Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Nackentransparenzmessung

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Frage: Nackentransparenzmessung

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Lieber Dr. Bluni, mein Frauenarzt hat mir bei der Untersuchung heute mitgeteilt, dass heute der absolut letzte Zeitpunkt für diese Messung der Nackenfaltendichte sei. Ich habe dann doch zugestimmt und es ergab sich ein Wert von 1,3. Ich bin heute aber schon 14+0 SSW; eigentlicha also schon zu weit in der SS. Bildet sich die Nackenfalte zu diesem Zeitpunkt schon zurück, d.h. könnte der Wert ursprünglich höher gewesen sein? Mein Frauenarzt meinte, er richte sich nach der Schädel-Steiß-Länge des Kindes, und die sei heute gerade noch im Rahmen, so dass dies wirklich der letzte Tag einer möglichen Untersuchung sei. Wie kann ich nun dieses Ergebnis (unabhängig von der Blutuntersuchung) für mich bewerten? Vielen Dank! Bettina


Dr. med. Vincenzo Bluni

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Liebe Bettina, 1. Verschiedene Arbeiten an großen Studienpopulationen belegen, dass bei einer Nackentransparenz mit einem Grenzwert von 2,5 (resp. 3 mm) das Risiko einer chromosomalen Störung im Vergleich zum altersbezogenen Risiko variiert. Nach Nikolaides steigt das Risiko für eine Trisomie 21, 13, 18 bei einer Nackentransparenzausdehnung von mehr als 2,5 mm um das 12-fache. Untersuchungen von Pandya zufolge steigt das Trisomierisiko in Abhängigkeit der Ausdehnung der Nackentransparenz wie folgt: 3mm 3fach 4mm 18fach 5mm 28fach Allerdings stellt die erhöhte Nackentransparenz per se keine Fehlbildung dar. Wenn chromosomale Anomalien ausgeschlossen werden können, werden etwa 90% der Schwangerschaften mit einer Nackentransparenz unterhalb von 4,5 mm zur Geburt eines gesunden Kindes führen, die Prozentsätze für eine Nackentransparenz von 4,5 mm und 6,5 mm oder mehr betragen jeweils etwa 80% und 45% 2. eigentlich sollte es essentieller Bestandteil einer solchen Untersuchung sein, dass im Vorfeld darüber aufgeklärt wird und im Nachgang das Ergebnis besprochen wird. Wenn das Risiko nach den Messungen kleiner ist, als das Altersrisiko (je höher die Zahl, um so kleiner das Risiko, z.B. ist 1:4000 ein kleineres Risiko als 1:1000), dann ist das als positiv anzusehen. 3.Diese sehr komplexen Vorgänge führen dazu, dass ein Außenstehender nur mit der Vorgabe fixer Werte alleine keine Interpretation der Situation vornehmen kann und sollte. Es ist aber auch der Grund, dass besonderes Augenmerk darauf gelegt werden sollte, sich die Einrichtung, in der diese Untersuchung durchgeführt wird, rechtzeitig besonders gut auszusuchen. Sie sollte entsprechend qualifiziert sein, was auch heißt, dass vorher mindestens nach der Zertifizierung durch die Fetal-medicine-foundation in London gefragt wird, aber auch nach der Häufigkeit der Durchführung dieser Untersuchungsverfahren in der entsprechenden Einrichtung. Handelt es sich um eine spezielle Einrichtung für Pränataldiagnostik, ist von einer solchen Qualifikation erfahrungsgemäß auszugehen. Letztlich geht es ja auch darum, eine klare Aussage und Information zu den Ergebnissen und den Konsequenzen aus auffälligen Ergebnissen zu bekommen. Missinterpretationen oder falsche, klinische Konsequenzen sollten in jedem Fall vermieden werden. Und so sollte der Untersucher über die ihm zur Verfügung stehende Software anhand der Ultraschallwerte und ggf. Blutbefunde (sofern ein Ersttrimesterscreening durchgeführt wurde) immer auch eine Risikoberechnung durchführen können. VB


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