Phoenix01978
Sehr geehrter Herr Dr.Bluni, ich bin 39 Jahre alt und in der 7.Woche meiner 2 Schwangerschaft. Mein erster Sohn wurde im März 2017 geboren. Mein Wunsch einer zeitnahen 2. Scheangerschaft erfüllt sich somit wenn alles gut geht. Meine Frauenärztin ist super nett und auch das Praxisteam gefällt mir sehr gut. Leider gehört sie zu den übervorsichtigen Ärzten und hat mich, besonders zum Ende der Schwangerschaft, eigentlich nur verängstigt statt beruhigt. Da es aber so lange gedauert hat bis ich schwanger wurde und ich große Angst hatte, es könnte etwas passieren, habe ich jede Untersuchung machen lassen und bin brav zu jedem Arzt und auch öfter ins Krankenhaus gefahren. Mein Mann hat sich sehr aufgeregt und bei jedem Satz "Machen Sie sich keine Sorgen, wir wollen nur auf Nummer sicher gehen!" einen Anfall bekommen. Letztendlich war such nie etwas und wir haben einen wunderbaren, gesunden Sohn der uns nur Freude bereitet! Ich habe meine Schwangerschaft noch nicht bei meiner Ärztin gemeldet und bin hin und hergerissen ob ich wechseln soll. Ich weiß nur leider auch nicht was mich bei einem anderen Arzt erwartet. Ist es möglich, egal ob bei einem neuen oder alten Arzt, es deutlich zu sagen, dass man ausdrücklich nicht so einen Stress und eine Rennerei möchte, wenn keine wirklich ernsten Befunde vorliegen? Kann ich bei dem neuen Arzt nach einem Kennenlerngespräch fragen ohne das ich direkt wechseln muss und meine Schwangerschaft offiziell wird? Leider merkt man deutlich dass es teilweise auch um die Abrechnungen geht. Diese "Verkaufsgespräche" jedesmal gaben mir das Gefühl, als Spätgebärende scheine ich ordentlich Geld in die Kasse zu bringen. Unterm Strich habe ich kein Vertrauen und so ein schlechtes Gefühl dass ich noch immer hadere zum Arzt zu gehen anstatt überglücklich und voller Stolz zu sein. Vielen Dank im Voraus für Ihre Zeit und Ihre Antwort.
Hallo, 1. zunächst einmal denke ich, dass Sie persönlich hier dann auch ein wenig in der Pflicht stehen, der behandelnden Ärztin/Arzt mitzuteilen, was Sie wünschen und was nicht. Hier natürlich dann insbesondere darauf verweisen, dass Sie eine übermäßige Diagnostik nicht wünschen. 2. dem kann natürlich jede Ärztin/jeder Arzt auch Folgen, wenn dieses ausreichend dokumentiert ist, dass dieses von der Patientin genauso gewünscht wird. 3. denn andererseits ist es ja genau so, dass gerade bei älteren Schwangeren oft das Sicherheitsbedürfnis deutlich größer ist und sofern nach der Geburt irgendwas mit dem Kind sein sollte, wird dann immer die Frage gestellt, ob da nicht jemand zu wenig gekuckt oder zu selten überwiesen hat. Das ist dann auch eine Art Ballancesakt, den jeder Arzt zu gehen hat. 4. vielleicht sprechen Sie deshalb erst einmal mit der jetzigen Frauenärztin über diese Situation und sofern sich hier kein Kompromiss finden lässt, kann es hilfreich sein, sich eine andere Praxis zu suchen, bei der Sie aber im Vorfeld natürlich nicht wissen, wie dort das Vorgehen ist. 5. sofern Sie nur das Gespräch mit einem neuen Arzt wünschen, ist das für die gesetzlich Versicherte natürlich jederzeit möglich. In dem Moment, in dem eine Schwangerschaft festgestellt wird, wäre aber ein Wechsel zu einem anderen Arzt dann im gleichen Quartal nur dann möglich, wenn die Patientin für den Rest des Quartals die Behandlungen selbst bezahlt. Das schreibt zumindest der Gesetzgeber so vor. 6. und auch was zusätzliche Leistungen (IGEL) angeht, hat jede Patientin das Recht, sich nach entsprechender Aufklärung dagegen zu entscheiden. Dass diese in zunehmendem Maße angeboten werden, ist sicherlich nachvollziehbar, da eben in sehr großer Zahl zunehmend Dinge abgerufen werden, die nicht im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen hinterlegt sind und somit privat zu bezahlen sind. Herzliche Grüße VB
