Mitglied inaktiv
Sehr geehrter Dr. Bluni, ich bin zum dritten mal Schwanger (9.SSW) habe aber keine Kinder. Meine 1. Fehlgeburt hatte ich von 1 1/2 Jahren in der 18. SSW. Damals hat sich die Fehlgeburt dadurch angekuendigt das mir der schleimpropf vor dem Gebaermutterhals abgegangen ist, mein behandelnder Arzt mich aber mit verdacht auf infektion nach hause geschickt hat, zwei tage spaeter blutungen und vorzeitiger blasensprung. (keine nachgewiesene Infektion) Die zweite Fehlgeburt hatte ich ca. 4 Monate spaeter kurz nachdem die SS festgestellt wurde, also noch sehr frueh. Jetzt bin ich wieder Schwanger und weiss nicht ob eine cerklage fuer mich die richtige Loesung ist. Ein Arzt empfiehlt sie mir und ein anderer Raet aufgrund der Infektionsrisiken, und der gefahr von wehen davon ab. Ich weiss nicht was ich jetzt machen soll. Was birgt das hoehere Risiko? Mit oder ohne Cerklage! Ich hoffe sie koennen mir weiter helfen und vielen Dank fuer ihre Antwort! Mit freundlichem Gruss Micky25
Hallo, zur Frage einer prophylaktischen Cerclage/Muttermundverschluss gibt es mittlerweile in der Fachwelt eine relativ einhellige Meinung: Dank immer kritischerer Indikationsstellung ist die Cerclagefrequenz innerhalb weniger Jahre von fast 10 % auf 1-2% gesunken. Therapeutisch sind nur echte isthmocervicale Insuffizienzen (Gebärmutterhalsschwächen) eine Indikation. Prophylaktische Cerclagen aus anamnestischer Indikation oder bei Mehrlingsschwangerschaften sind schon deshalb sehr kritisch zu betrachten, weil sie nicht zu einer Tragzeitverlängerung führen Eine Zervixinsuffizienz (Gebärmutterhals-Schwäche) im klassischen Sinn ist ein sehr seltener Befund. Bei unsicherer Entscheidungsgrundlage zeigen Studienergebnisse keine eindeutigen Vorteile einer Cerclage gegenüber abwartendem Verhalten. Ob Schwangere mit ultrasonographischer Verkürzung des Gebärmutterhalses oder einer Öffnung des inneren Muttermundes von einer Cerclage profitieren, lässt sich noch nicht abschließen beurteilen. Als einzige Ausnahme verbleiben noch Schwangere mit mehrfachen Frühgeburten in der Anamnese. Bei der Diagnose einer Gebärmutterhalsschwäche ist neben der transvaginalen Sonographie mit ihrer Verkürzung und Eröffnung der Zervix unbedingt immer auch die Konsistenz der Portio durch Vaginalpalpation zu beurteilen. Notfallcerclagen bei Cervixinsuffizienz mit Fruchtblasenprolaps sind nur bis zur 32. SSW indiziert. Gleichwohl ist das Komplikationsrisiko einer Cerclageoperation gering und besteht praktisch nur in minimalen Verlängerungen der Eröffnungsphase sowie einer leicht höheren Inzidenz von Zervixrissen. Frauenarzt 40, 5 (1999) 659 Insofern ist hier im individuellen Fall sicher das immer ausführliche Gespräch mit Ihrer Frauenärztin/Frauenarzt und der Frauenklinik (am besten ein Perinatalzentrum) im Vorfeld sinnvoll, inwiefern eine Cerclage zu Prophylaxe einer vorzeitigen Muttermundseröffnung im individuellen Fall geboten ist unter Abwägung des Für und Wider. Dieses gilt auch für die Fragestellung, inwiefern eine prophylaktische Cerclage/Muttermundverschluss nach einer Infektion mit Fehlgeburt anzuraten ist. VB