Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Viele Medikamente

Frage: Viele Medikamente

Eiskönigin35

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Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, bevor ich von meiner Schwangerschaft wusste, ca. Ende der vierten Schwangerschaftswoche benutzte ich folgende Medikamente: Dolo Hevert Roll-On (wird in den entsprechenden Rückenbereich einmassiert) bei Verletzungen und Schmerzen des Bewegungsapparates. Zusammensetzung: 2-Propanol, gereinigtes Wasser, Hydroxypropylcellulose, Methylsalicylat. Voltaren Schmergel Erkältungsbalsam N.: Zusammensetzung 100 gramm Salbe enthalten: 2,75 g Levomenthol, 5,0 g D-Campher, 2,5 gramm Latschenkiefernöl, 1,5 gramm Eukalyotusöl, weißes Vaselin Talcid und Gaviscon Advance gegen Sodbrennen Nasic Nasenspray Lefax intensiv Dolormin Schmerztabletten Dann bekam ich eine Spritze von meinem Hausarzt wegen Verspannungen, Diese wurde an drei Stellen um den verspannten Bereich gespritzt. Darin enthalten waren: Lidocain 1% (2ml); Piroxicam (20mg); Dexamethason (4mg) Ich weiß das ist eine ganze Liste und ich hoffe sie können mit weiterhelfen. Das Piroxicam macht mir ganz schreckliche Sorgen, zumal ich etwas von häufigeren Fehlgeburten und Herzfehlbildungen las und das es lang bräuchte bis es aus dem Körper heraus ist. Seit ich von meiner Schwangerschaft weiß benutzte ich gar nichts mehr. Was (außer der Spritze die ich mir sowieso nicht mehr geben lasse, dürfte ich weiter verwenden) und muss ich mir Sorgen machen wegen der Spritze mit dem Piroxicam usw.?


Dr. Wolfgang Paulus

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Sofern die Aufnahme einer potentiell fruchtschädigenden Substanz im Zeitraum der Alles-oder-Nichts-Regel (innerhalb von zumindest 14 Tagen nach Empfängnis) erfolgt, wäre bei schädigenden Einwirkungen ohnehin entweder ein Abort oder ein Neugeborenes ohne erhöhtes Fehlbildungsrisiko zu erwarten. Die anfangs pluripotenten Zellen können in dieser Zeit noch geschädigte Zellen ersetzen, so dass die weitere Entwicklung ungestört verläuft, sofern der toxische Schaden nicht so groß ist, dass die Frucht mit der nächsten Regelblutung abgeht. Die Substanzklasse der nichtsteroidalen Antiphlogistika enthält zahlreiche Vertreter. Die älteren Substanzen wie Diclofenac (z. B. Voltaren) oder Ibuprofen (z. B. Dolormin) dürfen in den ersten zwei Schwangerschaftsdritteln eingesetzt werden. Im letzten Schwangerschaftsdrittel ist jedoch wegen eines möglichen vorzeitigen Verschlusses des Ductus arteriosus (kindliche Kreislaufverbindung vor Geburt) bei Dauertherapie mit all diesen Prostaglandinsynthesehemmern Vorsicht geboten. Man sollte zumindest ab der 30.SSW keine hochdosierte Dauertherapie durchführen. Die neueren Wirkstoffe aus dieser Substanzklasse (wie z. B. Piroxicam) ergaben bisher ebenfalls keine Hinweise auf fruchtschädigenden Effekte, so dass bei versehentlicher Anwendung nicht mit Fehlbildungen zu rechnen ist. Im letzten Trimenon ist jedoch bei Dauertherapie mit all diesen Prostaglandinsynthesehemmern Vorsicht geboten. Paracetamol kann bei Bedarf in allen Phasen der Schwangerschaft vorübergehend eingesetzt werden.


Dr. Wolfgang Paulus

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