Mijou
Dass Deine Ärztin eher übervorsichtig ist, ist natürlich irgendwo ein Luxusproblem. Ich selbst habe meine Ärztin "verlassen", weil mir tatsächlich vor allem ihre penetranten Verkaufsgespräche so auf den Nerv gingen, auch unabhängig von der Schwangerschaft. Außerdem war die normale Vorsorge bei ihr doppelt so teuer, wie bei anderen Ärzten. Mein jetziger Arzt macht null Verkaufsgespräche und berechnet für eine noch umfangreichere Vorsorge (einschl. Brustultraschall) knapp die Hälfte. Mein neuer Gyn ist allerdings auch sehr, sehr gründlich. Ich glaube, Ärzte haben einfach schon so viel erlebt, in ihrer Klinikzeit, aber auch in der eigenen Praxis, dass sie keine Lust auf irgendein Risiko haben. Der zweite Grund für die Vorsicht ist, dass jeder Arzt heute mit einem Bein im Gerichtssaal steht, weil die Patienten sofort zum Anwalt laufen, wenn etwas schiefgeht. Selbst dann, wenn der Arzt nichts dafür kann, sondern es zum normalen Lebensrisiko gehört. Da wäre ich als Arzt auch vorsichtig. Für mich wäre also allenfalls da Aufdrängen von IGL-Leistungen (Selbstzahlerleistungen) ein Grund zu wechseln. Dass Dein Mann sich über die Gyn aufregt, wäre dagegen für mich kein Grund, weil er medizinische Risiken weder kennt noch einschätzen kann. Ich persönlich mag gründliche Ärzte, die vorsichtig sind und auf Nr. sicher gehen. Wenn Du Dich aber selbst sehr verunsichert fühlst, musst Du halt wechseln. Als Schwangere bekommst Du überall schnell einen Termin, weil Ärzte an Schwangeren besonders viel verdienen. Wenn Du also am Telefon sagst, dass Du schwanger bist, umgehst Du die sonst oft nötige Wartezeit für neue Patienten. Du kannst beim neuen Arzt einfach ein Erstgespräch machen, das ist kein Problem. Du musst ihm ja nicht auf die Nase binden, dass Du noch nicht weißt, ob Du wiederkommst, das ist ganz unnötig. Deine eigene Ärztin erfährt davon rein gar nichts. Auch nicht, wenn Du Dich anschließend doch entschließt, zu ihr zu gehen. Ich habe hier und da auch schon solche Manöver gemacht, wenn ich unsicher war. In meiner ersten Schwangerschaft bin ich erst beim dritten Arzt, den ich "ausprobiert" hatte, geblieben. LG
Rebekka786
Ich würde es dabei belassen, insbesondere weil du im Hinterkopf hast dass sie über vorsichtig ist und man das dann besser abhaken kann. Andere Ärzte kümmern sich sehr wenig und ich würde mir da eher bei jeder Untersuchung denken, wie schön, sehe ich halt 1, 2, 3,...mal mehr im Ultraschall. So lange die Kasse alles zahlt, bitte.
Felica
Was wenn dein bisheriger FA das jetzt bei der Nr2 entspannter sieht weil sich ja bei Nr1 keine wirklichen Probleme herausgestellt hat? Ich würde da eher bei der bleiben. Lieber einmal öfters hinschauen wie einmal zu wenig. Und du bist ja jetzt sicherlich auch etwas sicherer.
SK411
Hallo Phönix, für mich (auch eine sogenannte Spätgebärende;) ) hört sich das Vorgehen deiner Ärztin traumhaft an, da zumindest ich in meinen Schwangerschaften diese Sicherheit brauchte. Aber da ist tatsächlich jeder anders. Ich würde , da du ja sonst mit deiner Ärztin zufrieden scheinst, nicht wechseln, sondern vielleicht darüber nachdenken, die VU (ganz oder im Wechsel) einfach von deiner Hebamme machen zu lassen. Vielleicht wäre das eine Möglichkeit, ein wenig Ruhe für euch in die VU zu bringen, und dennoch in vertrauten Strukturen zu bleiben. Liebe Grüße