Nissa
Guten Tag Herr Dr. Paulus Im Oktober 2015 startete ich mit der Einnahme von Sertralin Sandoz (täglich 50mg), da ich mich in eine Traumabewältigungs-Therapie (sexuelle Übergriffe in der Kindheit) begab. Das Sertralin nahm ich lediglich ein, um mich für das "Eindringen in die Vergangenheit" zu wappnen. Mein Psychiater wollte mich so gut es geht für die Therapie stabilisieren. Im Dezember 2016 wurde ich dann schwanger. Zurzeit befinde ich mich in der 8. SSW (7+1). Ab dem 03.01.2017 habe ich in Rücksprache mit meinem Psychiater das Sertralin ausschleichen lassen, da ich mir grosse Gedanken um das Sertralin und eventuelle Schäden an meinem Baby gemacht habe. Er hielt die weitere Einnahme für kontraproduktiv, da ich durch das Sertralin und die daraus entstandenen Sorgen oft sehr unruhig war. Da die Einnahme des Medikamentes lediglich für die Traumabewältigung gedacht war und ich mich sonst wirklich meines Lebens erfreue, hielt er ein Absetzen im 1. Trimester für zumutbar. Seit dem 13.01.2017 nehme ich kein Sertralin mehr ein und fühle mich nach wie vor sehr gut und mehr als gesegnet, was ich sicherlich auch meiner Schwangerschaft zu verdanken habe. Natürlich haben wir die Traumabewältigung nun auf Eis gelegt. Trotzdem werde ich meinen Psychiater alle 2 bis 3 Wochen sehen, um über meine mentale Verfassung zu reden und allfällige "Krisen" vorzubeugen (obwohl wir alle nicht davon ausgehen, dass eine Krise eintreffen wird). Da ich gestern wie auch heute im Internet rumgestöbert habe (hätte ich nicht tun sollen) und mein nächster psych. Termin erst in 2 Wochen stattfindet, wende ich mich mit meiner Frage an Sie: Ich habe gelesen, dass die wichtigste Entwicklung des Babys ab der 5. SSW stattfindet. Bei mir ist die Einnahme des Sertralins leider noch nicht so lange her und ich befürchte, dass sich das Medikament in dieser wichtigen Phase noch in meinen Blutbahnen befand. Halten Sie es für möglich, dass ich meinem Baby geschadet habe, zumal ich das Medikament auch in dieser wichtigen Phase abgesetzt habe? Habe ich die Entwicklung in irgendeiner Art und Weise durch die Einnahme oder das Absetzen gestört? Ich habe hier in den Foren nach ähnlichen Fragen gesucht, aber keine bezog sich auf das Absetzen des Sertralins im 1. Trimester bzw. in der wichtigsten Phase der Baby-Entwicklung. Ich bedanke mich herzlich für Ihre Rückmeldung. Beste Grüsse Nissa
Sowohl aus den tierexperimentellen Untersuchungen als auch aus den Erfahrungen in der menschlichen Schwangerschaft gab es primär keinen Anhalt für eine Fruchtschädigung durch Sertralin. Eine Zusammenstellung von 150 Expositionen mit Sertralin im I.Trimenon zeigte keine Häufung von Anomalien (Kulin et al 1998). Eine weitere Studie mit 112 Schwangeren ergab unter Medikation mit Sertralin ebenfalls keinen Anstieg der Fehlbildungsrate (Chambers et al 1999). Anpassungsstörungen nach der Geburt erforderten teilweise eine Betreuung der Neugeborenen in einer Kinderklinik. Bis Dezember 2004 dokumentierte das Swedish Medical Birth Registry 6.555 Kinder nach intrauteriner Exposition mit SSRI in der Frühschwangerschaft. Die kumulierte Fehlbildungsrate lag bei 4,1%, was dem erwarteten Hintergrundrisiko entspricht. Dabei wurde kein typisches Fehlbildungsmuster beobachtet. In diesem Kollektiv sind 1.906 Kinder nach mütterlicher Medikation mit Sertralin enthalten. Die Fehlbildungsrate gab mit 3,5% keinen Anlass zur Beunruhigung (Kallen & Otterblad Olausson 2007), weil dies dem üblichen Fehlbildungsrisiko in der unbelasteten Bevölkerung entspricht. Eine neuere Übersichtsarbeit sieht – wenn überhaupt – allenfalls ein geringes Risiko von weniger als 1% für die Entwicklung eines Hochdruckes im Lungenkreislauf des Feten bei mütterlicher Therapie mit SSRI in der zweiten Schwangerschaftshälfte. Ein Verzicht auf eine erforderliche Behandlung der Mutter in der Spätschwangerschaft erscheint daher nicht sinnvoll ('t Jong et al 2012). Mögliche Zusammenhänge zwischen der langfristigen Einnahme von SSRI und kindlichen Verhaltensauffälligkeiten wie ADHS oder Autismus werden kontrovers diskutiert (Man et al 2015, Figueroa et al 2010). Eine Fortsetzung der aktuellen Behandlung mit Sertralin wäre in der Schwangerschaft durchaus akzeptabel. Nach Einnahme von SSRI wie Sertralin konnte man in bis zu 30% der Fälle in den ersten Tagen nach Geburt (maximal 14 Tage) Anpassungsprobleme der Kinder mit folgenden Symptomen beobachten (Alwan & Friedman 2009): · Atemstörungen, Apnoe · Zyanose · Krämpfe · Temperaturschwankungen · Trinkschwäche, Erbrechen · Hypoglykämie · Hypotonie / Hypertonie · Hyperreflexie, Zittern · Reizbarkeit, anhaltendes Schreien Ein Verzicht auf die Einnahme von Sertralin in der Spätschwangerschaft ist jedoch deshalb nicht erforderlich. Die Anpassungsstörungen fallen jedoch umso geringer aus, je niedriger die mütterliche Sertralin-Dosis liegt. Angesichts einer Halbwertszeit von 26 Stunden ist das Sertralin bei Ihnen längst aus dem Organismus eliminiert. Eine schädigende Einwirkung auf die embryonale Entwicklung ist demnach nicht zu erwarten, zumal Sie das Präparat sehr früh abgesetzt haben. Sollte eine Wiederaufnahme der Behandlung aus irgendeinem Grund in der Schwangerschaft erforderlich sein, wäre dies in moderaten Dosen durchaus vertretbar.
