Mitglied inaktiv
Hallo, hatte in meiner ersten SS in der 21+1 SSW, ohne eine Infektion bzw. Wehnentätigkeit, eine Zervixinsuffizenz (Zervix 21 mm mit Tricherbildung). Nach einer Woche Bettruhe im Krankenhaus verschlechterte sich der Befund noch (Zervix 14 mm und Vergrößerung des Trichters). Es wurde eine Cerglage gelegt. Anschließend lag ich noch 5 Wochen mit Bettruhe im Krankenhaus und der Befund verbesserte sich. Nach Entlassung ging die Zervix innerhalb ein paar Wochen wieder bis zum Faden auf und war zu Hause ins Bett geschickt worden. Die Schwangerschaft ging dann bis 40+5 SSW. Jetzt bin ich mit Zwillingen schwanger. (7+0 SSW) Nun habe ich verschiedene Antworten auf meine Frage einer vorsorglichen Cerglage gehört und bin sehr verunsichert. Wie ist Ihre Meinung zu diesem Thema? Vielen Dank für Ihre Antwort. Reenchen
Hallo Reenchen, 1. die von Ihnen beschriebene Situation ist sicher sehr individuell und insofern gibt es dafür kein standardisiertes Vorgehen. 2.die Tatsache, dass Sie in der vorherigen Schwangerschaft bereits Frühgeburtsbestrebungen mit Anlegen einer Cerclage hatten, bedeutet alleine schon eine entsprechende Risikoerhöhung für vorzeitige Wehen u. Frühgeburtlichkeit in der jetzigen Schwangerschaft mit der Empfehlung, frühzeitig nach Veränderungen an Gebärmutterhals und Muttermund zu schauen 3.Ihre jetzige Zwillingsschwangerschaft wird das Risiko nicht gerade erniedrigen, sondern zu noch mehr Aufmerksamkeit zwingen 4.zur Frage einer prophylaktischen Cerclage/Muttermundverschluss gibt es mittlerweile in der Fachwelt eine bisher relativ einhellige Meinung: Dank immer kritischerer Indikationsstellung ist die Cerclagefrequenz innerhalb weniger Jahre von fast 10 % auf 1-2% gesunken. Therapeutisch sind nur echte isthmocervicale Insuffizienzen (Gebärmutterhalsschwächen) eine Indikation. Prophylaktische Cerclagen aus anamnestischer Indikation oder bei Mehrlingsschwangerschaften sind schon deshalb sehr kritisch zu betrachten, weil sie nicht zu einer Tragzeitverlängerung führen Eine Zervixinsuffizienz (Gebärmutterhals-Schwäche) im klassischen Sinn ist ein sehr seltener Befund. Bei unsicherer Entscheidungsgrundlage zeigen Studienergebnisse keine eindeutigen Vorteile einer Cerclage gegenüber abwartendem Verhalten. Ob Schwangere mit ultrasonographischer Verkürzung des Gebärmutterhalses oder einer Öffnung des inneren Muttermundes von einer Cerclage profitieren, lässt sich noch nicht abschließen beurteilen. Als einzige Ausnahme verbleiben noch Schwangere mit mehrfachen Frühgeburten in der Anamnese. Bei der Diagnose einer Gebärmutterhalsschwäche ist neben der transvaginalen Sonographie mit ihrer Verkürzung und Eröffnung der Zervix unbedingt immer auch die Konsistenz der Portio durch Vaginalpalpation zu beurteilen. Notfallcerclagen bei Cervixinsuffizienz mit Fruchtblasenprolaps sind nur bis zur 32. SSW indiziert. Gleichwohl ist das Komplikationsrisiko einer Cerclageoperation gering und besteht praktisch nur in minimalen Verlängerungen der Eröffnungsphase sowie einer leicht höheren Inzidenz von Zervixrissen. Frauenarzt 40, 5 (1999) 659 Insofern ist hier im individuellen Fall sicher das immer ausführliche Gespräch mit Ihrer Frauenärztin/Frauenarzt und der Frauenklinik (am besten ein Perinatalzentrum) im Vorfeld sinnvoll, inwiefern eine Cerclage zu Prophylaxe einer vorzeitigen Muttermundseröffnung im individuellen Fall geboten ist unter Abwägung des Für und Wider. Dieses gilt auch für die Fragestellung, inwiefern eine prophylaktische Cerclage/Muttermundverschluss nach einer Infektion mit Fehlgeburt anzuraten ist. VB