Annapas
Sehr geehrter Dr. Bluni, sehr geehrte Mitschwangere, dies wird ein langer Text, aber ich wüsste sonst nicht wohin mit meinen Fragen und Sorgen. Ich bin eine "reife" Schwangere und habe ziemlich viel getan, um schwanger werden zu können. 1) Essen und essen kochen sind eine Phobie geworden. Alles wird nur abgekocht gegessen und ich esse auch kein frisches Obst mehr aus Angst vor einer Listerien-oder Toxoplasmoseinfektion. 2) Auch fasse ich Türklinken in unserem Haus nur noch mit Taschentücher an, da eine Mieterin eine Katze hat ( hatte dazu such schon eine Frage gestellt). 3) Ich kann mir auch nicht mehr unbesorgt ein Brötchen schmieren, nach jedem Arbeitsgang werden Hände gewaschen, nach dem Brot aus der Tüte legen, öffnen der Verpackungen usw. 4)Ein Waschgang in der Spülmaschine reicht nicht aus es müssen 2 sein. Wir haben zu Hause nur noch abgepacktes, frische Lebensmittel kaum noch. 5)Dies alles verschlimmerte sich noch, nachdem eine Bekannte sagte, ihr Gynäkologe hätte ihr in der Schwangerschaft geraten, alles nur abgekocht zu essen , da der Körper es besser verwerten könne. Ich kann noch nicht einmal mehr einen Apfel essen. Er wird erst heiß abgewaschen, geschält, dann wieder abgewaschen. Obst gibt es aus der Dose und dem Glas. 6)Ihr könnt euch vorstellen, dass dies unsere Beziehung extrem belastet, da ich meinem Mann auch verbiete rohen Schinken zu essen. 7)Ich desinfiziere täglich Telefon, Türklinken etc. Auch tausche ich täglich meine Zahnbürste. 8)Der Einkauf beim Bäcker entwickelt sich zum H orrortrip. Erst beobachte ich die Verkäuferin, welches Brötchen sie belegt, ( z.B. Salami) dann kaufe ich evtl ein oder nicht. Ekelhaft ist es doch aber tatsächlich, wenn zwischen Belegen eines Brötchens und dem Einpacken eines Croissants nicht die Hände gewaschen werden!!!!! 9)Das unbekümmerte Trinken aus Wasserflaschen kenne ich gar nicht mehr, da Kassiererinnen diese ( warum auch immer) am Flaschenhals anfassen....das ist doch eklig, oder? 10)Mein Frauenarzt sagt einfach dazu, ich könne doch fast alles essen und ich soll meine Schwangerschaft genießen.....wie sehr wollte ich das!!!!!! Ich habe schon 2 Sitzungen bei einer Psychologin deshalb gehabt, aber ich befürchte, sie wird dem Spuk in meinem Kopf nicht beenden können. Vielleicht gibt es hier jemanden hier, dem es genauso geht oder der mir etwas dazu sagen möchte? Bitte keine bösen Kommentare, der Leidensdruck ist groß genug. Danke, Annapas
Hallo, 1. nicht nur mir ist bewusst, dass nach den 20 Jahren in der Betreuung dieses Forums eine bedeutende Entwicklung/Veränderung zu sehen ist. Diese ist unter anderem dadurch gekennzeichnet, dass es mittlerweile flächendeckend - bedingt durch Medien wie das Internet - zu einer regelrechten Hysterie in dieser Frage gekommen ist. Da helfen auch rationale Argumentationen in keinster Weise. 2. zum Glück ist dieses für die meisten Frauen aber als klinisch nicht bedeutsam einzustufen 3. wenn ich auch wieder Psychiater noch Psychotherapeut bin, hat sich die von Ihnen beschriebene Situation für mich doch sehr danach an, dass sie hier in Absprache mit ihren Ärzten vor Ort noch einmal einschätzen lassen, ob diese gelegentliche Sitzung bei der Psychologin überhaupt ausreicht. Sehr wahrscheinlich wird hier doch viel mehr notwendig werden, wenn dieses hat nicht nur für Ihre psychische Verfassung in der Schwangerschaft sondern im späteren Verlauf auch in der Erziehung der Kinder eine doch nicht unerhebliche Bedeutung. 4. zu der eigentlichen Frage lässt sich eigentlich nur sagen, dass wenn die empfohlenen Vorsichtsmaßnahmen eingehalten werden, jegliches Restrisiko auf ein Minimum reduziert wird. Gibt eben keinen Grund, Gegenstände oder was auch immer vor Berührung zu desinfizieren. Liebe Grüße VB
