Mitglied inaktiv
Hallo Dr. Bluni, ich bin 29 Jahre und in der 8. SSW. Mir wurde von meinem Arzt die Möglichkeit der Fruchtwasseruntersuchung bzw Nackenfaltenmessung angeboten. Auf grund meines Alters meinte er, dass es nicht unbedingt notwendig ist ich jedoch selbst entscheiden muss, ob ich die Untersuchungen evtl. doch machen möchte. Können Sie mir die Risiken bitte nennen und auch, wie hoch die Sicherheit der Ergebnisse nachher ist. Wie sind die Wahrscheinlichkeiten von z.B. 1 - 400 ....einzuschätzen. Gibt es sonst noch Untersuchungen, die man für die Gesundheit des Babies machen kann, jedoch gesetzlich nicht gefördert werden, trotzdem sinnvoll sind. Herzlichen Dank baby in sicht
Hallo, 1. Pränataldiagnostik (vorgeburtliche Diagnostik zum Ausschluss oder Risikoeinschätzung genetischer Störungen und Missbildungen) ist sicher immer mehr auch ein sehr sensibles Thema, bei dem die objektive Information und Aufklärung durch Frauenärztin/Frauenarzt im Vordergrund stehen sollte, wenn die schwangere Frau dieses anspricht oder sich aus der Vorgeschichte die Notwendigkeit ergibt, darüber zumindest zu sprechen. Sofern kein besonderes familiäres Risiko für genetische Störungen oder Missbildungen vorliegt, die Frau nicht 35 Jahre oder älter ist und sie auch nicht schon vorweg ein entsprechendes Bedürfnis nach Informationen zur vorgeburtlichen Missbildungsdiagnostik äußert, würde sicher nicht generell zu einer weiterführenden Diagnostik geraten werden. Dem behandelnden Arzt obliegt hier eher die Aufgabe, objektiv zu informieren; weniger, zu einer bestimmten Entscheidung oder einem bestimmten Verfahren zu drängen. Die Besprechung zu diesem Thema kann natürlich auch schon zu jedem Zeitpunkt vor diesem Alter stattfinden. Ist die schwangere Frau 35 Jahre oder älter und/oder gibt es ein familiäres Risiko für genetische Erkrankungen oder Missbildungen, sollte man mit ihr bei Kinderwunsch oder zu Beginn einer Schwangerschaft schon über die damit verbundenen Risiken für Mutter und Kind sprechen und dazu gehört eben auch das Thema Pränataldiagnostik inklusive der Möglichkeit einer unabhängigen genetischen und ggf. psychosozialen Beratung in einer unabhängigen Einrichtung. Bestandteil der Aufklärung/Information von Frauenärztin/Frauenarzt zu diesem Themenkomplex sollte immer auch die individuelle Information über mögliche Konsequenzen, Grenzen der Verfahren und Risiken sein, so dass die Eltern den Sachverhalt gut nachvollziehen können, um ihnen die Möglichkeit zu geben, dann eine eigene Entscheidung für oder gegen eine weiterführende Diagnostik zu treffen. Es steht meines Erachtens also zunächst die ausführliche Information der jeweiligen Methoden im Vordergrund stehend. Die Entscheidung selbst kann und sollte aber nur das betroffene Elternpaar selbst fällen. Über die nicht invasiven Verfahren der Pränataldiagnostik, wie z.B. die Nackentransparenzmessung, das Ersttrimesterscreening, differenzierter Organultraschall/Missbildungsultraschall um die 22. SSW sollte man, sofern gewünscht, ebenso mit der Schwangeren/ dem Paar sprechen, wie auch über die invasiven Verfahren, wie Amniozentese (Fruchtwasserpunktion) oder Chorionzottenbiopsie. Über den Triple-Test muss man zumindest informieren; empfehlen kann man dieses Verfahren kaum mehr. Das Risiko für die Geburt eines Kindes mit einer Trisomie 21 (Down-Syndrom) liegt bei einer 25jährigen (keine familiäres Risiko vorausgesetzt) bei 1: 1352, bei einer 30jährigen bei 1:895,bei einer 32jährigen 1:659, bei einer 36jährigen bei 1:280, bei einer 38jährigen 1: 167 und bei einer 40jährigen bei 1:97. Ebenso steigt bei einer Frau ab dem 35. Lebensjahr das Risiko