Mitglied inaktiv
Hallo Herr Dr. Bluni! Ich bin in der 13. SSW und habe Angst, dass man Kind nicht gesund sein könnte, deswegen würde ich gerne eine Fruchtwasseruntersuchung machen lassen. Bin 28 und in unseren Familien sind keine Behinderungen bekannt. Also keine Risiko, der diesen Eingriff indiziert. Mein Gynäkologe hat mich zwar über die Risiken des Eingriffs augeklärt, aber die Entscheidung müssen wir Eltern treffen. Bin hin und hergerissen. Vielen Dank für Ihre Antwort und liebe Grüße, Andrea
liebe Andrea, liegt kein besonderes familiäres Risiko vor und ist die Schwangere nicht 35 Jahre oder älter, würde sicher nicht generell zu einer weiterführenden Diagnostik geraten werden. Auch eine Beratung über die etwaigen Möglichkeiten der Pränataldiagnostik ist hier nicht geboten, sofern nicht von der Frau persönlich dieses eindeutig nachgefragt wird. sofern die Frau 35 Jahre oder deutlich älter ist und Kinderwunsch besteht sollte man mit ihr schon über die damit verbundenen Risiken für Mutter und Kind sprechen und dazu gehört eben auch das Thema Pränataldiagnostik: Bei entsprechendem Wunsch der Schwangeren/ des Paares sollte über die Möglichkeit einer Genetischen Beratung ebenso gesprochen werden, wie über die Möglichkeiten der invasiven (Amniozentese oder Chorionzottenbiopsie) und nichtinvasiven Verfahren der Pränataldiagnostik, wie die Nackentransparenzmess und das Ersttrimeesterscreening. Den Triple-Test muss man hier leider auch erwähnen, wenn auch nicht empfehlen, da über ihn in jedem Fall aufzuklären ist. Dazu gehört dann aber auch die Beratung über die Konsequenzen und Risiken der jeweiligen Verfahren, wobei man es letzlich dem Paar überlässt , wie es sich letztendlich entscheidet. Das Risiko für die Geburt eines Kindes mit einer Trisomie 21 ("mongoloide Störung" oder Down-Syndrom) liegt bei einer 25jährigen (keine familiäres Risiko vorausgesetzt) bei 1: 1352, bei einer 30jährigen bei 1:895,bei einer 32jährigen 1:659, bei einer 36jährigen bei 1:280, bei einer 38jährigen 1: 167 und bei einer 40jährigen bei 1:97 und mit 42 Jahren bei etwa 1:55. Ebenso steigt bei einer Frau ab dem 35. Lebensjahr das Risiko für schwangerschaftsspezifische Komplikationen, wozu auch Fehlgeburten gehören, an. Das Risiko einer Fehlgeburt infolge einer Fruchtwasserpunktion oder einer Corionzottenbiopsie liegt in etwa bei 1:100 (in großen Einrichtungen noch darunter), was in etwa dem Risiko einer 40jährigen für die Geburt eines Kindes mit einem Down-Syndrom entspricht. Der betreuende Frauenarzt oder Frauenärztin sollte mit der Patientin diese Dinge individuell beraten und erörtern, so dass die Frau und evt. auch der Partner diese Dinge gut nachvollziehen können, sie über die mögliche Pränataldiagnostik informieren und die Möglichkeit geben, dann eine eigene Entscheidung für oder gegen eine weiterführende Diagnostik zu treffen. Wenn die Frau/die Eltern sich gegen eine invasive Diagnostik wie der Amniozentese oder Chorionzottenbiopsie zum Ausschluss einer Trisomie oder ähnlicher Chromosomenstörungen entscheiden, weil sie das Risiko z.B. für eine Fehlgeburt nicht eingehen möchten, dann ist der Frau sicher in erster Linie die Bestimmung der Nackentransparenz oder das Ersttrimesterscreening zwischen der 11.+14. SSW zu empfehlen. Hierzu finden Sie ausführliche Erläuterungen, wenn Sie die Stichworte in der Suchfunktion auf dieser Seite eingeben. Ansonsten gibt es bei www.praenatal.de dazu ausführliche Beschreibungen,die auch für Laien geschrieben sind. Zusammenfassend steht also zunächst die ausführliche Information der jeweiligen Methoden im Vordergrund. Die Entscheidung selbst kann aber nur das betroffene Elternpaar fällen. VB
Mitglied inaktiv
Hallo Andrea, eine "Garantie" für ein gesundes Kind gibt es nicht, und mit der Fruchtwasseruntersuchung können ja auch nur genetisch bedingte Anomalien festgestellt werden. Vor allem musst du dir vorher im Klaren darüber sein, wie du mit dem Ergebnis umgehst, also: bist du bereit, dein Kind abtreiben zu lassen, weil es behindert sein könnte? (Ich sage das jetzt mal so krass, weil ich selber auch in der Situation war, FU oder nicht - habe mich dann dafür entschieden, denn ich war schon 41 - und es war alles in Ordnung) Woher kommt denn überhaupt deine Angst, dass dein Kind nicht gesund sein könnte? Also, ich denke mal, wenn keine besonderen Risiken vorliegen, würde ich die FU nicht machen lassen, und ich wünsche dir eine schöne Schwangerschaft ;-) - mach' dir nicht zuviele Gedanken! Liebe Grüße Susanne
Mitglied inaktiv
Hallo Susanne! Klar, eine Garantie ist es nicht für ein gesundes Kind, bei der Geburt kann ja auch was "schiefgehen". Aber im Falle einer Behinderung würde ich abtreiben, ich würde es nicht schaffen mit einem behindertem Kind. Gut, Ansichtssachen, aber meine/unserer Meinung. Weil anders würde die Fruchtwasseruntersuchung auch wohl kaum Sinn machen, wenn man es eh behalten würde. Woher meine Angst kommt kann ich gar nicht sagen. Liebe Grüße, Andrea
Mitglied inaktiv
Hallo Andrea, ich wollte dir ja nur ein bisschen bei der Entscheidung helfen - und nach meiner Meinung besteht eben keine "Indikation" für die FU, das sagst du ja selber, zumal sie ja auch ein - geringes - Fehlgeburtsrisiko birgt. Und ich möchte dir gerne Mut machen für deine Schwangerschaft. Manchmal habe ich den Eindruck, dass die Möglichkeit, so viele Werte und Daten des Kindes zu "testen", auch ein bisschen gefährlich ist. Bei mir war es z. B. so, dass bei meinem zweiten Kind der AFP-Wert auffällig hoch war, so dass zu befürchten war, dass es einen Neuralrohrdefekt (Spina bifida) haben könnte. Zum einem sind die Ausprägungen davon total unterschiedlich, aber vor allem habe ich später gelesen, dass die Aussagekraft dieses Wertes nur bei ca. 5% liegt, d. h. nur bei ca. 5% der zu hoch gemessenen Fälle war tatsächlich dieser Defekt vorhanden! Ich habe dann noch einen "großen Pränatal-Ultraschall" machen lassen, bei dem nicht Auffälliges festzustellen war - den kann ich dir übrigens sehr empfehlen, denn dabei kann man auch sehr viele Defekte feststellen (vor allem ohne Risiko), allerdings wird er erst so in der 22. Woche durchgeführt - und tatsächlich war auch kein Neuralrohrdefekt vorhanden. Aber ich habe natürlich schon die Wochen vorher ziemlich gezittert... Alles Gute und liebe Grüße Susanne (die sich jetzt mal dringend um ihre "Großen" kümmern muss *g*)