Häschen2017
Hallo Ananas, ich kann dich gut verstehen. Habe auch so eine Phase Anfang des 2.Trimeon gehabt und kämpfe auch jetzt noch bei manchen Situationen mit mir selbst. Manchmal klappt es die Gedanken zu überwinden manchmal aber auch nicht. Habe auch überall nur noch Listeriose und Toxoplasmose gesehen. Auch beim kochen und Tisch decken habe ich extrem auf alles geachtet. Das passiert mir heute manchmal auch noch aber sehr selten. Ich habe auch viele Dinge nicht mehr gegessen weil ich Angst davor hatte, wie beispielsweise Eier und Eis aus der Eisdiele. Mittlerweile genieße ich auch solche Sachen wieder und hab mich auf das besinnt was mir mein Arzt zu beginnen der Schwangerschaft sagte: Nicht rauchen Kein Alkohol Keine rohen Eier Kein rohes Fleisch Gemüse und Obst waschen In dieser extremen Phase war es für meine Eltern und meinen Mann aber auch mich selbst sehr schwer. Der Knackpunkt bei mir war als meine Eltern mir sagten ich brauche psychologische Hilfe. Das wollte ich nicht. Vor der Schwangerschaft habe ich mir nie über irgendwas Gedanken gemacht und so wollte ich auch wieder leben, bis auf die Ausnahmen. Das klappt mittlerweile ganz gut. Ich versuche mir bei eine Situation wo die blöden Gedanken kommen zu überlegen ob das überhaupt realistisch ist. Immerhin habe ich mich in den 31 Jahren nicht mit Toxoplasmose oder sonstiges angesteckt. Und es ist nicht so das sie nun auf mich "lauern". Vielleicht hilft dir das weiter? Du hast sicher auch immer normal gelebt und das Leben genossen und nichts ist passiert :) Und auf keinen Fall googlen. Ganz böse Sache. Ich weiß ja nicht wie weit du bist, aber vielleicht kannst du dich ablenken mit Babysachen shoppen, Namen überlegen, ... Alles Gute für deine Schwangerschaft und du schaffst das! Liebe Grüße Häschen
Häschen2017
Sorry meine Autokorrektur hat deinen Namen falsch geschrieben ;)
Philomena0303
Klar ist das völlig übertrieben. Aber was solls? Du kannst auch ein paar Monate ohne Äpfel überleben. Und es gibt genug Bäcker, bei denen die Backwaren mit der Zange angefasst werden - Bäckereien, in denen die Verkäuferin die Backwaren mit der bloßen Hand einpackt, meide ich generell, denn sie packt ja gleichzeittig auch den ganzen Tag Geld an, was ich immer schon widerlich fand. Was dein Mann isst, ist doch völlig egal, er ist doch nicht schwanger. Täglich die Zahnbürste zu wechseln ist natürlich ein Schmarrn, aber hey, es bringt auch niemanden um. Was die Wasserflaschen betrifft, du steckst aber doch beim Trinken nicht den ganzen Flaschenhals in den Mund, oder? Und es spricht auch absolut nichts dagegen, dass man aus Gläsern trinkt, oder sich für unterwegs Wasser in eine Trinkflasche füllt. Fraglich ist halt, ob du wieder "normal" mit diesen Sachen umgehen kannst, wenn dein Baby auf der Welt ist...insofern würde ich schon weiter zu der Psychologin gehen. Nach zwei Sitzungen kannst du wirklich noch keinen Erfolg erwarten.
Annapas
Danke für die Rückmeldungen. Klar ist es nicht schlimm, eine Zeit lang auf einen Apfel zu verzichten. Wenn es nur das wäre!!!!! Aber keine Klinke zu Hause anfassen können, kein Stoffhandtuch zwei Mal benutzen können und niemandem mehr trauen können, das ist Spießrutenlauf. Und man selber kann nichts dagegen tun, weil der Kopf nicht mitmacht und die Handlungen Selbstläufer werden. Natürlich habe ich auch Angst um mein Baby.
Annapas
@ Philomena: Klar isst nur mein Mann den Schinken. Aber er fast ja später alles Mögliche an oder will mich küssen oder den Bauch streicheln.....und genaue Aussagen über Übertragungsraten gibt es nur wenige.