für schwangerschaftsspezifische Komplikationen, wozu auch Fehlgeburten gehören, an. Das Risiko einer Fehlgeburt infolge einer Fruchtwasserpunktion oder einer Chorionzottenbiopsie liegt in etwa bei 1:100, was dem Risiko einer 40jährigen für die Geburt eines Kindes mit einem Down-Syndrom entspricht. Wenn die Frau/die Eltern sich gegen eine invasive Diagnostik wie der Amniozentese oder Chorionzottenbiopsie zum Ausschluss einer Trisomie oder ähnlicher Chromosomenstörungen entscheiden, weil sie das Risiko z.B. für eine Fehlgeburt nicht eingehen möchten, dann ist der Frau (insbesondere, wenn sie älter ist, als 35 Jahre) in erster Linie die Messung der Nackentransparenz oder das Ersttrimesterscreening zwischen der 11.+14. SSW zu empfehlen. Das Ersttrimesterscreening wie auch die Nackentransparenzmessung sind aber immer nur Verfahren, die ein bestimmtes Risiko berechnen. Dabei ist die Entdeckungsrate für das Down-Syndrom abhängig von der Anzahl der einbezogenen Faktoren und von der Sorgfalt, mit der die Untersuchung durchgeführt wird: Für das Alter der Mutter allein 30-50% Alter und o.g. Laborwerte 60% Alter plus Nackentransparenz 80% Alter plus o.g. Laborwerte + Nackentransparenz + Nasenbein 95-97% Bitte nicht vergessen: 1.der sichere Ausschluss von Chromosomenstörungen ist nur durch eine Chorionzottenbiopsie oder Fruchtwasserpunktion möglich. 2. mit der Amniozentese oder der Chorionzottenbiopsie können nicht alle genetischen Störungen, Stoffwechsel-, Muskel- oder Erbkrankheiten erkannt werden. Sofern das genetische Ergebnis der Amniozentese/Chorionzottenbiopsie unauffällig ist, werden damit Erkrankungen und Fehlbildungen des Ungeborenen nicht ausgeschlossen. Dazu können u.a. Herzfehler, Spaltbildungen im Gesicht, Fehlbildungen, wie z.B. Extremitätenfehlbildungen und auch geistige Behinderungen oder Stoffwechselkrankheiten gehören. Denn solche Fehlbildungen und Erkrankungen sind nicht zwangsläufig mit einer erkennbaren Abweichung im Chromosomensatz verbunden. Eine Garantie für ein Kind ohne eine genetische Erkrankung kann keine Methode der Pränataldiagnostik geben. Pränatale Diagnostik wird eben zur Identifizierung diagnostizierbarer Probleme unter klarer Indikation angewendet. 3.Die hohe Zuverlässigkeit der Nackentransparenzmessung oder des Ersttrimesterscreenings hängt sicher ganz wesentlich von der Qualifikation und Erfahrung des Untersuchers, sowie des Ultraschallgerätes ab. Dieses setzt deshalb voraus, dass es sich bei dem Untersucher/Untersucherin um einen entsprechend der Vorgaben der Fetal Medicine foundation in London zugelassenen und qualifizierten Arzt handelt. Handelt es sich um eine spezielle Einrichtung für Pränataldiagnostik, ist von einer solchen Qualifikation erfahrungsgemäß auszugehen. Fragen Sie also vorher nach der Qualifikation und der Häufigkeit, mit der dieses Verfahren vom Anbieten denn durchgeführt wird! 4.neben den üblicherweise drei vorgesehenen Ultraschalluntersuchungen in der Schwangerschaft wird bei besonderen Indikationen (Risiko aus der Vorgeschichte oder dem Alter, Auffälligkeiten, Wachstumsretardierung, andere Besonderheiten) ein so genannter differenzierter Organultraschall/Feinultraschall/Missbildungsultraschall zwischen der 19. + 23. SSW von einem Arzt mit entsprechender Qualifikation in der Pränataldiagnostik durchgeführt. Meist in einer Spezialpraxis oder einem Perinatalzentrum. Hierbei schaut der Untersucher/in nach der kindlichen Aktivität, dem Bewegungsmuster, dem Profil des Gesichts der Fruchtwassermenge und der Plazenta. Darüber hinaus wird nach sichtbaren Fehlbildungen im Bereich der Weichteile, Organe, Knochen, des Zentralnervensystems, des