Mitglied inaktiv
Hallo Dr. Bluni, ich bin in der 27. Woche schwanger und habe mehrere Fragen: letzte Woche wurden sowohl eine Herpes Genitalis- als auch eine Pilzinfektion bei mir diagnostiziert. Ich habe heute die Einnahme von Aciclovir (10Tage a 5 Tabletten am Tag) beendet und die Pilzinfektion ist am Abheilen. Es geht mir soweit besser. Die Herpes Infektion war eine Erstinfektion, es sind keine Antikörper bis jetzt im Blut vorgefunden worden, weder HS 1 oder HS2. Nachdem ich mit meiner Ärztin geredet habe, meinte sie dass bei einem erneuten Ausbruch des Herpes am Ende der Schwangerschaft in Richtung Geburtstermin einen Kaiserschnitt vorgenommen werden würde. Meine erste Frage lautet: nachdem man doch einen erneuten Herpes Ausbruch erst richtig bemerken kann, wenn die Bläschen da sind, ist es nicht ein bisschen zu risikoreich da eine Spontangeburt anzustreben, ist es da nicht besser sich von vorn herein für einen Kaiserschnitt zu entscheiden, wenn man das Risiko gar nicht erst auf sich nehmen möchte? Was wäre der Grund für einen Kaiserschnitt, einen erneuten Ausbruch oder die Tatsache, dass eine Erstinfektion während der SS stattgefunden hat? Wie wird in den meisten Fällen bei der Geburt mit Herpes Genitalis vorgegangen? Die zweite Frage ist: Mein Kind hat eine Zystenniere, sie wurde in der 22. SSW auf Ultraschall bei einer Pränataldiagnostikpraxis bestätigt. Bis jetzt geht es dem Baby gut und es soll auch so bleiben. Mir geht es einfach darum, sollte die Niere entfernt werden, was nicht passieren muss aber passieren kann (laut Frauenärztin) dann ist mir eine Spontangeburt zu gefährlich auch aus diesem Gesichtspunkt. Ich weiss dass für ein Kind (bzw. auch für die Mutter) ein Kaiserschnitt auch nicht ganz ohne Stress hergeht, aber ich würde einfach gerne wissen, ob man aus diesem Gründen es sich "wünschen" kann, wenn der Rest keine Indikation darstellt. Ich weiss meine Erklärung sind ein bisschen wirr, aber das ganze beschäftigt mich sehr und ich habe schwierigkeiten meine Gedanken in Worte zu fassen. Nur zur Info: es ist mein zweites Kind, mein erstes Kind kam Spontan auf die Welt. Vielen Dank für Ihre Antwort. Nathalie
liebe Nathalie, Was die Bedeutung von Herpes-simplex Viren angeht und die Frage, ob man hier bei Nachweis in jedem Fall einen Kaiserschnitt machen muss, ist folgendes zu sagen: In der Regel sind die Symptome bei Herpes genitalis juckende und manchmal brennende kleine Bläschen. Bei einer Erstinfektion können die Symptome so ausgeprägt sein, dass sie mit Schmerzen, großflächigen, bläschenförmigen VEränderungen und Anschwellen der Leistenlymphknoten einhergehen. Die eigentliche Diagnose (primäre Infektion oder wiederholtes Auftreten=sogenanntes Rezidiv) wird hier aber am besten durch den Frauenarzt oder Frauenärztin gestellt. Der Herpes genitalis (im Bereich der Scheide und Schamlippen) ist dann von Bedeutung, wenn es eine Primärinfektion um den Entbindungstermin herum ist, da dies eine grosse Bedrohung für das Neugeborene darstellt. Von einem Rezidiv (früher abgelaufene Herpesinfektion wieder aufgeflammt) geht keine so grosse Gefahr aus. In beiden Fällen sollte die Patientin nach Ende der Embryonalphase (nach den ersten 12 Wochen) oral therapiert werden, wobei die hier üblichen Medikamente in der Dosierung unbedenklich sind. Eine Partnerbehandlung ist nicht zwingend vorgesehen. Herr Professor Eiko Petersen aus Freiburg schreibt hierzu: "Bei der Anwendung von Aciclovir in der Schwangerschaft muss man streng unterscheiden zwischen dem Einsatz in der empfindlichen Embryonalphase der ersten zwölf Schwangerschaftswochen und in der Spätschwangerschaft und während der Geburt, wo es darum geht den für die Mutter mit einem höheren Risiko behafteteten Kaiserschnitt zu vermeiden. Grundsätzlich sollte man in den ersten zwölf Gestationswochen möglichst keine Medikamente geben, da hier immer ein gewisses Restrisiko besteht. Aciclovir als orale Form (nicht die Salbe beim Lippenherpes) sollte deshalb aus in der Frühschwangerschaft aus Gründen der Vorsicht nach Möglichkeit nicht verordnet werden." 2. Eine Fehlbildung der Niere beim Kind stellt - sofern des dem Kind sonst gut geht und es keine medizinischen Einwände gibt - keine Indikation für einen Kaiserschnitt dar. Sofern die Frau aus "Sicherheitsgründen" dennoch einen solchen wünscht, käme dieses dem so genannten Wunschkaiserschnitt gleich. Hier sollte am besten die Frau mit der Entbindungsklinik sprechen. VB
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