Annapas
Übertragungsraten= Übertragungswege
Häschen2017
Ich meine doch dass du dich mit Toxo oder Listerose nur anstecken kannst wenn du direkt infizierte Lebensmittel isst. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist nicht möglich. Also wenn dein Mann dich küsst oder dir den Bauch streichelt bekommst du es nicht. Auch über Gegenstände nicht. Und du wäscht dir vor dem Essen die Hände da haben die gar keine Chance zu überleben :)
Annapas
Aber es ist so schwer, das zu verinnerlichen
Häschen2017
Glaub mir, dass kann ich so gut nachvollziehen. Ich weiß, dass es eine Herausforderung bedeutet damit umzugehen und das es nicht sofort geht ist auch klar. Man muss an sich arbeiten. Aber das ist der erste Schritt. Versuche stückchenweise die negativen Gedanken zu verdrängen. Immer wenn du merkst da schleichen sich wieder Ängste ein dann versuche dich abzulenken. Hat mir geholfen. Oder schreibe deine Gedanken auf. Wie eine Art Tagebuch.
Tinchen_83
Hi, sei mir nicht böse, aber ich halte weitere Sitzungen beim Psychologen für angebracht. Was machst du denn später mit Kind? Es den ganzen Tag in Sagrotan einlegen? Ich bin derzeit auch schwanger und auch vorsichtig. Auch ich meide rohes Fleisch, Rohmilch-Käse, ich wasche mein Obst oder Kräuter gut ab (bin da sonst eher sorglos). Aber das was du machst ist leider pathologisch..... Was ich immer sehr bezeichnet finde: ich esse seitdem ich 4 Jahre alt bin supergerne Mett, Schinken und Salami, seit dem ich 14 bin, bin ich der absolute Steak-Fan, und das am besten nahezu roh. Ich könnte zu jeder Tag und Nachtzeit ein Carpaccio verzehren. Und ich bin Toxoplamose negativ. Ich will nicht sagen: iss das jetzt alles, es passiert nichts. Aber manchmal frage ich mich, was man tun muss um Toxoplasmose positiv zu sein. Versuche einfach mal die Kirche im Dorf zu lassen. Sonst drehst du spätestens mit Baby vollkommen am Rad. Halte dich an die gänigen Regeln, aber desinfiziere dich nicht zu Tode. Bitte lasse dich weiterhin vom Psychologen behandeln. Viel Glück und alles Gute
Anniquita83
Ich war auch Angstpatientin, das ist zwar schon 13 Jahre her und war vor der Schwangerschaft, aber ich kann dich verstehen. Ich denke, du weißt selbst, dass du Hilfe brauchst, und nur mit bloßem Einreden, dass ja eigentlich doch alles nur halb so gefährlich ist, ist es nicht getan. Ich finde es gut, dass du, auch im Hinblick auf die Zeit nach der Geburt, psychologische Hilfe in Anspruch nimmst. Aber das wird einige Zeit dauern, eventuell brauchst du nach der Geburt auch Medikamente, aber alleine wird es schwer, da raus zu kommen. Ich habe damals auch erst die Therapie begonnen, als man mir knallhart gesagt hat, dass ich krank bin und meine Umgebung genauso darunter gelitten hat wie ich. Tief in deinem Inneren weißt du, dass du Obst nur einmal waschen brauchst und trotzdem nicht krank wirst, aber wenn die Angst dich auffrisst, hört das rationale Denken ja auf. Ihr wünsche dir auf deinem Weg alles Gute!
LuciaDul
Liebe Annapas, vieles von dem was du beschreibst, mache ich genauso oder ähnlich. Allerdings konnte ich mich selbst etwas dadurch beruhigen, dass ich mir denke, wie man in anderen Ländern lebt, die gar nicht mal so hygienisch oder dieselben Standards haben wie hier. Frisches Obst oder kleine Tomaten wasche ich in einer Schüssel einfach ein paar mal und trockne diese dann ab, so konnte ich mittlerweile sogar mehr als dreimal so viel frisches essen wie am Anfang. Zwischen den Untersuchungen beruhige ich mich außerdem damit, dass die Behandlungmöglichkeiten gegeben sind, da tatsächlich selten wirklich eine Übertragung vorkommt. Vielleicht hilft dir das dich etwas zu beruhigen. Ansonsten ist es meiner Meinung nach trotzdem der richtige Weg, alles lieber länger zu kochen/backen als eine Minute zu wenig oder zu niedrig. Es gibt genug die sich genauso fühlen wie du! Alles Liebe L. D.
