Mitglied inaktiv
Sehr geehrter Herr Dr. med. Bluni, ich bin 23 Jahre alt und in der 9. Schwangerschaftswoche. Da ich eine rheumatoide Athritis habe, wurde ich von meinem Frauenarzt als Risikoschwangere eingestuft. Wegen meiner rheumatischen Erkrankung nehme ich 1x täglich 5mg Cortision. Gleichzeitig hat mir mein Frauenarzt ASS 100 verschrieben, die ich täglich einnehmen soll, um die Durchblutung der Plazenta zu fördern. Er meinte dies seien ganz neue Erkenntnisse in der Medizin. Ich verstehe nicht was meine rheumatoide Erkrankung mit der Durchblutung der Plazenta zu tun hat. Wie ist ihre Meinung zur dauerhaften Einnahme von ASS in der Schwangerschaft? In meiner ersten Schwangerschaft habe ich auch kein ASS eingenommen und trotzdem gab es keine Komplikationen. Mit freundlichen Grüßen Ariane Nieß
liebe Ariane, 1. Rheumatische Erkrankungen können sich i.d. Schwangerschaft verschlechtern oder können in ihrer Aktivität abnehmen. Mittel der Wahl sind Kortikosteroide. Prednison und Prednisolon sind dann die Mittel der Wahl. Bei einer selten erforderlichen, hochdosierten Behandlung über viele Wochen sollte das kindliche Wachstum sonographisch beobachtet werden. Bei bis zur Geburt anhaltenden Therapie sollte an die Nebennierenrindenfunktion des Kindes gedacht werden, wenn bestimmte Dosen überschritten werden. Nichtsteroidale Antirheumatika mit kurzer Halbwertzeit sind sehr restriktiv, bis ca. zur 32. SSW einsetzbar. Die so genannten Basistherapeutika sind nicht erlaubt und müssen zum Teil schon vor der Schwangerschaft abgesetzt werden. Sulfasalazin z.B. ist nach vorliegenden Erkenntnissen unbedenklich. Das genaue Vorgehen und die optimale Therapieeinstellung sollte zwischen behandelndem Frauenarzt oder Frauenärztin und Rheumatologen abgesprochen werden. Bei weiteren Fragen wenden Sie sich doch bitte an unseren Experten für Medikamente in der Schwangerschaft, Herrn Dr. Paulus. Er hat übrigens hier bei rund-ums baby.de auch ein Forum zu solchen Fragen. Die Adresse ist http://www.rund-ums-baby.de/med_schwangerschaft/ 2. ei der Betreuung von Patienten mit einer vor der 32. SSW aufgetretenen IUGR (Wachstumsminderung) oder Präeklampsie („Gestose“) in der Vorgeschichte wird bei Fehlen einer zugrunde liegenden Erkrankung (Hoher Blutdruck), Nierenerkrankung, Diabetes) von einigen Fachvertretern die prophylaktische Gabe von Acetylsalicylsäure (ASS, 100 mg einmal täglich abends) empfohlen. Die Wirksamkeit von ASS scheint umso größer zu sein, je eher die Prophylaxe begonnen wird. Aufgrund fehlender Unbedenklichkeitsnachweise wird derzeit die ASS-Gabe aber erst ab der 12. SSW empfohlen. Auch Patientinnen mit Nachweis eines pathologischen uterinen Doppler-Flussmusters im 2. Trimenon oder bereits nachgewiesener IUGR sollte ASS gegeben werden. Jedoch sollte hier die Risiken abgewogen werden. Für die Situation einer rheumatischen Erkrankung liegen mir dazu keine Empfehlungen vor. VB