Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Topident und Etron

Frage: Topident und Etron

Sophia Lorena

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Hallo Dr. Paulus Wenn Sie mir bei folgenden zwei Fragen weiterhelfen könnten: (Ich lebe in Südamerika, daher die Produkte.) 1. Aufgrund von entzündetem Zahnfleisch und starken Schmerzen, wurde mir Topident infantil plus empfohlen. Es handelt sich um eine Flüssigkeit, die man auch Kindern verabreichen darf, wenn sie Zahnschmerzen haben. Ich wende es zur Zeit täglich an. Gebe bis vier mal am Tag, etwa 2-4 Tropfen, mit dem Finger auf das Zahnfleisch. Sind die folgenden Inhaltstoffe wirklich bedenkenlos? 100 ml enthält 0,55g Lidocaina Clorhidrato und 1,00g Aluminio Lactato (übersetzt in etwa: Lidocainhydrochlorid und Aluminiumlactat) darf ich das über einen längeren Zeitraum täglich anwenden? 2. In der letzten Urinprobe hat man wenige Bakterien gefunden. Desshalb soll ich nun Vaginalzäpfchen an 7 Nächten einführen. Um quasi den Geburtskanal zu reinigen. Diese enthalten je 500mg Metronidazol. Das Produkt heisst Etron Ovulo 500mg. Es ist ein Antibiotikum. Ich bin verunsichert, ob das wirklich unschädlich fürs Baby ist. Da ich es praktisch kurz vor der Geburt anwenden soll, zu dem die Frage, müsste da ein Abstand eingehalten werden. Sprich, passiert da was, wenn das Baby kommt und das Medikament erst frisch eingeführt wurde? Ich danke Ihnen schon jetzt für Ihre geduldige Weiterhilfe. Liebe Grüsse Sophia (37.ssw)


Dr. Wolfgang Paulus

Dr. Wolfgang Paulus

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Die gängigen Lokalanästhetika wie Articain, Bupicacain oder Lidocain sind in der Schwangerschaft gut erprobt. Bei oberflächlicher Anwendung sind keine relevanten Konzentrationen in der Blutbahn zu erwarten. Auch die oberflächliche Anwendung von Aluminiumlaktat zur Behandlung des entzündeten Zahnfleischs wäre in der Schwangerschaft unbedenklich. In einigen bakteriellen Testsystemen verhielt sich Metronidazol mutagen. Zwar liegt kein Nachweis einer Entwicklungsstörung durch Metronidazol vor, jedoch wird nach wie vor häufig die Meinung vertreten, dass die Anwendung von Metronidazol im ersten Trimenon vermieden werden sollte. Eine retrospektive Kohortenstudie mit annähernd 1400 Schwangerschaften ergab keinen Anhalt für eine Fruchtschädigung beim Menschen (Piper et al 1993). Eine Auswertung von 266 oralen Therapien im ersten Trimenon (1980-1991) zeigte ebenfalls keine Häufung von Fehlbildungen (Czeizel & Rockenbauer 1998). Bei bakterieller Vaginalinfektion wird Metronidazol zur Vermeidung von Fehlgeburten bzw. vorzeitigen Wehen inzwischen empfohlen, sofern sensible Problemkeime vorliegen. Alternativ wäre ggf. der vaginale Einsatz von Clindamycin vertretbar.


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