Mitglied inaktiv
Sehr geehrter Herr Bluni, zufällig kam ich vor kurzem mit einer Hebamme eines Essener Krankenhauses ins Gespräch, die mir sagte, dass man dort beim siebten Kind wahrscheinlich einen Kaiserschnitt machen würde auf Grund des erhöhten Riskos. Nun meine Fragen (wenn auch sehr früh, ich bin erst in der sechsten Woche): Ist das Risiko auf Grund der doch recht vielen Geburten tatsächlich erhöht, auch bei einem normalen Schwangerschaftsverlauf? Um welchen Risokofaktor handelt es sich eigentlich, da ja auch im Mutterpass ab dem vierten Kind von einer Risikoschwangerschaft die Rede ist? Bisher liefen(fast)alle Schwangerschaften und Geburten unproblematisch, eine Ausnahme: während der Geburt meines dritten Kindes löste sich die Plazenta vorzeitig, darauf hin wurde ein Kaiserschnitt gemacht. Worauf muss ich jetzt achten, wie kann ich (36) meine Risiken einschränken? Ich wäre Ihnen für eine Antwort oder einen Hinweis auf entsprechende Literatur oder Internetseiten dankbar. Eine persönliche Anmerkung: Ich habe festgestellt, dass Sie mich von meinem ersten Kind 1995 entbunden haben, wobei ich davon ausgehe, dass sie der Dr. Bluni sind, der zu dieser Zeit im Alfried-Krupp-Krankenhaus gearbeitet hat. Netter Zufall, sie jetzt beim konsequent letzten Kind um Rat zu fragen. Mit freundlichem Gruß vom Niederrhein
Liebe Frau Segler, dass ich Sie von Ihrem ersten Kind entbunden habe, schmeichelt mit. Ja, 1995 war ich im Krupp-Krankenhaus tätig. Ich hoffe, dass es diesem und den anderen Kindern gut geht. Da ich die Essener Krankenhausszene doch recht gut kenne, wundert es mich doch sehr, wer eine solche Empfehlung ausspricht, denn das wäre doch sehr außergewöhnlich. Fakt ist, dass eine Frau, die schon 5 oder mehr Kinder bekommen hat, immer etwas mehr Risiken mit sich bringt. Dieses ist aber nicht so zu sehen, dass wir hier eine generelle Prophylaxe hätten. Im Vordergrund seht eine gute Betreuung in der Schwangerschaft ergänzt dadurch, dass Sie sich schon zur Geburt um die 36. SSW in der Klinik Ihrer Wahl in Essen vorstellen und dort mit dem zuständigen Oberarzt/Oberärztin/Chefarzt das für Sie beste Vorgehen abstimmen. Ihre Frauenärztin/Frauenarzt wird Ihnen darüber hinaus ganz bestimmt sagen können, ob zusätzliche diagnostische Maßnahmen vielleicht sinnvoll erscheinen können. Zu der beim dritten Kind eingetretenen vorzeitigen Plazentalösung und ihrer Bedeutung für eine folgende Schwangerschaft lässt sich folgendes anmerken: die Häufigkeit der vorzeitigen Lösung der normal angelegten Plazenta(=Abruptio placentae) wird in der Literatur zwischen 0,3 bis 1% angegeben. In der bayerischen Perinatalerhebung von 1996 betrug sie 0,5%. Sie ist eine gefährliche Komplikation sowohl für die Mutter als auch für das Kind. Ihre Ursache besteht am häufigsten in Gefäßveränderungen im Bereich der Insertionsstelle der Plazenta (Mutterkuchen), die im Rahmen einer EPH-Gestose auftreten. Im Bereich der Spiralarterien kommt es zur Gefäßruptur mit Bildung eines retroplazentaren Hämatoms (Bluterguss hinter dem Mutterkuchen). Wichtig in dem Zusammenhang ist der schon in den 80iger Jahren beschriebene Zusammenhang, dass Raucherinnen ein höheres Risiko für eine nicht reguläre Anlage der Plazenta (Plazenta praevia) haben und wenn Frauen mit dem Rauchen aufhören, haben sie ein um 23% niedrigeres Risiko für eine vorzeitige Plazentalösung und ein um über 30% niedrigeres Risiko für eine Plazenta praevia. Das Wiederholungsrisiko wird in der Literatur mit Werten zwischen 4,4 % und 12 % angegeben. Als assoziierte Risikofaktoren werden ein vorzeitiger Blasensprung, intrauerine Wachstumsretardierung (Wachstumsminderung) und ein schwangerschaftsbedingter hoher Blutdruck gesehen. Für eine erneute Schwangerschaft ist es wichtig, dass die Betreuung bei einem Frauenarzt und eine Mitbetreuung und ENTBINDUNG in einer Frauenklinik geschieht. Die individuelle Betreuung und weitere Einzelheiten sollten Sie bitte mit Ihrem behandelnden Frauenarzt/ärztin besprechen. Wenn Sie weitere Fragen haben, so melden Sie sich doch bitte wieder. Herzliche Grüße an den Niederrhein. V.Bluni
Mitglied inaktiv
Es gibt Risiken, die mit zunehmnder Kinderzahl steigen, dazu gehören beispielsweise verstärkte Blutungen in der Nachgeburtsphase und allgem. Wehenschwäche. Dies rechtfertigt aber auf gar keinen Fall einen "prophylaktischen" Kaiserschnitt, zumal dieser mit erheblich mehr Risiko behaftet ist als eine Spontangeburt. Da Du fast alle Deine Kinder spontan geboren hast dürfte einer erneuten Spontangeburt kaum etwas im Wege stehen - allse Gute!
Mitglied inaktiv
Lieber Herr Bluni! Vielen Dank für Ihre Antwort. Da ich Nichtraucherin bin, darf ich jetzt wohl davon ausgehen, dass eine solche Plazentaablösung für mich damals ein großer Zufall war und es jetzt genauso wäre. Ich hoffe, ich habe das richtig verstanden. Ihre Antwort beruhigt mich dahin gehend, dass ich mich also wie eine "normale" Schwanger fühlen und aufs Baby freuen darf. Ich werde natürlich Ihren Rat beherzigen und mich frühzeitig auch in einer entsprechenden Fachklinik (aber jetzt am Niederrhein:) ) melden. Übrigens, sowohl das von Ihnen entbundene als auch die anderen Kinder entwickeln sich prächtig und freuen sich mit auf den Neuankömmling. Vielen Dank noch einmal!
Mitglied inaktiv
Vielen Dank für die Antwort. Offen gestanden hatte ich die Wehenschwäche schon verdrängt! Das war tatsächlich ein Problem, wurde aber mit entsprechendem kurzzeitigen anhängen an einen Wehentropf behoben. Das enpfand ich aber nicht als schlimm, da es so zu sagen nur zum "Einstieg" war und der weitere Verlauf ganz natürlich war.