Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Radiopelvimetrie (?)

Dr. med. Vincenzo Bluni

Dr. med. Vincenzo Bluni
Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

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Frage: Radiopelvimetrie (?)

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Guten Tag Dr. Bluni, bei der Geburt meiner Schwester vor 34 Jahren wurde das Steissbein meiner Mutter gebrochen. Meine Schwester wiederum hat nun vor 6 Wochen eine Tochter zur Welt gebracht, allerdings mit geplantem Kaiserschnitt, da man ihr in ihrer Klinik in Brüssel aufgrund des Ergebnisses einer Radiopelvimetrie gesagt hatte, dass der Abstand zw. ihrem Steissbein und dem Schambein von nur 8,25 cm zu knapp wäre, für eine risikolose Geburt sollte dieser Abstand mind. 9 cm betragen. Da ich selbst nun auch schon in der 30. SSW bin und in Spanien lebe, habe ich bei meinem hiesigen Arzt nachgefragt, ob man vielleicht einem evtl. genetischen Problem, das ich evtl. auch geerbt haben könnte, vorbeugen könnte, bzw. wir uns einfach nur absichern, dass es in der Hinsicht bei mir nicht auch zu Komplikationen führen könnte. Er sagte mir jedoch, solche Messungen werden in Spanien bereits seit 20 Jahren nicht mehr gemacht, und die Sache sei eh nicht richtig vorher messbar und ein Babyköpfchen passt sich sowieso bei der Geburt durch Verschiebungen an... Leider konnte ich Ihnen die Frage nicht direkt und knapp stellen: Wie wird dieses Thema denn in Deutschland gehandhabt? Gibt es Grund zur Besorgnis? Natürlich möchte ich soweit wie möglich jeglich vorhersehbare Komplikation meiner Tochter und mir ersparen. Vielen Dank im Voraus für Ihre Nachricht und viele Grüsse, Sabine Müller.


Dr. med. Vincenzo Bluni

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liebe Sabine, da kann ich nur gratulieren, dass Sie in Spanien so sehr gut beraten werden. Die Ärzte dort haben völlig Recht. Auch hier hat dieses Verfahren praktisch keine klinische Bedeutung. Viel wichtiger ist in dem Zusammenhang die Frage nach der Größe (=Gewicht) des Kindes in der 37./38. SSW, der Eindruck aus dem klinischen Untersuchungsbefund in der Entbindungsklinik und vielleicht auch die Vorgeschichte der Frau. An Hand dieser Dinge lässt sich meist doch sehr gut einschätzen, wie der Verlauf sein wird oder, ob es vielleicht gar nicht passen wird. VB


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Hallo, tatsächlich macht man diese Messung auch hierzulande wohl nicht mehr, das sagte mir auch meine eigene Ärztin (habe selbst ein schmales Becken). Grund ist wohl, dass die Messung nicht aussagekräftig ist. Und zwar u.a., weil die Erfahrung zeigt, dass auch große Kinder durch schmale Becken passen, wenn sie sich optimal ins Becken einstellen. Wohingegen auch kleine Babies in superbreiten Becken klemmen bleiben, wenn sie sich eben nicht richtig eindrehen, und dann wird ein KS nötig. Ich habe im Bekanntenkreis gleich mehrere schmale Frauen, die zwei oder drei Kinder problemlos bekommen haben - und habe andererseits Freundinnen mit sehr "gebärfreudigen" Hüften, die trotz zierlichen Kindes einen Ks hatten wegen Geburtsstillstand. Ein weiterer Grund ist, dass der Beckenknochen nicht aus einem Stück besteht, sondern aus mehreren Teilen, die per Knorpelbrücken miteinander verbunden sind. Diese Knorpelverbindungen lockern sich während der Schwangerschaft durch hormonelle Einflüsse und geben unter der Geburt etwas nach. So wird das Becken unter Druck weiter, als es eigentlich normalerweise ist. Ich würde nicht davon ausgehen, dass Du genetisch vorbelastet bist. Es kommt einfach oft vor, dass es bei der Geburt hakt und klemmt - das kann man nicht vorhersagen oder von vornherein voraussagen. Grüßle, Mimi


Mitglied inaktiv

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Herzlichen Dank an Mimi sowie an Dr. Bluni für die schnellen und beruhigenden Antworten! Da kann man ja über die Belgier nur schmunzeln (von wegen, nur in den südlichen Ländern versuche man, mit allen Mitteln Geld zu machen ;) Viele Grüsse, Sabine.


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