Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Schwangerschaftsdiabetis

Dr. med. Vincenzo Bluni

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Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

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Frage: Schwangerschaftsdiabetis

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Hallo lieber Dr. Bluni, ich war heute bei meiner FÄ um meinen Blutzuckertest auszuwerten. Es stellte sich heraus, dass ich unter Schwangerschaftsdiabetis habe. Nun muss morgen zur Internistin. ich bin der 22. SSW. Meine FÄ ist der Meinung, dass ich dann gleich auf Insulin eingestellt werden soll. (Meine Werte Blutzucker nüchtern: 7,28 nach 50 g Gluc. und 60 min warten, war er bei 12,50)Sie meinte auch noch, dass ich dann ab nächster Woche nicht mehr arbeiten darf, sie sprach von einem Berufsverbot bis zum Ende der SSW. Stimmt das wirklich? Vorstellen kann ich mir das nicht. Wie ist das mit dem gehalt? gelten nach wievor 6 Wochen und dan gibt es Geld von der Krankenkasse? Vielen lieben Dank für Ihre Antwort. LG Annett


Dr. med. Vincenzo Bluni

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liebe Annett, das ist so sicher nicht ganz richtig: 1. eine Diabetikerin kann heute eine Schwangerschaft in aller Regel "normal" austragen und ein gesundes Kind zur Welt bringen. Es ist aber zu fordern, dass sie sich spätestens nach Diagnosestellung des Schwangerschaftsdiabetes von einem diabetologisch erfahrenen Internisten und einem mit diabetologischen Problemen vertrauten Gynäkologen gemeinsam betreuen läßt. Wichtigstes Ziel der Prophylaxe und Behandlung ist eine normoglykämische (normale Zuckerwerte) Diabeteseinstellung. Dieses Ziel ist erreicht, wenn die Blutglukosewerte vor den Mahlzeiten unter 90 mg/dl, eine Stunde nach dem Essen unter 140 mg/dl, zwei Stunden danach unter 120 mg/dl liegen. In der ersten Schwangerschaftshälfte soll das HbA1c im oberen Normbereich, später im unteren Normbereich stoffwechselgesunder Schwangerer liegen (Normbereich mit 4,8 bis 6,0 %). Das Therapiekonzept des Gestationsdiabetes sieh als erste Stufe eine Ernährungsberatung vor. In 90% der Fälle genügt diese Ernährungsumstellung (bei der übrigens kaum eine Patientin Hungergefühl hat), um das Therapieziel zu erreichen. Gleichzeitig sollte eine ausreichende Bewegung der Schwangeren sichergestellt sein. Bereits ein halbstündiger Spaziergang nach dem Essen kann die Blutzuckerwerte deutlich senken. Nur bei Schwangeren, die auch dann noch ein pathologisches Blutzuckertagesprofil (wie oben angegeben) aufweisen, ist zusätzlich eine Insulingabe notwendig. Zur Ernährungsumstellung ist folgendes zu sagen: Empfohlen wird eine Ernährung, die eine für die Bedürfnisse der Schwangerschaft adäquate Kalorienmenge und Zusammensetzung enthält. Der Kalorienbedarf für eine Schwangere im 2. und 3. Schwangerschaftsdrittel (Trimenon) beträgt ca. 30 kcal/kg Körpergewicht. Bei Frauen mit einem Body-Mass-Index von größer 27 kg/ Quadratmeter Körperoberfläche am Beginn der Schwangerschaft sollte die Kalorienmenge auf 25 kcal/ kg Körpergewicht reduziert werden. Die Kostverordnung soll von einer ausgebildeten Fachkraft nach Kohlenhydrat-Einheiten (KE) quantifiziert werden. Weiteres sollte mit den Experten vor Ort besprochen werden. BEi guter Einstellung wird eine Schwangere mit Schwangerschaftsdiabetes auch ihrer regulären Tätigkeit nachgehen können. Auf den Internetseiten der Deutschen Diabetes-Klinik an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf http://www.diabetes.uni-duesseldorf.de/download/DDFI_Broschuere_Schwangerschaft.pdf können Sie dazu eine sehr lehrreiche Broschüre für Betroffene downloaden. VB


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