Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Kein Schwung (gerne an alle)

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Frage: Kein Schwung (gerne an alle)

Mitglied inaktiv

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Hallo, ich habe einen knapp 12 Wochen alten Sohn und mein Problem passt irgendwie in keines der Forums und dieses hier schien mir noch am geeignetsten. Seit seiner Geburt komm ich irgendwie nicht mehr richtig auf die Beine. Ich bin ständig müde und krieg auch meinen Haushalt nur grade so gebacken. Zuerst dachte ich, dass es daran liegt dass ich nachts oft aufstehen musste wenn der Kleine geschrieen hatte, aber seit ein paar Wochen schläft er nachts durch und trotz ausreichendem Schlaf ist es mit der Antriebslosigkeit bei mir immer noch nicht besser. Sind das etwa so leichte Depressionen wo ich habe oder woran liegt es, dass ich nicht in Schwung komme ? Dazu muss ich sagen dass ich bei der Geburt viel Blut verloren habe durch einen Dammriss 2. Grades und mich seitdem sehr schlapp fühle. Schlafen tu ich immer bis 12 Uhr mittags, dabei würde ich so gerne früher aufstehen, denn den halben Tag zu verschlafen ist auch nicht gut. Erst nachmittags schaffe ich das was ich vorhabe (Baby ausfahren, einkaufen, Haushalt etc.) Morgens bin ich einfach zu schlapp und müde dazu. Noch leidet mein Kleiner nicht darunter. Für ihn steh ich natürlich auf und füttere und wickle ihn und spiele mit ihm zu jeder Tageszeit. Aber für alles andere fehlt mir die Kraft. Was kann ich machen ? Ich hab total Angst dass das schlimmer wird und ich dem Kleinen irgendwann nicht mehr gerecht werden kann wenn die Mattigkeit bei mir anhält bzw. schlimmer wird. Dazu muss ich sagen, dass ich weder familiäre Probleme noch finanzielle oder ähnliche Probleme habe. Das kann also kein Grund für meine Antriebslosigkeit sein. Ich hoffe, jemand hat Tipps für mich. Bin für jeden Ratschlag dankbar ! Diana


Dr. med. Vincenzo Bluni

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liebe Diana, eine gewisse Antriebslosigkeit und Abgeschlagenheit nach der Geburt ist sicher keine untypische Erscheinung, da mit der Muterrolle doch eine erhebliche Veränderung einhergeht, die auch nicht nur auf hormonelle Umstellungen oder eine eventuelle Blutarmut zurückzuführen ist. Dieses ist meist ein sehr komplexes Geschehen, bei dem neben den Abläufen der Geburt auch psychosoziale Gründe eine erhebliche Rolle spielen, auch, wenn dieses für die Betroffen nicht primär so zu sein scheint. Auch, wenn diese Veränderungen häufig nur temporär begrenzt auftreten, bedarf es manchmal einer recht langen Zeit bis die Frau sich in dieser neuen Rolle mit einer ganz anderen Beanspruchung, einem ganz anderen Tagesablauf, anderen Anforderungen in nicht unerheblichem Maße zurechtfindet. Sicher wird auch vom Partner eine große Menge an Einfühlungsvermögen, und entsprechende tatkräftige & emotionale Unterstützung gefordert. Allerdings sollte die Frau hier auch immer mit ihren betreuenden Arzt/Ärztin sprechen, da die Abgrenzung gegenüber dem so genannten Baby-Blues oder einer Depression schwierig sein kann und die Übergänge hier fließend sein können, was die Diagnose manchmal erschwert. Depressionen im Wochenbett müssen vom „Baby Blues“ unterschieden werden. Beim Baby Blues handelt es sich um eine vorübergehende, kurz andauernde psychische Störung mit einer milden depressiven Symptomatik, die durch Erschöpfung, Weinen, Traurigkeit, Stimmungslabilität, Ängstlichkeit und Irritierbarkeit gekennzeichnet ist. Der Baby Blues tritt mit einer Häufigkeitsrate von etwa 50% zumeist zwischen dem 2. und dem 5. Tag nach der Geburt auf und dauert wenige Stunden bis zu wenigen Tagen. Als Risikofaktoren werden depressive Episoden in der Vorgeschichte, Stressbelastung in der Schwangerschaft, sozioökonomische Faktoren, geringe oder keine soziale Unterstützung, Unzufriedenheit mit der Partnerschaft, Ungewolltheit der Schwangerschaft, traumatische Erlebnisse in der eigenen Kindheit, traumatisches Erleben der Geburt und biologische Auslöser diskutiert. Bei etwa 10% der Frauen kommt es zu einer Depression im Wochenbett. Sie beginnt meistens in den ersten Wochen nach der Geburt mit wiederkehrenden Episoden für zwei bis sechs Monate. Für eine biologische Ursache gibt es bis heute noch keine hinreichenden Beweise. Viel wichtiger für die Entstehung sind persönliche und soziale Faktoren insbesondere aus der Zeit vor der Geburt. Risikofaktoren wie eine frühere Depression in Kombination mit geburtshilflichen Problemen wären hier z.B. zu nennen. Frühzeichen können häufig übersehen werden, da die Warnzeichen sehr diskret sind oder sein können. Das Mittel der Wahl bei einer Depression im Wochenbett ist die konsiliarische Betreuung durch einen Psychiater oder Psychotherapeuten, der/die dann auch die Indikation zu dem ein oder anderen Medikament stellt. Neben einer eventuellen Gabe von Psychopharmaka, hat sich die Verabreichung von Östrogenen in einer Übersichtsarbeit als wirksam gezeigt. Hier sollte dann immer das Vorgehen am besten gemeinsam erörtert werden. VB


Mitglied inaktiv

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Hallo! Wurde Dein Hb-Wert nach der Geburt schonmal überprüft? Wenn Du soviel Blut verloren hast, kann durchaus ein Eisenmangel dahinterstecken, das äußert sich z.B. durch Antriebslosigkeit. LG Susi


Mitglied inaktiv

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Hallöchen! Zu erst einmal schließe ich mich susi an... lass dein blut überprüfen... es kann ja durchaus sein, dass es da versorgungslücken gibt... auch wenn du stillst... das wichtigste kriegt dein kind... dann erst kommst du! Mir ging es nach der geburt meines ersten sohnes ähnlich... er war total lieb, hat schnell durchgeschlafen wenig geweint, war eben ein total einfaches kind! Trotzdem fühlte ich mich, als würde ich nachts kein auge zukriegen und müßte jeden tag hunderte kilometer laufen! Alle waren unfair zu mir und mein mann verstand mich sowieso nicht! Ich hatte total das gefühl überfordert zu sein... das legt sich wieder! Lass den kopf nicht hängen! Aber vielleicht sprichst du mal mit der Hebamme, bei der du nen kurs gemacht hast, oder die dich im wochenbett betreut hat... sie kann dir sicherlich tipps geben!!! Alles gute! Lena


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