Frage im Expertenforum Sauber werden an Manuela Thomä:

Keine Lust auf Toilette zu gehen

Manuela Thomä

 Manuela Thomä
Kinderkrankenschwester
Frage: Keine Lust auf Toilette zu gehen

Bonsai74

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Liebe, Frau Thomä! Ich bin mittlerweile mit den Nerven am Ende... Mein Sohn, 4 Jahre 4 Monate, hat keine Lust auf Toliette zu gehen... Ich versuche mich kurz zu halten und mich auf das Wesentliche zu beschränken, denn dieses Procedere geht bereits seit 1 1/2 Jahren... Es ist tatsächlich so, dass er keine Lust hat, und nicht , dass er noch nicht soweit wäre. Zwischendurch geht er mal wieder auf Toilette, dann wieder nicht. Es ist eigentlich immer der gleiche Ablauf. Er schlägt sich bei Stuhldrang mit der Faust auf den Bauch, ich frage ihn ob er auf Toilette muß, er verneint, ich sage, er soll auf Toilette gehen, was dann unter großem Protest geschieht, er sagt, es kommt nichts, er kann nicht, er hätte es probiert, geht runter von der Toilette, um dann kurz darauf Stuhlgang in die Hose zu machen. Es ist zum Teil so, dass er sich in sein Zimmer schleicht, sich heimlich umzieht, die Unterhose in den Müll oder unter das Bett wirft, und sich versucht mit Toilettenpapierfetzen den Po abzuwischen, welche dann im ganzen Zimmer verteilt sind. Im Moment ist es wieder ganz schlimm. Urin geht auch tagesabhängig hin und wieder in die Hose, aber das ist nicht so schlimm, denn meistens geht er dazu auf Toilette, und es passiert eigentlich nur, wenn er sich " verspielt". Nachts hat er noch Pampers an. Oftmals wartet er ab, bis er die Pampers abends anzegogen hat, legt sich ins Bett, und ruft mich dann zehn Minuten später, dass er Stuhlgang in der Windel hat, und ich ihn bitte frisch machen soll. Dieses Theater geht wie bereits geschrieben seit 1 1/2 Jahren. Wir haben alles probiert... Mit Aufkleber, mit Belohnung, mit Schuppenfisch, mit viel Geduld, mit Zeit lassen, mit loben, mit Trösten, ohne Druck....aber so langsam geht mir die Luft aus, und ich werde richtig sauer, gerade weil er jedesmal sagt, dass er keine Lust hat und frech wird. Dafür bekomme ICH langsam Druck vom Kindergarten, bewußt oder unbewußt sei dahin gestellt, in der Form, dass ich jeden Tag die nassen und stinkenden Kleider in einer Plastiktüte mit einem subtil vorwurfsvollen " er hatte wieder keine Lust" präsentiert bekomme. Auch haben sich die Erzieherinnen untereinander dazu beraten, ihn nicht mehr umziehen, sondern, dass er das alleine machen muß wenn er sich weigert auf Toilette zu gehen... Das mache ich zum Teil zu Hause zwar auch, aber ich finde, im Kindergarten ist das noch einmal eine andere Nummer, wenn sich 5 Erwachsene gegen ihn stellen. Ich weiß es einfach nicht, ich weiß einfach nicht mehr was gut ist , was nicht, was ist richtig, was ist falsch, natürlich auch bedingt durch die vielen " wertvollen" und zum Teil auch mittelalterlichen Ratschläge im Bekanntenkreis. Ich weiß nicht mehr, was förderlich ist, was kontraproduktiv ist, was ihn unter Druck setzt und was nicht. Ich bin mit meinem Latein am Ende... Lieben Dank für Ihre Mühe im Vorraus, Bonsai74