Herzens und der Extremitäten geschaut. Gegebenenfalls wird auch die Versorgungslage des Kindes mit Hilfe eines Dopplers ergänzend durchgeführt. Wichtig in dem Zusammenhang ist aber , dass ein Ausschluss von Chromosomenanomalien per Ultraschall als Alternative zu einer invasiven Diagnostik (wie der Fruchtwasserpunktion, Chorionzottenbiopsie oder der Nabelschnurblutentnahme ) nur beschränkt durch den Nachweis von charakteristischen, aber nicht obligatorisch vorhandenen Hinweiszeichen auf Chromosomenanomalien möglich ist. 2. als zusätzlich sinnvolle Verfahren im Rahmen der Schwangerschaft wären noch zu nennen die Suche nach Toxoplasmose und nach einem Schwangerschaftsdiabetes. VB
Ähnliche Fragen
Hallo Dr. Bluni Bin jetzt in der 13 SW.- werde nächste Woche zur Nackenfaltenmessung gehen- wie zuverlässig ist diese Unters.? Möchte nämlich auf eine Fruchtwasseruntersuchung verzichten (bin 39J./ 2. Kind) Mit freundlichem Gruß dendola
Sehr geehrter Dr. Bluni, ich wollte mich informieren ob es sinnvoll wäre eine Nackenfaltenmessung und Fruchtwasseruntersuchung zu machen? In meiner Familie sind keine Krankheiten bekannt. Nur der Vater meines Freundes ist Dialysepatient. Wollte eigentlich nur das Organscreening in der 20. Woche machen. Könnten Sie mir bitte bei meiner Entsche ...
Hallo, Wem empfehlen Sie eine Nackenfaltenmessung oder einen Bluttest bei dem das Down Syndrom getest wird? Wir w29 und m32 sind schwanger mit dem 1. Kind und aktuell in der 11. SSW. Bisher haben wir in der Familie kein down Syndrom. Mein FA hat zum Thema Tests bisher nichts gesagt, nächster Termin ist erst in ca 3 Wochen. Wonach sollte die Ent ...
Untersucht der Frauenarzt in der Schwangerschaft die Fruchtwassermenge? Ist dies in den Untersuchungen beinhalten ?
Hallo Herr Dr.Karle, ich hatte ja ohne auffälligen Befund zuvor oder Aufklärung den Harmonytest den Test für das George Syndrom gemacht. Der ja positiv ausfiel . Bei der pränatalen Diagnostik hat man einen ausgiebigen Ultraschall von allen Organen und dem Kind gemacht und alles war zum Glück unauffällig. Meine pränatldiagnostikerin meinte ich s ...
Guten Tag Herr Dr. Karle, ich habe da zwei Anliegen an Sie. 1. Bis zur wievielten SSW kann man einen Toxoplasmose-Test durchführen? Ich bin jetzt in der 11. SSW 2. Bei der Nackenfaltenmessung wird über die Bauchdecke oder vaginal untersucht, je nachdem, wie gut sichtbar das Baby ist. Ich neige leider zu Scheidenpilz. Wenn ich zum Termin d ...
Sehr geehrte Damen und Herren, ich habe eine Frage zur Nackenfaltenmessung. Ich habe in der SSW 10+3 einen Harmony Test machen lassen, der unauffällig war. Am Montag den 25.01. ( SSW 12+2) war ich bei der Nackenfaltenmessung wo eine minimale Auffälligkeit zu sehen war. (Trisomie 21). Mir wurde gesagt das alles unauffällig war, man den schlechtes ...
Hallo, mein Harmonytest war auffällig auf x Trible Syndrom. Was meine Sie von Erfahrung her das sich das bei der Fruchtwasseruntersuchung bestätigt oder gibt es da noch ne Chance . US ist bislang unauffällig.
Hallo Herr Karle, ich befinde mich aktuell in der 18 SSW und hatte aufgrund eines auffälligen NIPT Tests vergangene Woche eine Fruchtwasseruntersuchung. Meine Ärztin sagte mir, ich soll mich eine Woche schonen und auf Geschlechtsverkehr verzichten, was ich natürlich getan habe. Die Nachtkontrolle nach 2 Tagen und auch die heutige Routineuntersuc ...
Hallo Herr Dr. KARLE, Ich bin heute bei 10+6 und bei der heutigen Untersuchung war alles ok. Nackenfalte unauffällig. Ist das denn der richtige Zeitpunkt für die Messung? Es kommt mir so früh vor. Habe erst in 4 Wochen bei 15+0 den nächsten Termin. Dann ist es ja zu spät oder?