Insektenspray mit Permethrin und Tetramethrin (30. SSW)

Question

Hallo, Herr Dr. Paulus! Erstmal vielen Dank für die Gelegenheit, hier eine Frage stellen zu dürfen. Ich befinde mich in der 30. SSW (29+5). Vor einem paar Tagen (29+1) hat mein Mann Insektenspray wegen Mücken in einer Ecke der Küche kurz angewendet (5 Sprühstöße: 4 auf dem Boden und einmal etwa 90 cm höher gegen die Wand), ohne dass ich davon wusste. Dieses hat er im Drogerie gekauft und beinhaltet Permethrin (4.8 mg/g) und Tetramethrin (6.5 mg/g) in einer 400 mL-Dose. Er hat danach vergessen, das Fenster zu öffnen. Ich bin ca. 5 Minuten später in die Küche gegangen und saß da für ca. 15 Minuten, ungefähr 1.5 Meter vom gesprühten Ort entfernt. Tatsächlich habe ich einen leichten ungewöhnlichen Geruch etwas erkannt, aber da mein Mann unter der Spülbecken auch Mittel mit Chlor gesprüht hat, war der Geruch des Chlors stärker und es war mir nicht direkt aufgefallen. Nach ca. 15 Minuten Aufenthalt in der Küche (oder sogar etwas mehr, jetzt weiß ich nicht mehr genau) habe ich das Küchenfenster geöffnet und den Raum verlassen, um frische Luft auf dem Balkon zu atmen. Erst später wusste ich, dass mein Mann mit Insektenspray gesprüht hat. Auf der Dose steht, nicht in der Gegenwart von Schwangeren (u.A.) anzuwenden. Das beunruhigt uns sehr, weil ich zumindest 15 Minuten die Luft in der kleinen und noch nicht belüfteten Küche eingeatmet hat. Die Küchentür habe ich zwar offen gelassen, als ich da saß (und ich saß direkt neben dieser Tür), aber sie öffnet zum Wohnzimmer, nicht nach draußen. Ich hatte keinerlei Symptome. Das war das erste Mal in meiner Schwangerschaft, dass bei uns Insektenspray angewendet wurde (und bestimmt das letzte Mal). Was könnte in diesem einmaligen Vorfall die Folge für das ungeborene Baby sein? Ich bin zwar schon jenseits der 1. Trimenon, aber wir machen uns riesige Sorgen, dass ich beim Einatmen der Luft mit den eingeschlossenen Aerosole vom Insektenspray das ungeborene Baby in seiner letzten Entwicklungsphase geschadet haben könnte, denn ich habe danach gelesen, Insektizid kann über die Plazenta auf den Baby übergehen. Seitdem bzw. in diesen letzten Tagen bewegt das Baby etwa öfter und stärker. Gibt es vielleicht einen Zusammenhang? Vielen Dank im Voraus für Ihre Meinung.

von _Silvia_ am 08.04.2022, 07:18

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Dr. Wolfgang Paulus · Accepted Answer

Pyrethroide kommen als Inhaltsstoff in verschiedenen Chrysanthemenarten vor. Permethrin ist ein synthetisches Pyrethroid, das in der Landwirtschaft und Veterinärmedizin seit langem zur Kontrolle von Ektoparasiten erfolgreich angewandt wird. Seit 1980 werden topische Permethrin-Präparate zur Behandlung von Krätze und Kopfläusen eingesetzt. Sie erwiesen sich bei bestimmungsgemäßem Gebrauch als zuverlässig wirksam und frei von toxischen Nebenwirkungen, selten wurden allergische Reaktionen beschrieben. Daher wird Permethrin v.a. zur Behandlung in der frühkindlichen Phase, während Schwangerschaft und Stillzeit durchaus empfohlen (Fölster-Holst et al 2000). Bei äußerlicher Anwendung am Menschen ließ sich nur eine geringe Resorption von max. 2% feststellen (Meinking 1996). Angesichts Ihres kurzen Kontaktes im zweiten Trimenon sehe ich keinerlei Gefahr für das Ungeborene.