Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

SS-Diabetis / Glucosetoleranztest - gerne auch @alle

Dr. med. Vincenzo Bluni

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Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

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Frage: SS-Diabetis / Glucosetoleranztest - gerne auch @alle

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Hallo Herr Dr. Bluni! Ich bin jetzt in der 30. SSW. Vor zwei Tagen wurden bei der Vorsorgeuntersuchung stark erhöhte Zuckerwerte im Urin festgestellt. Mein FA meinte jedoch, das würde nichts aussagen. Vier Wochen vorher war ich wegen vorzeitiger Wehen stationär im KH; dort wurde ein Glucostetoleranztest durchgeführt - allerdings nicht 3-stufig, sondern nur mit Blutzucker-Messung vor Einnahme der Lösung und dann nach zwei Stunden nochmal (bei meiner ersten SS wurde schon nach einer Stunde nochmal kontrolliert). Die Werte waren anscheinend o.k. - ich bin jetzt aber doch verunsichert, ob der Test überhaupt richtig durchgeführt wurde. Was sagen Sie dazu? Mein FA sieht offenbar keine Veranlassung, den Test zu wiederholen. Da ich eigentlich strikte Bettruhe einhalten soll, kann ich auch schlecht 3 Stunden in der Arztpraxis sitzen. Ist es für das Baby gefährlich, jetzt einfach abzuwarten? Gibt es andere Kontrollmöglichkeiten? Was raten Sie mir? Für Ihre Antwort jetzt schon vielen Dank! GB


Dr. med. Vincenzo Bluni

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Hallo, physiologischerweise kommt es in der Schwangerschaft zu einer vermehrten Ausscheidung von Glucose (Zucker) mit dem Urin. Das in der Schwangerschaft erhöhte Herzminutenvolumen bedingt eine gesteigerte Nierendurchblutung, was in den kleinen Gefäßen der Niere zu einem höheren Filtrat führt. Dabei ist dann das Vermögen der so genannten Nierenkanälchen zur Rückaufnahme des Filtrates reduziert. Dieses normalisiert sich häufig gegen Ende der Schwangerschaft wieder. Allerdings verursacht die erhöhte Filtratmenge eben auch eine verstärkte Ausscheidung von Glucose. Die Fähigkeit zur Rückaufnahme der Glucose bleibt hier jedoch gleich und aus diesem Grund steigt der Glucoseanteil im Urin in der Schwangerschaft physiologischerweise. Wir müssen uns also nicht gleich Sorgen machen, wenn Glucose im Urin nachgewiesen wird. Jedoch sollte bei wiederholtem Nachweis von Glucose im Urin (Glucosurie) an einen Schwangerschaftsdiabetes gedacht werden und zum Ausschluss desselben ein Glucosetoleranztest durchgeführt werden. 2. die Screeninguntersuchung nach einem Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes) besteht in einer einmaligen Bestimmung des Blutzuckers (BZ) nach Trinken von 200 ml einer Zuckerlösung mit 50 Gramm Glukose. Vorteil hierbei ist, dass die Schwangere nicht nüchtern zu sein braucht. Die Flüssigkeit sollte innerhalb von 5 Minuten langsam getrunken werden und die Blutentnahme 60 Minuten danach erfolgen. Erreicht der BZ-Spiegel den Wert von 7,7 mmol/l (140 mg/dl), besteht der Verdacht auf eine diabetische Stoffwechsellage. Tageszeit oder vorausgegange Mahlzeiten spielen dabei keine Rolle. Zur endgültigen Diagnosestellung wird deshalb ein oraler Glukosetoleranztest (oGTT) bei unveränderter Ernährung der Schwangeren durchgeführt. Dieses am sinnvollsten in einer diabetologischen Schwerpunkteinrichtung oder bei einem niedergelassenen Diabetologen. Hierzu muss die Schwangere vor der Testung 9-12 Stunden nüchtern sein. Zu Beginn bekommt sie erstmalig Blut abgenommen (Nüchternblutzucker), dann erhält sie 300 ml einer Zuckerlösung mit 75 Gramm Glukose zu trinken. Nach einer und nach zwei Stunden wird erneut Blut zur Bestimmung des Blutzuckers abgenommen. 3. Bitte sprechen Sie sich aus diesem Grund zum weiteren Vorgehen mit Ihrer behandelnden Frauenärztin/Frauenarzt ab. VB


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