Mitglied inaktiv
Sehr geehrter Doktor Bluni! Ich habe gerade einen Anruf von meinem FA bekommen. Meine Blutergebnisse sind da. Erst habe ich mich ja gefreut, aber dann... Es gibt mehrere Gründe für meinen unerfüllten KiWu und meinen chaotischen Zyklus. 1. Ich leide unter PCO. 2. Habe wahrscheinlich Diabetes mellitus (Insulinintoleranz) und 3. Auch wahrscheinlich eine Schilddrüsenunterfunktion. Laut meines FA wäre eine schnelle SS sehr unwahrscheinlich. Ich habe keine Ahnung, was das jetzt alles für mich heißt. Ich bin so durch den Wind. Können Sie mir sagen, in wie weit mein Kinderwunsch jetzt eingeschränkt ist? Kann ich überhaupt auf normalem Weg schwanger werden? Was kommt an Untersuchungen und/oder Medikamenten auf mich zu? Ich hoffe, dass Sie mir helfen können. Momomaus
hallo, dass es hoffnungslos ist, sollte in einer solchen Situation erst mal nicht angenommen werden, aber dennoch ist eine Therapie unerlässlich für eine Erfolg. Die Schilddrüsenfunktiosstörung ist meist das Einfachste, aber auch deren Einstellung ist für einen Kinderwunsch sehr wichtig. Das Syndrom der polyzystischen Ovarien (=PCO-Syndrom) steht für "viele Zysten" und damit wird der Zustand der Eierstöcke beschrieben. Es sind viele kleine Eibläschen, die nicht heranreifen können und vorzeitig verkümmern. Erhöhte Spiegel männlicher Hormone verhindern das Heranreifen der Follikel. Es kann hier auch zum Ausbleiben der Regel oder zu längeren Pausen zwischen den Regelblutungen kommen. Im Ultraschall sind die Eierstöcke meist vergrößert und laborchemisch lassen sich hormonelle Veränderungen feststellen. Bei Frauen mit einem PCO-Syndrom findet sich häufig ein Übergewicht (Adipostitas) und hierdurch kommt es zu einer verstärkten Bildung männlicher Hormone. Diese werden im Fettgewebe zu Östrogenprodukten umgewandelt, was im Gehirn dann zu einer erhöhten Produktion des Steuerhormons LH (eisprungauslösendes Hormon) führt, da die Hirnanhangsdrüse wegen der Östrogene nun meint, den Eisprung auslösen zu müssen. Der so entstandene Kreislauf ist praktisch ohne eine medikamentöse Behandlung nicht zu durchbrechen, wobei die Gewichtsreduktion hier eine Ausgangsvoraussetzung ist. In diesem Zusammenhang deuten Untersuchungen darauf hin, daß eine Störung im Zuckerstoffwechsel (wie ja offensichtlich der Fall) ein Grund für die Entstehung des PCO sein könnte. Diesen Mechanismus nennt man Insulinresistenz. Das von der Bauchspeicheldrüse gebildete Hormon Insulin wirkt hier nicht ausreichend an den Rezeptoren der zuckerverarbeitenden Gewebe. Die Ähnlichkeit des Insulins mit dem "Insulin-like Growthfactor (IGF)", der maßgeblich an der hormonellen Steuerung des Eierstocks beteiligt ist, führt bei einem Insulinüberschuß zu Störungen der Eierstocksfunktion. Der Überschuß des Insulins entsteht, weil das zuckerverarbeitende Gewebe ja nicht ausreichend auf das Insulin reagiert und die Bauchspeicheldrüse zum Ausgleich mehr von diesem Hormon ausschüttet. Solche Zusammenhänge entstehen ebenfalls bei übergewichtigen Patientinnen häufiger als bei schlanken Frauen. Therapeutisch werden die Eierstöcke und die Hirnanhangsdrüse außer "Gefecht" gesetzt, um regelmäßige Blutungen herbeizuführen. Dies geschieht meist mit einer Pille. Dies geschieht zur Unterbrechung des oben beschriebenen Kreislaufs. Darüber hinaus hat man weitere hormonelle Möglichkeiten zur Senkung des Spiegels der männlichen Hormone und zur Auslösung eines Eisprungs. Bei einem zu hohen Insulinspiegel würde man zusätzlich insulinsenkende Medikamente verabreichen. VB