Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Giardiasis

Dr. med. Wolfgang Paulus

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Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Giardiasis

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Lieber Herr Dr.Paulus, schon seit circa 7 Wochen habe ich Durchfall, wobei ich erst vergangene Woche durch eine Stuhlprobe erfahren habe, dass es sich um Giardia Lamblia handelt. (Ich wohne auf den Kanaren, und hatte diese Art von Durchfall auch schon einmal 9 Monate lang bei einem Arbeitsaufenthalt in der Karibik, der unbehandelt nach Rückkehr nach D. abklang.) Nun hat mein FA mir Metrodinazol verschrieben, einzunehmen ab nächster Woche, also wenn lt. seiner Berechnung das erste Trimester vorbei ist. Nachdem ich mich nun belesen habe, bin ich extrem besorgt, dieses Mittel einzunehmen. Ich werde bald 39J.alt und möchte keinerlei unnötiges Risiko zusätzlich eingehen, zumal der Durchfall jeweils nur einmal jeden Tag stattfindet, ich auch keinerlei Gewichtsabnahme habe, und ich eigentlich auch gut damit leben kann. Nun habe ich von dem Medikament Humatin als Alternative gelesen. Wie ist Ihre Meinung dazu? Vielen Dank für Ihre Mühe, den langen Text durchzulesen, u.viele Grüsse von Nikola


Dr. Wolfgang Paulus

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Das Aminoglykosidantibiotikum Paromomycin wird nach oraler Gabe nur geringfügig aus dem Gastrointestinaltrakt resorbiert. Es wird daher zur Behandlung und Prophylaxe von Magen-Darm-Infektionen eingesetzt. In Tierversuchen mit Ratten und Kaninchen verhielt sich Paromomycin nicht fruchtschädigend (Schardein 2000). Beim Menschen liegen zwei Berichte über die Anwendung des Antibiotikums nach dem ersten Trimenon vor (Kreutner 1981). Aufgrund der minimalen Resorption und der geringen allgemeinen Toxizität der Substanz sind keine Komplikationen bei Einnahme in der Schwangerschaft zu befürchten. Paromomycin wird bei nicht geschädigter Schleimhaut aus dem Gastrointestinaltrakt kaum resorbiert. Sogar bei hohen oralen Dosen bzw. bei gestörter Magen-Darm-Funktion werden nur sehr geringe Blutspiegel nachgewiesen. Trotzdem rät der Hersteller von der Anwendung in der Schwangerschaft ab, wobei nach bisherigem Kenntnisstand problematische Konzentrationen im mütterlichen Blut nicht erreicht werden. In einigen bakteriellen Testsystemen verhielt sich Metronidazol mutagen. Außerdem wurden in Tierversuchen krebserzeugende Effekte beobachtet. Eine retrospektive Kohortenstudien mit annähernd 1400 Schwangerschaften ergab keinen Anhalt für eine Fruchtschädigung beim Menschen (Piper et al 1993). Eine Auswertung von 266 oralen Therapien im ersten Trimenon (1980-1991) zeigte ebenfalls keine Häufung von Fehlbildungen (Czeizel & Rockenbauer 1998). Eine Anwendung von Metronidazol wäre ebenfalls vertretbar, zumal die Anwendung erst nach dem ersten Trimenon begonnen werden soll.


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