erkannt werden. Sofern das genetische Ergebnis der Amniozentese/Chorionzottenbiopsie unauffällig ist, werden damit Erkrankungen und Fehlbildungen des Ungeborenen nicht ausgeschlossen. Dazu können u.a. Herzfehler, Spaltbildungen im Gesicht, Fehlbildungen, wie z.B. Extremitätenfehlbildungen und auch geistige Behinderungen oder Stoffwechselkrankheiten gehören. Denn solche Fehlbildungen und Erkrankungen sind nicht zwangsläufig mit einer erkennbaren Abweichung im Chromosomensatz verbunden. Eine Garantie für ein Kind ohne eine genetische Erkrankung kann keine Methode der Pränataldiagnostik geben. Pränatale Diagnostik wird eben zur Identifizierung diagnostizierbarer Probleme unter klarer Indikation angewendet. 3.Die hohe Zuverlässigkeit der Nackentransparenzmessung oder des Ersttrimesterscreenings hängt sicher ganz wesentlich von der Qualifikation und Erfahrung des Untersuchers, sowie des Ultraschallgerätes ab. Dieses setzt deshalb voraus, dass es sich bei dem Untersucher/Untersucherin um einen entsprechend der Vorgaben der Fetal Medicine foundation in London zugelassenen und qualifizierten Arzt handelt. Handelt es sich um eine spezielle Einrichtung für Pränataldiagnostik, ist von einer solchen Qualifikation erfahrungsgemäß auszugehen. Fragen Sie also vorher nach der Qualifikation und der Häufigkeit, mit der dieses Verfahren vom Anbieten denn durchgeführt wird! 4.neben den üblicherweise drei vorgesehenen Ultraschalluntersuchungen in der Schwangerschaft wird bei besonderen Indikationen (Risiko aus der Vorgeschichte oder dem Alter, Auffälligkeiten, Wachstumsretardierung, andere Besonderheiten) ein so genannter differenzierter Organultraschall/Feinultraschall/Missbildungsultraschall zwischen der 19. + 23. SSW von einem Arzt mit entsprechender Qualifikation in der Pränataldiagnostik durchgeführt. Meist in einer Spezialpraxis oder einem Perinatalzentrum. Hierbei schaut der Untersucher/in nach der kindlichen Aktivität, dem Bewegungsmuster, dem Profil des Gesichts der Fruchtwassermenge und der Plazenta. Darüber hinaus wird nach sichtbaren Fehlbildungen im Bereich der Weichteile, Organe, Knochen, des Zentralnervensystems, des Herzens und der Extremitäten geschaut. Gegebenenfalls wird auch die Versorgungslage des Kindes mit Hilfe eines Dopplers ergänzend durchgeführt. Wichtig in dem Zusammenhang ist aber , dass ein Ausschluss von Chromosomenanomalien per Ultraschall als Alternative zu einer invasiven Diagnostik (wie der Fruchtwasserpunktion, Chorionzottenbiopsie oder der Nabelschnurblutentnahme ) nur beschränkt durch den Nachweis von charakteristischen, aber nicht obligatorisch vorhandenen Hinweiszeichen auf Chromosomenanomalien möglich ist. VB

von Dr. med. Vincenzo Bluni am 21.05.2009



Antwort auf: Triple-Test, Chrionzottenbiopsie oder FW-Punktion????

hallo, schleich mich mal kurz rein. ist das dein ernst? hat dein arzt echt gesagt, ihr sollt über einen abbruch nachdenken, wenn der triple test ein positives ergebnis aufweist??? der test ist doch mittlerweile völlig veraltet und auch völlig unsicher, da oft falsch-positive ergebnisse dabei rauskommen. eine bessere "risikoberechnung" bietet die nackenfaltenmessung (in kombination mit us und blutuntersuchung). aber da erhälst du auch nur statistische aussagen über trisomie 13, 18 und 21, keine diagnose. bei mir hat der test damals 100 € gekostet. ein sicheres ergebnis bietet entweder die fu oder die chorionzottenbiopsie. der rest (triple test, nackenfaltenmessung) ist eine reine risikoberechnung. lg claudia & ben

Mitglied inaktiv - 21.05.2009, 14:03



Antwort auf: Triple-Test, Chrionzottenbiopsie oder FW-Punktion????

um es ganz klar zu sagen: 1-2% der kinder sterben durch die fw-punktion bzw chorionzottenbiopsie. das ist ein guter grund, es nicht zu machen. darauf wollte dein gyn hinaus: würdet ihr eine konsequenz draus ziehen, wenn es zb eine trisomie 21 hätte und abtreiben? denn nur dann muss man es 100% wissen. sonst kann man dem kind das risiko ersparen und sich mit der ja auch recht hohen wahrscheinlichkeit durch die ultraschall-untersuchungen zufrieden geben. nur garantien für ein gesundes kind gibts da halt nicht (kann einem aber eh niemand geben, meine meinung). überleg's dir sehr gut!!

