Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Lachgas

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Lachgas

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Hallo Ich arbeite in einer Zahnarztpraxis. Wir verwenden etwa 3-5 Mal pro Woche jeweils für mind. 45 Min. Lachgas als Sedierung bei Kindern und Erwachsenen. Unser Gerät verfügt nicht über einen Schlauch, der die Atemluft rückführt, die ausgeatmete Luft und auch das Lachgas, das nicht eingeatmet wurde, werden der Raumluft zugeführt. Wenn nun Assistentinnen schwanger sind, ist es dann unbedenklich, dass sie im Raum assistieren, oder sollen sie den Raum verlassen ? Für welche Schwangerschaftsmonate ist was zu empfehlen ? Herzlichen Dank !


Dr. Wolfgang Paulus

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Eine berufliche Exposition mit Lachgas unter 50 ppm scheint kein fruchtschädigendes Risiko zu beinhalten. In einer Fall-Kontroll-Studie mit 31 fehlgebildeten Kindern von Tierärztinnen zeigte sich kein Zusammenhang mit einer Lachgas-Exposition im I.Trimenon (Johnson et al 1987). In einem Kollektiv von 983 Zahnarzthelferinnen fiel eine erhöhte Rate von Spontanaborten (relatives Risiko=2,6, 95%-Konfidenzintervall: 1,3-5,0) nach beruflicher Exposition mit ungefiltertem Lachgas über mehr als 3 Stunden pro Woche im I.Trimenon auf (Rowland et al 1995). Diese Beobachtung konnte in einer anderen Studie mit 352 Zahnarzthelferinnen nicht bestätigt werden (Heidam, 1984). In einer kontrollierten Studie an 705 Hebammen mit Lachgas-Exposition ergab sich kein Unterschied in der Abortrate zu Hebammen ohne derartige berufliche Belastung (Axelsson et al 1996). In einigen Studien wurde gezeigt, dass Frauen, die im Kreissaal oder in Zahnarztpraxen höheren Konzentrationen von Lachgas (> 1000 ppm) ausgesetzt waren, eine verminderte Fertilität aufweisen; nach 3 Monaten ungeschützten Geschlechtsverkehrs waren nur 60 - 70 % schwanger, während die Frauen, die nicht, oder weniger gegenüber Lachgas exponiert waren, nach 3 Monaten in 80 - 90 % schwanger waren (Ahlborg et al 1996, Rowland et al 1992). In einer der Studien wurde bei hoher Lachgas-Exposition auch eine erhöhte Abortrate gefunden (Rowland et al 1995). Dies wurde in der anderen Studie nicht nachgewiesen; hier war eine erhöhte Rate an Spontanaborten auf Nacht- und Schichtarbeit, sowie überdurchschnittliche Arbeitsbelastung zurückzuführen (Axelsson et al 1996). Diese Studien haben insgesamt nur beschränkte Aussagekraft, weil sie retrospektiv durchgeführt wurden, auf Rücksendung von Fragebögen beruhten und keine Angaben zur tatsächlichen Exposition gegenüber Lachgas gemacht wurden. Die „Senatskommission zur Prüfung gesundheitsschädlicher Arbeitsstoffe” der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) hält es nach der gegenwärtigen Datenlage nicht für gerechtfertigt, Lachgas wegen der Effekte bei extrem hohen Arbeitsplatz-Konzentrationen in die Schwangerschaftsgruppe B einzustufen („B” = Beschäftigungsverbot für Schwangere in Räumen, in denen Lachgas angewendet wird). Bereits 1987 wurde aber von J. F. Nunn darauf hingewiesen, dass auf Exposition mit Lachgas zumindest während der Organogenese (erstes Schwangerschaftsdrittel) verzichtet werden sollte (Nunn 1987). Bei zeitgemäßer klimatechnischer Ausstattung und entsprechender Kontrolle der Konzentrationen am Arbeitsplatz ergeben sich für das Personal nach derzeitigem Kenntnisstand keine besonderen Risiken (Hobbhahn 2001).


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