QueenMum
Bitte tue dir und auch deinem späterem Kind den gefallen und rede mal mit nem Enährungsexperten der auch zugleich physische Begleitung anbietet das gibt es nämlich, denn wenn du bei deinem Kind so weitermachst hast du später ein ständig krankes Kind denn leider benötigt der Körper auch Bakterien gegen diese er dann Antikörper bilden kann und steril zu Leben ist nichts für ein gesundes glückliches Kinderleben denn dann darfst du dein Kind auch nicht in den KIGA geben dort wird man ständig krank. Viel Glück
Mitglied inaktiv
Hallo, ich kann es weder verstehen, noch nachvollziehen, da ich zum Glück noch nie in solch einer Situation war. Für mich klingt es ungesund und krank. Für nahe Angehörige nicht aushaltbar auf Dauer. In meiner Schwangerschaft habe ich fast alles gegessen (lediglich kein rohes Fleisch), mir nicht öfter die Hände gewaschen und unser Kind ist kerngesund. Wir hatten ernsthafte Sorgen ums Baby und mich, da war für "Spinnereien" keine Zeit. Ich möchte Dir gern zum Gang in eine Klinik raten. An Deiner Stelle würde ich mich in den Flur setzen und einfach bleiben, auch wenn man mich wieder Heim schickt. Ich sehe nach 40 Schwangerschaftswochen kein automatisches Ende. Wahrscheinlicher ist wohl eher, dass es noch extremer wird, um das Baby zu "schützen"... Alle ca. 4 Wochen eine Stunde beim Therapeuten bringt nicht die schnelle Hilfe, die Du meiner Meinung nach brauchst. Alles Gute Dir. Lg
Tina_33
Das als Spinnerei abzutun finde ich nicht ok. Die Ängste sind real (natürlich unbegründet, das ist ja das Problem, aber sie fühlen sich für die Betroffene genauso schlimm an wie andere (begründetere) Ängste). Bzgl. der Klinik hast du völlig recht, da wäre eine intensive Behandlung sinnvoll. Jetzt, wo das Kind noch nicht da ist, ließe sich so ein Aufenthalt ja auch leichter realisieren als später.
Annapas
Danke für alle Konmentare! @Tina: Es ist genauso, wie du es formulierst. Aber Hubbeldubbel schrieb ja schon, dass sie noch nie in einer solchen Situation war. Ich bat darum, nicht verurteilt zu werden und danke nochmals allen, die geantwortet haben. Annapas
Annapas
Und natürlich auch Danke an Dr. Bluni!!!!
Mitglied inaktiv
Wie man es auffassen will, so versteht man es eben. Abgetan habe ich es überhaupt nicht, sonst hätte ich wohl kaum zu einem Klinikaufenthalt geraten und natürlich ist das Verhalten eine ernstzunenehmende Krankheit aber das Verhalten ist eben auch auf gut deutsch absoluter Unsinn oder siehst Du einen Sinn darin sich nach jedem Arbeitsgang die Hände zu waschen und Türklinken zu desinfizieren? Es ist extrem schlimm für den Betroffenen aber auch für die Familie... Schulterklopfer helfen nicht... ein ehrliches Wort schon eher und ein Angriff war mein Beitrag nun wirklich nicht. Zumal das Wort Spninnerei nicht umsonst in "..." gesetzt war. Was nützt es der Betroffenen zu schreiben: "Wird schon wieder. Die Schwangerschaft ist bald um. Du kannst auch ein paar Monate ohne Äpfel überleben." Solche Sätze finde ich pers. überhaupt nicht in Ordnung. Sie schaden mehr, wie sie nützen, denn schnelles Handeln ist jetzt wichtig... dennoch überlese ich solche Beiträge für gewöhnlich und lass den anderen ihre Meinung und Wortwahl. Ich schreibe einfach was ich zur Sachlage denke.
AnnaLeonor
Hallo, Ich hatte dir vor längerer Zeit mal eine Email übers Forum geschrieben. Jedenfalls benutze ich zum waschen von Obst und Gemüse Bentley organic Obst und Gemüsereiniger. Dieser Titel 99 % der Listerien ab. Damit fühle ich mich so sicher, dass ich mich wieder an Apfel, Nektarinen etc rangetraue. Vielleicht hilft dir das ein wenig? Ansonsten koche ich auch sehr vieles, esse keinen Käse und Fleisch (Hühnchen) nur als Schuhsohle mit bratthermometer gegart. Ich hatte in meiner ersten ss ein Baby von Zwillingen verloren und das zweite war ein Frühchen, weshalb ich auch von dubiosen Ängsten heimgesucht werde. Bin ü35. Helfen könnte mir meine Hebamme und meine Familie, in dem sie meine Ängste ernst genommen haben und mich versuchen zu unterstützen und beraten. Durch den SS Diabetes setze ich mich auch sehr intensiv mit dem Thema Ernährung auseinander. Habe bspw. Linsen und Haferflocken, die man lange kocht und bei Diabetes geeignet sind, in den Speisplan eingebaut. Damit kann man ganz vieles zaubern. Auch Gemüseeintöpfe, obstkompotts etc. eignen sich gut. Liebe Grüsse