Sehr geehrter Herr Dr. Bluni,
ich war gestern bei der Organdiagnostik (22. SSW), zu der mich meine FÄ wegen einer erhöhten Fruchtwassermenge (erkannt in der 20. SSW) überwiesen hat. Die vermehrte Fruchtwassermege hat sich bestätigt (laut Arzt zwischen 5 und 6 cm), hinzu kam allerdings noch, dass eine singuläre Nabelschnurarterie festgestellt wurde.
Des Weiteren konnte der Arzt keine Auffälligkeiten an den Organen oder Gliedmaßen ausmachen, das Kind sei zeitgerecht entwickelt, auch das Profil des Gesichtes meiner Tochter sei unauffällig (das war dem Arzt sehr wichtig).
Dennoch sprach der Arzt von einem etwas erhöhten Risiko für Trisomie 13 oder 18. Es sei zwar seiner Meinung nach unwahrscheinlich (da er es selbst noch nie erlebt habe, dass keine weiteren Fehlbildungen zu sehen seien), aber ausschließen konnte er es natürlich nicht.
Ich habe bei 12+6 eine Nackenfaltenmessung durchführen lassen. Diese lag bei 1,98 mm und nach der Blutuntersuchung, die zusätzlich gemacht wurde, ergab sich für mich ein persönliches Risiko von 1: 13145. Ich werde diesen Monat 30 Jahre alt.
Am Montag habe ich ein Gespräch mit meiner FÄ, für mich als Schwangere ist das in der jetzigen Situation aber natürlich noch eine Ewigkeit und daher würde ich mich über eine Einschätzung meines Falls Ihrerseits freuen.
Aufgrund der genannten Faktoren nehme ich an, dass die SS demnächst engmaschiger kontrolliert wird. Können weitere, hoffentlich unauffällige US-Untersuchungen das Risiko einer Trisomie 13 oder 18 "verringern"? Ich meine damit, ob bei späteren US-Untersuchungen genauere Befunde ausgemacht werden können oder ob ich davon ausgehen kann, dass wenn die Organe jetzt alles unauffällig waren, das dies auch in Zukunft so sein wird?
Ich weiß nicht, ob es von Bedeutung ist, aber in meiner ersten SS wurde in der 32. SSW (zwischen der 21. und 32. Woche fand kein US mehr statt) eine vermehrte FW-Menge festgestellt, weswegen ich damals auch zur Dopplersonografie überwiesen wurde. Ich hatte damals einen SS-Diabetes, der zu diesem Zeitpunkt aber bereits diätisch eingestellt war. Die Fruchtwassermenge war ab der 37. Woche wieder ohne Befund.
Vielen Dank für Ihre Hilfe und herzliche Grüße, Sabrina
Mitglied inaktiv - 20.11.2009, 07:42
Antwort auf:
erhöhte Fruchtwassermenge+SNA
Liebe Sabrina,
sicher wird es hier immer notwendig sein, die Dinge in e einem Zusammenhang zu sehen und bei der Vorgeschichte mit einem Schwangerschaftsdiabetes empfiehlt es sich für Sie eh, dass Sie bei einem Diabetologen schon vor der 24.SSW einen oralen Glucosetoleranztest durchführen lassen und diesen bei negativem Ergebnis nach der 24.SSW noch einmal wiederholen lassen, zumal das Wiederholungsrisiko in etwa bei 50% liegt.
Eine verminderte Menge an Fruchtwasser (Oligohydramnion) lässt sich generell im letzten Schwangerschaftsdrittel in 3-5% aller Schwangerschaften nachweisen.
Deshalb kann sich häufig schon mit einer ausreichenden Trinkmenge der Frau die Fruchtwassermenge verbessern, sofern es für die verringerte Fruchtwassermenge keine anderen Ursachen gibt.
Deshalb muss ein Oligohydramnion aber nicht gleich auf eine Störung des Kindes hindeuten.
Es bedeutet jedoch, dass der Befund sonographisch kontrolliert wird. Und bei Unklarheiten oder anderen Hinweiszeichen, sollten dann je nach Bedarf neben einer verminderten Funktionsleistung des Mutterkuchens auch Entwicklungsstörungen, Fehlbildungen oder genetische Störungen ausgeschlossen werden.
Dazu gehört dann auch die Doppleruntersuchung per Ultraschall, um eine Minderfunktion der Plazenta auszuschließen.
Im zweiten Drittel findet sich ein Oligohydramnion nur in 0,2% der Schwangerschaften. In diesen Fällen findet man in 5-10% Chromosomenstörungen und in den überwiegenden Fällen Nierenanlagestörungen.
Zur singulären Nabelschnurarterie lässt sich folgendes sagen:
obwohl nach der Geburt die Nabelschnurgefäße ihre Funktion verlieren und insofern das Vorliegen einer singulären Nabelschnurarterie (SUA) keine wesentliche Fehlbildung zu sein scheint, kommt dieser Diagnose pränatal eine große Bedeutung zu. Das Fehlen einer der beiden Nabelschnurarterien kann assoziiert sein mit einer Wachstumsminderung und Frühgeburtlichkeit, angeborenen Fehlbildungen und Plazentaanomalien, einer späten Fehlgeburt sowie Chromosomenanomalien und genetischen Syndromen.
Aber auch bei sonst unauffälligen Feten kommt das Fehlen einer Nabelschnurarterie häufig vor.
Also, bevor Sie sich also unnütz verunsichern lassen, sollte durch einen Spezialisten für pränatale Diagnostik ein so genannter differenzierter Organultraschall durchgeführt werden. Dabei wird man immer auch nach anderen Hinweiszeichen schauen.
Im Rahmen eines solchen Ultraschalls wird nach Fehlbildungen im Bereich der Weichteile, Organe, Knochen, des Zentralnervensystems, des Herzens und der Extremitäten geschaut. Jedoch kann dieser Ultraschall aber nicht ausschließen, dass das Kind z.B. eine genetische Störung, eine Stoffwechselstörung oder neurologische Störung hat.
Sofern dieser unauffällig ist, wird meist nur zum Zuwarten geraten, da diese Veränderung ansonsten für da Ungeborene praktisch keine klinische Bedeutung hat.
Eine Restunsicherheit zur Genetik können wir mit dem Ultraschall aber alleine nie ausschließen.
Insofern sollten Sie immer die individuelle Einschätzung Ihrer Ärztin/Arzt abwarten und dann schauen, was die ggf. durchgeführte, spezielle Ultraschalluntersuchung erbringt.
VB
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 20.11.2009