Ähnliche Fragen
Guten Tag Herr Paulus!! Wir wünschen uns ein zweites Kind und ich nehme Sertralin 125mg aufgrund Angstzustände ein . Bei meinem ersten Kind hab ich 100mg eingenommen und sie hatte am Anfang Probleme mit dem Atmen musste 2 Tage auf der Neo verbringen aber sie ist kerngesund!! Könnte ich die 125mg die gesamte Schwangerschaft einnehmen !? ...
Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, wir sind aktuell in der Planung ein Kind zu bekommen (noch nicht schwanger). Nun habe ich aber eine Angststoerung entwickelt und komme nicht mehr klar.... Ich brauche Medikamente gegen die Aengste. Mein Arzt gibt mir die Wahl zwischen Escitalopram und Sertralin. Welches Mittel ist in ihren Augen weniger schlimm fuer ...
Hallo Herr Paulus, ich habe eine Frage über die Sertralin und die Babytraum Tabletten! Sertralin nehme ich ja schon länger und habe nie Probleme gehabt und seitdem ich diese Babytraum Tabletten zu mir nehme, habe ich so ein komisches Gefühl im Körper, ich muss mich immer strecken und habe Einschlafprobleme! Ich rede mir wieder ein das ich ein H ...
Guten Morgen Dr. Paulus, ich leide seit kurzem unter starker Angst/Panik. Mein Hausarzt hat mir deswegen Sertralin und Tavor verschrieben. Ich stille meine Tochter noch voll. Sie nimmt weder die Flasche noch Beikost. Ist es möglich, solange ich das Sertralin einschleiche zusätzlich Tavor - zur Not auch täglich- niedrig dosiert zu nehmen? Bislan ...
Guten Tag, darf man Sertralin gegen Angststörung in der Stilzeit nehmen? LG
Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, ich habe eine Frage bezüglich diese 2 Medikamente in der Schwangerschaft. Ich nehme Sertralin 100mg und Lamotrigin 125. Manchmal adaptieren wir die Dosierung, aber seit 4 Monate fühle ich mich ganz gut mit den beiden. Ich bin jetzt ganz am Anfang einer Schwangerschaft und frage mich, ob ich weiter das machen ...
Hallo Herr Paulus, ich habe heute zwei komplett verschiedene Fragen. 1. Sertralin Könnte dies bei Bedarf, auch in der Frühschwangerschaft eingenommen werden? 2. Milchsäure oder Milchsäurebakterien: Ich hab immer wieder mit dem Scheiden- Ph -Wert Probleme und soll vorsorglich was einnehmen. Was ist besser geeignet, Milchsäure- oder Milc ...
Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, ich hatte Sie letzte Woche um eine Einschätzung bezüglich der Einnahme von 25mg Quetiapin gebeten. Vielen Dank für Ihre gute Antwort! Sie hat mir extrem geholfen. Nun möchte mein Arzt mich aber demnächst auf Sertralin umstellen mit einer Zieldosis von 150mg. Wie ist Ihre Einschätzung bezüglich der Einnahme von Ser ...
Guten Tag, ich bräuchte einmal Ihre Meinung. Ich bin in der 9.ssw und nehme 50mg Sertralin morgens und soll es auch die SS weiter durchgehen. Wegen meinem erhöhten Präklamsierisiko soll ich nun Abends Ass 100/150 nehmen. Ich habe Angst da bei den beiden Medikamenten Wechselwirkungen auftreten können. Man soll sie möchlichst nicht zusammen einnehme ...
Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, mich habe eine Frage bzgl. Sertralin in der Schwangerschaft. Ich nehme seit letztem Jahr Mai, aufgrund einer Zwangsstörung und einer schweren Depression Sertralin. Die Dosis wurde dabei langsam in 25mg Schritten auf insgesamt 150mg gesteigert. Ich nehme also aktuell 150g Sertralin und bin jetzt im ersten Trimeste ...