Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Facteur V (Leiden)

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Frage: Facteur V (Leiden)

Mitglied inaktiv

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Salut, meine Internistin hat vor einiger Zeit das Facteur V Leiden (Positif heterozygote) festgestellt. Ich stehe kurz vor der geburt und meine Gynokologin meinte gestern, dass ich nach der gebirt Thrombosespritzen bekommen müsste. Warum? Ich liege doch gar nicht die ganze Zeit. Bei meinen zwei ersten Geburten war das Leiden nicht bekannt und es ging auch ohne. Was raten Sie mir? Ich bin nicht besonders begeistert, dass ich stille und gleichzeitig diese Spritzen bekommen soll. (im Mutterpass steht nun "Lipaninisen) oder so ähnlich - das ist wohl der Spritzeninhalt. Vielen Dank! Sabine


Dr. med. Vincenzo Bluni

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liebe Sabine, diese Mutation (ein Austausch eines Eiweißes) in einem wichtigen Gerinnungsfaktor des Blutes wird auch als Faktor V-Mangel oder APC-Resistenz bezeichnet und sie kommt einer angeborenen Thromboseneigung gleich. Hierdurch kann eine körpereigener Hemmstoff der Gerinnung (das aktivierte Protein C = APC) nicht mehr ausreichend am Faktor V binden und dies führt so zu einer verstärkten Gerinnbarkeit des Blutes. Die Störung liegt auf dem Chromosom (Teil der Erbanlage) Nr. 1. Da alle Chromosomen beim Menschen in doppelter Form vorliegen, kann entweder nur ein Chromosom betroffen sein (heterozygoter Träger) oder beide Chromosomen (homozygoter Träger). In gewissen Situationen (Pille, Schwangerschaft) kann diese Störung eine besondere Bedeutung gewinnen, als nämlich hiermit ein erhöhtes Thromboserisiko verbunden ist. Unter Berücksichtigung einer solchen Gerinnungsstörung wäre dann in Anlehnung an die Empfehlungen der Gesellschaft für Thrombose- und Hämostaseforschung (GTH) zu erörtern, ob und ab wann man der Schwangeren, neben Kompressionsstrümpfen auch einen so genanten "Blutverdünner" (niedermolekulares Heparin) verordnet, um das Thrombose- und Embolierisiko zu minimieren. Dazu würde dann ggf. auch der Zeitraum des Wochenbettes (etwa 6 Wochen nach der Entbindung) gehören. Meines Wissens - bitte dieses aber nochmals vor Ort individuell besprechen! - bietet der alleinige, heterozygote Defekt ohne Thrombose in der Vorgeschichte ein niedriges Risiko nach der Klassifikation: Man würde aber einen Blutverdünner für die Zeit des Wochenbettes empfehlen. Im übrigen ist die Gabe eines Heparins auch während des Stillens ohne Probleme durchführbar. Heterozygote Merkmalsträger weisen ein ca. 5 -10fach erhöhtes Thromboembolierisiko auf, homozygote Merkmalsträger ein 80 - 100faches Risiko. VB


Mitglied inaktiv

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Hallo Sabine, die Faktor-V-Leiden-Variante (Leiden steht übrigens nicht für Leiden im Sinn von Krankheit sondern für die niederländische Stadt Leiden) bedeutet ein erhöhtes (angeborenes) Thromboserisiko für die betreffende Person. Das bedeutet, daß du nicht nur jetzt in der SS, sondern auch im sonstigen Leben eine stärkeren Schutz vor Thrombosen brauchst als andere Menschen. Z.B. auf langen Flugreisen, bei Operationen. Du solltest deine behandelnden Ärzte immer darauf hinweisen. Inwieweit das die Zeit nach der Geburt betrifft, hängt sicher auch davon ab, wie du schon vermutest, ob du liegst oder schnell wieder mobil bist. Alles Gute Claudia


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