Cissie
Sehr geehrter Herr Doktor Paulus, gibt es Studien zu Folgen einer Formalinbelastung in der frühen Schwangerschaft. Das letzte Mal habe ich mir keine Sorgen gemacht, doch jetzt arbeite ich in einem alten Labor, wo man das 4%-ige Formalin sehr stark riecht, da die Abzüge nicht so modern sind. Leider steht auch immer ein geöffneter Kanister, wo die Formalinabfälle reingeschüttet werden, offen im Labor. Gestern und heute wurde so viel gekleckert, dass es sehr schmerzhaft war und die Augen tränten. Fenster sind nicht zu öffnen. Es ist noch nicht lange her, dass wir überhaupt nicht mehr mit 10% Formalin arbeiten. Es hieß, ohne Schutzmaske wäre es doch gonadenschädigend. Ich mache mir Sorgen, da ich gerade wieder in der Familienplanung stecke und es ja immer mind. 2 Wochen sind, bis man eine Schwangerschaft nachweisen kann und einen anderen Arbeitsplatz bekommt. Kann es so zu erhöhten Fehlbildungen oder Fehlgeburten kommen ? Zählt das Alles-oder-Nichts-Prinzip?
Tierversuche legen nicht den Verdacht nahe, dass eine Formaldehyd-Exposition in der Schwangerschaft zu einem erhöhten Fehlbildungsrisiko führt. Formalin wird über die Lungen und den Gastrointestinaltrakt resorbiert. Am Arbeitsplatz sollte die Atemluft nicht mehr als 0,3 ppm enthalten (ACGIH, 1995-1996). Der Geruch kann von den meisten Menschen bei Konzentrationen von 0,8 ppm wahrgenommen werden (CHRIS, 1992). In Deutschland gilt für Formaldehyd eine maximale Arbeitsplatzkonzentration von 370 µg/m3 (DFG 2000). Für das Bauwesen ist für Gebäude bei einer Zertifizierung nach der Deutschen Gesellschaft nachhaltiges Bauen (DGNB) ein Formaldehyd-Grenzwert von 120 μg/m³ definiert. In einer Kohortenstudie mit 316 OP-Schwestern, die neben Narkosengasen auch Formalindämpfen im ersten Schwangerschaftsdrittel ausgesetzt waren, zeigte sich ein signifikanter Anstieg der Abortrate (Saurel-Cubizolles et al 1994). In Fall-Kontroll-Studien mit 61 Kosmetikerinnen (John et al 1994) und 206 Laborassistentinnen (Taskinen et al 1994) ergab sich ein schwacher Zusammenhang zwischen Formalin-Exposition im ersten Schwangerschaftsdrittel und Spontanaborten (Odds Ratio=2,1, 95%-Konfidenzintervall 1,0-4,3 bzw. Odds Ratio=3,5, 95%-Konfidenzintervall 1,1-11,2). In einer älteren Fall-Kontroll-Studie mit 164 Krankenschwestern konnte kein Zusammenhang zwischen einer Arbeitsplatzexposition mit Formalin und Spontanaborten hergestellt werden (Hemminki et al 1985). Eine Übersichtsarbeit von Toxikologen kam 2001 zu dem Schluss, dass die Formalin-Exposition an typischen Arbeitsplätzen keine Gefahren für die Beschäftigten bei Kinderwunsch bzw. in der Schwangerschaft mit sich bringt (Collins et al 2001). Sofern die oben angeführten Grenzwerte nicht deutlich überschritten werden, sind keine Komplikationen zu befürchten. Für eine ausreichende Belüftung sollte jedoch gesorgt werden.
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