Hallo Herr Dr. Bluni,
in meiner ersten Schwangerschaft war der Test auf Streptokokken positiv. Sollte ich dies erneut testen lassen bevor ich eine zweite Schwangerschaft plane?
Meine Tochter kam Mitte der 37. Woche zur Welt. Ich musste zeitweise liegen im letzten Drittel wegen verkürztem Geb.M.hals und vorzeitigen Wehen.
Kann ich eine normale zweite Schwangerschaft haben oder sollte ich wegen der letzten "Frühgeburt" vor einer ernneuten Schwangerschaft nochmal zum Arzt?
Vielen Dank und liebe Grüße
Mitglied inaktiv - 20.10.2008, 20:20
Antwort auf:
Streptokokken
Hallo,
1. entsprechend einer aktuellen Leitlinie der Fachgesellschaften für Gynäkologie & Geburtshilfe wird mittlerweile für alle schwangeren Frauen zwischen der 35.-37. Schwangerschaftswoche ein bakteriologischer Abstrich aus der Scheide empfohlen, um nach bestimmten Bakterien, den so genannten ß-hämolysierenden Streptokokken, zu suchen.
Dieses ist aber keine so genannte S3-Leitlinie, die damit verbindlich oder Bestandteil der Mutterschaftsrichtlinien wäre.
Ob es also wirklich sinnvoll ist, hier alle Schwangeren ohne Differenzierung zu testen, das möchte ich mal dahingestellt lassen.
Diese keime finden sich bei etwa 10-30% aller Schwangeren. Sie werden aber nur bei einer sehr kleinen Gruppe von Frauen für deren Neugeborene überhaupt eine klinische Bedeutung haben.
2. eine Vorgeschichte mit vorzeitigen Wehen oder einer Frühgeburt bedeutet für eine neue Schwangerschaft, dass das Risiko für vorzeitige Wehen inklusive Frühgeburtlichkeit erhöht ist, wobei wir dieses zahlenmäßig nicht allgemein gültig benennen können.
Vor und in einer nachfolgenden Schwangerschaft ist deshalb die ausführliche Aufklärung und Information durch Ihre Frauenärztin/Frauenarzt über Ursachen, mögliche und sinnvolle Präventivmaßnahmen & Diagnostik umso wichtiger:
Dazu gehören die Ausschaltung von Risikofaktoren wie Rauchen und eine rechtzeitige Sanierung der Zähne beim Zahnarzt, da eine Zahnfleischentzündung oder Karies das Risiko für Frühgeburtlichkeit und ein Untergewicht bei den Kindern bekanntermaßen erhöhen. Diese Sanierung der Zähne wird am besten vor der Schwangerschaft durchgeführt. In der laufenden Schwangerschaft ist es ratsam, das genaue Vorgehen zwischen Ihrer Frauenärztin/Frauenarzt und Zahnärztin/Zahnarzt abzustimmen.
In der laufenden Schwangerschaft ist es dann sinnvoll, eine bakterielle Besiedlung der Scheide auszuschließen und dieses ggf. durch PH-Wert-Kontrollen zu ergänzen. Die prophylaktische Einnahme von Magnesium kann zur Beruhigung der Gebärmutter beitragen.
Um die 23. Schwangerschaftswoche kann das Ausmessen der Gebärmutterhalslänge im vaginalen Ultraschall Hinweise auf Frühgeburtsbestrebungen geben.
Stimmen Sie das für Sie sinnvollste Vorgehen rechtzeitig mit Ihrer Frauenärztin/Frauenarzt ab.
VB
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 20.10.2008