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Hallo Bonsai 74, Sie beide, Sie und Ihr Sohn, stehen unter einem enormen Druck, da kann es Ihnen beiden nicht gut gehen. Nur noch mal zum besseren Verständnis - lese ich es richtig, dass Ihr Sohn am Tage weitestgehend trocken ist und nur noch gelegentlich, besonders in Spielsituationen, nasse Hosen hat? Das Problem ist, dass er sein großes Geschäft nur in die Windel entleeren möchte? Wenn ich es so richtig verstanden habe, würde ich davon ausgehen wollen, dass das Hauptproblem tatsächlich der immense Stress ist, den Sie beide haben. Vorausgesetzt ist aber, dass Ihr Kinderarzt keine Verstopfung, bei Ihrem Sohn festgestellt hat?! Natürlich ist es schwer, Ihre Situation auf diesem Wege richtig zu erfassen und zu beurteilen, ABER aus Ihren Zeilen lese ich verschiedenes heraus, was ich anders bewerten möchte: 1. Ich glaube nicht, dass es bei Ihrem Sohn tatsächlich so einfach ist, dass er nur keine Lust hat sein großes Geschäft auf der Toilette auszuscheiden. In unserer Arbeit beschreiben uns viele Eltern, dass ihre Kinder noch lange Zeit das AA in die Windel entleeren wollen. Die wirklichen Gründe dafür zu erfassen ist schwer, weil Kinder in dem Alter diese noch nicht richtig benennen können, aber in etlichen Fällen hat es etwas mit Ängsten und Kontrollverlust zu tun. Wenn man das auf psychologischer Basis betrachten würde, wäre das auch gut nach zu voll ziehen. Ich würde hier den Ursprung für Ihr Problem sehen und glaube, dass sich über diesen langen Zeitraum ein Verhaltensmuster entwickelt hat, mit dem sich Ihr Sohn vor einer Erwartungshaltung schützt, die er nicht bedienen kann. Sie mögen das als frech und vielleicht auch gleichgültig erleben, für Ihren Sohn bedeutet es Schutz. Wenn Sie als Folge dann ärgerlich werden, ist das für ihn das geringere Problem, da er weiß, dass Sie ihn lieben und nach dem Ärger auch bald wieder gut mit ihm sind. 2. Die Erzieherinnen stellen sich nicht gegen Ihren Sohn, sondern versuchen in ihrer eigenen Hilflosigkeit und Unwissenheit, ihren Sohn zu etwas mehr Eigenverantwortung zu verhelfen. Das kann so aber nicht funktionieren, weil Ihr Sohn sich einerseits abschottet und andererseits im Kindergarten unter anderem die Aufgabe hat spielerisch seine sozialen Kompetenzen zu entwickeln. Es ist vollkommen normal, wenn Kinder in diesem Alter, in Spielsituationen, den „Anruf“ von Blase und Darm nicht mitbekommen und dann einnässen oder auch einkoten. Das ist die große Gabe der Kinder: sie spielen nicht einfach, sondern sie leben ihr Spiel und gehen dazu in ganz wunderbare Welten. 3. Sie schreiben, Sie haben alles versucht, mit positiven Verstärkern und ohne Druck und das glaube ich Ihnen auch. Aus Ihren Zeilen lese ich Liebe für Ihren Sohn, Sorge um Ihren Sohn, Schutz für Ihren Sohn und vor allem Hilflosigkeit, weil ein scheinbar so einfacher Vorgang, wie die Kontrolle und der richtige Umgang mit dem großen und kleinen Geschäft nicht klappen mag. Unter der Annahme, dass Ihr Sohn zu den Kindern gehört, die aus bestimmten Gründen ihr AA etwas längerfristig in die Windel entleeren möchte, glaube ich, dass Ihr Sohn Ihre Versuche ihn in dieser Richtung zu fördern, durchaus als Stress bzw. Belastung erlebt haben mag. Und damit meine ich nicht nur Sie, sondern all die Erwachsenen aus seinem und Ihrem Umfeld, die Sie mit gut gemeinten Ratschlägen unterstützen wollten. Ihr Sohn scheint ein pfiffiges Kerlchen zu sein und wird somit die Erwartungshaltungen, gut gemeinten Ratschläge und Kommentare mitbekommen haben, wenn vielleicht nicht unbedingt in Worten, so doch aber in dem, wie man ihm zu diesem Thema begegnet ist. Kinder sind unglaublich sensitiv und bekommen weit mehr mit, als wir glauben. Meine Empfehlung an Sie: Sie sollten für sich und Ihren Sohn den Druck, unter dem Sie stehen, raus nehmen. Geben Sie dem Bedürfnis Ihres Sohnes nach und lassen ihm für den Stuhlgang erst einmal seine Windel. Alle Kinder wollen „groß“ sein und wenn er soweit ist, wird er den nächsten Schritt gehen. Tatsächlich ist die Entwicklung der Kontinenz (trocken und sauber werden) ein sehr komplizierter und auch sehr störanfälliger Vorgang, der unterschiedlich lange - auf jeden Fall aber bis zur Vollendung des 60. Lebensmonats dauern kann. So lange ist alles im vollkommen normalen Bereich. Sprechen Sie mit ihm Regeln ab; z.B. dass er sich seine Windel holt (vielleicht können Sie eine Höschenwindel benutzen, die er selber wie einen Schlüpfer anziehen kann), wenn er merkt, dass er abführen muss und dass er dann anschließend sauber gemacht werden muss. Auch für Ihren Sohn ist es belastend, wenn er sich in sein Zimmer schleichen muss und versucht alles geheim zu halten. Binden Sie ihn in den Säuberungsvorgang mit ein, aber behalten Sie die Oberaufsicht. Gleiches würde ich auch für den Kindergarten empfehlen. Auf diesem Wege kann man seine Selbstständigkeit fördern, ohne ihn zu überfordern. Sie müssen lernen, dass Sie ihn nicht trocken und sauber machen können, das ist seine Aufgabe. Ich finde es aber bewundernswert, dass Sie so lange durchgehalten haben, immer auf der Suche nach dem richtigen Weg; tun Sie sich jetzt den Gefallen und versuchen Ihrem Sohn den Spielraum zu geben, den er benötigt. Mit freundlichen Grüßen Manuela Thomä


Bonsai74

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Vielen Dank für Ihre schnelle, hilfreiche Antwort und Ihre lieben Worte! Einen schönen Abend, Bonsai


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