TinaTuna
Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, ich bin in der 18. SSW und habe eine Angststörung. Ich habe jahrelang Paroxetin 20 mg 1 mal täglich genommen, vor ca. 2 Jahren habe ich die Dosis ziemlich reduziert, letztes Jahr z.B. habe ich den ganzen Jahr lang nur maximal 12 Tabletten genommen, pro Monat nur eine Tablette(20mg). Und das hat mir auch gereicht gehabt. Seitdem ich schwanger bin nehme ich die Tabletten nicht und mache eine Therapie. Durch die Schwangerschaft werden die Ängste größer und ich fühle mich einfach unwohl. Die Therapie alleine bringt mir nicht so viel. Gestern ging es mir so schlecht, dass ich eine halbe Tablette(Paroxetin) genommen habe :( ich habe am 7.1. einen Termin beim Psychologen. Meine Frage ist, ist es schädlich fürs Baby wenn ich in Monat nur eine Tablette nehme von Paroxetin? Oder ist dieses Medikament verboten in der Schwangerschaft? Ich würde mich auf eine Antwort sehr freuen. Und vielen Dank im Voraus für Ihre Antwort. Einen schönen Abend noch. Liebe Grüße Tina
Bis Dezember 2004 dokumentierte das Swedish Medical Birth Registry 6.555 Kinder nach intrauteriner Exposition mit SSRI (z. B. Paroxetin, Sertralin, Citalopram) in der Frühschwangerschaft. Die kumulierte Fehlbildungsrate lag bei 4,1%, was dem erwarteten Hintergrundrisiko entspricht. Dabei wurde kein typisches Fehlbildungsmuster beobachtet. In diesem Kollektiv sind 959 Kinder nach mütterlicher Medikation mit Paroxetin enthalten. Die Fehlbildungsrate gab mit 4,8% keinen Anlass zur Beunruhigung. Allerdings befanden sich in dem Paroxetin-Kollektiv 20 Kinder mit Herzfehlern, insbesondere Vorhof- und Ventrikelseptumdefekte. Auch wenn der Anteil von 2,1% die Herzfehlerrate von 1,3% in der Normalbevölkerung übertrifft, ist das Risiko für kardiovaskuläre Anomalien unter Paroxetin in absoluten Zahlen gering (Kallen & Otterblad Olausson 2007). Als Alternative kämen erprobte trizyklische Antidepressiva wie Amitriptylin in Frage. Allerdings erscheint nach den aktuellen Daten das Risiko für angeborene Anomalien unter SSRI allenfalls geringfügig erhöht (Greene 2007). Wenn andere Präparate wie Amitriptylin (evtl. auch die SSRI Citalopram, Sertralin) nicht ausreichend wirken, wäre eine Fortsetzung der Anwendung von Paroxetin in moderater Dosis (z. B. 10 - 20 mg pro Tag) auch in der Schwangerschaft vertretbar. Nach vorgeburtlicher SSRI-Medikation (z. B. Paroxetin) wurden bei Neugeborenen in einigen Fällen vorübergehende Anpassungsstörungen wie Zittrigkeit, Übererregbarkeit und erhöhter Muskeltonus beobachtet. Daher sollte in den ersten Lebenstagen auf entsprechende Symptome geachtet werden. Bei vorübergehender Anwendung in niedrigen Dosen – wie von Ihnen geschildert – sehe ich ohnehin keine Probleme, zumal Sie sich bereits jenseits der sensiblen Phase der Organdifferenzierung befinden.