Guten Tag Herr Dr. Paulus,
lt. meinem Frauenarzt soll ich ab 14+1 Sobelin VCR gegen Chlaymdien verwenden.
Wie ist ihre Meinung dazu? Lt. dem Laborbericht ist eine Empfehlung bei Chlamydien das Medikament Azithromycin, dieses wollte mir meine Ärztin allerdings nicht verschreiben weil es wohl nicht so gut verträglich ist?! Ich finde die Gabe von Antibiotika allerdings einfacher als ein paar Tage diese Vaginalcreme.
Was meinen Sie dazu? Bei Embryotox ist Sobelin auch nur "Grau" bewertet. Das verunsichert mich ein wenig.
Besten Dank und Grüße
von
Ella850
am 12.04.2019, 10:16
Antwort auf:
Sobelin gegen Chlamydien in der Schwangerschaft
Eine kanadische Studie verglich 123 Fälle einer Anwendung von Azithromycin in der Schwangerschaft (davon 88 Fälle im ersten Schwangerschaftsdrittel) mit den Schwangerschaftsausgängen unter Medikation mit älteren Antibiotika bzw. unbelasteten Schwangerschaften. Dabei unterschied sich die Fehlbildungsrate mit 3,4% statistisch nicht von den Kontrollgruppen (Sarkar et al 2006).
Anlässlich einer Amiozentese im zweiten Trimenon erhielten in einer großen kontrollierten Studie 21.991 Schwangere 500 mg Azithromycin drei Tage vor der diagnostischen Maßnahme. In der behandelten Gruppe lag die Abortrate mit 7 von 21.219 Fällen (0,03%) eindeutig niedriger als in der unbehandelten Kontrollgruppe mit 36 von 12.529 Fällen (0,28%). Auch ein vorzeitiger Blasensprung trat in der behandelten Gruppe mit 14 von 21.219 Fällen (0,06%) signifikant seltener auf als in der Kontrollgruppe (1,12%). Die Antibiotikaprophylaxe mit Azithromycin scheint daher das Risiko für vorzeitigen Blasensprung und Fehlgeburt bei Amniozentese eindeutig zu vermindern.
Eine Beeinträchtigung der kindlichen Entwicklung ist unter Azithromycin in dieser großen Studie nicht zu erkennen gewesen.
Zumindest nach Abschluss des ersten Trimenons ist Azithromycin durchaus akzeptabel.
Im humantherapeutischen Einsatz gibt es nach langjährigen Erfahrungen keinen Anhalt für eine Fruchtschädigung durch Clindamycin.
Das Michigan Medicaid Program erfasste zwischen 1985 und 1992 647 Neugeborene nach Exposition mit Clindamycin im I.Trimenon. Darunter fanden sich 31 angeborene Anomalien (4,8%), was dem üblichen Basisrisiko entspricht (Briggs et al 1999).
Eine Anwendung von Clindamycin ist in allen Phasen der Schwangerschaft bei Infektionen vertretbar. Die orale Gabe von Azithromycin ist bei Nachweis von Chlamydien sicher wirksamer als die vaginale Anwendung von Clindamycin.
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 14.04.2019