Mitglied inaktiv - 22.05.2009, 12:21



Ähnliche Fragen ähnliche Fragen

Aufschlüsselung Triple-Test (gerne auch an alle)

Hallo Herr Dr. Bluni, sicher sollte ich mich mit meiner Frage direkt an meinen FA wenden, aber dieser kommt erst am Montag aus dem Urlaub zurück und ich habe gestern das Testergebnis meines Triple-Tests von einem Labor zugeschickt bekommen. Ich bin jetzt einfach total überfordert, was die Untersuchungsergebnisse betrifft und halte es keines Fall...


Aufschlüsselung Triple-Test (gerne auch an alle)

Zweiter Versuch. Hälfte des Textes wurde nicht übertragen :( Hallo Herr Dr. Bluni, sicher sollte ich mich mit meiner Frage direkt an meinen FA wenden, aber dieser kommt erst am Montag aus dem Urlaub zurück und ich habe gestern das Testergebnis meines Triple-Tests von einem Labor zugeschickt bekommen. Ich bin jetzt einfach total überfordert,...


Letzter Versuch: Triple-Test

Also wenn es jetzt wieder nicht funktioniert, gebe ich mich den Tücken der Technik geschlagen :o( Hallo Herr Dr. Bluni, sicher sollte ich mich mit meiner Frage direkt an meinen FA wenden, aber dieser kommt erst am Montag aus dem Urlaub zurück und ich habe gestern das Testergebnis meines Triple-Tests von einem Labor zugeschickt bekommen. Ich...


Triple-Test

Guten Tag, habe eine Frage bezüglich des Tripl-Tests. Habe bereits eine Tochter und bin 31 Jahre alt. Bei welcher Wahrscheinlichkeit wird einem normalerweise zu einer Fruchtwasseruntersuchung geraten? Ist dies von Arzt zu Arzt unterschiedlich? Soweit ich weiß, liegt die normale Wahrscheinlichkeit bei 1:250. Bei Frauen über 35 Jahren bei...


auffälliger Triple-Test

hallo herr dr. bluni, mein frauenarzt und ich haben am 23.06.08 triple-test machen lassen. bin jetzt in der 17 ssw. er sagte mir, bei auffälligkeiten würde er mich anrufen, ansonsten solle ich mich telefonisch am freitag vormittag bei ihm melden. nun, am donnerstag klingelte mein telefon und als ich den namen der praxis im display las, wäre mir fa...


Triple-Test oder NT-Screening oder doch beides?

Ich habe jetzt von meiner Ärztin die Infozettel zu den beiden Untersuchungen mit bekommen!Doch meiner meinung nach ist das doch das selbe oder??? Welche würden sie empfelen oder ist es besser beide machen zu lassen? Würde mich sehr freuen wenn ich eine schnelle Antwort bekomme!


Triple-Test

Kann bei einem Triple-Test Triploidie erkannt werden?


Triple-Test große Verunsicherung

Hallo habe leider einen Triple Test machn lassen, heute hat dann meine Frauenärztin angerufen und gesagt das ein Wert (E3) nicht im Normbereich wäre!! Ich bin 24 Jahre alt und der Test wurde in ssw 15+5 gemacht mit folgendem Ergebnis: AFP: 46 IU/ml // 1,06 MoM E3: 0,29 ng/ml// 0,53 MoM HCG: 72593 IU/l // 2,2 MoM die Werte wurden nachmittags a...


auffälliger triple-test

habe heute die auswertung vom triple-test bekommen, diese sind laut laborbefund nicht in ordnung bei der trisomie21. obwohl ich weiß das von diesem test abgeraten wird, da ungenaue ergebnisse. muß dazu sagen das ich vor 8jahren (alter 29) auch einen test gemacht hab und dieser ebenfalls eine trisomie21 erkrankung laut test vorlag, ich aber einen...