Hallo Herr Dr. Paulus,
wir planen "ab" Anfang/ Mitte Juni Schwangerschaft (nehme weiterhin Kortison umtägig 4 mg, das MTX und Pille aber bereits abgesetzt) und wollen gern noch mal weit weg fliegen Ende Juli.
Wenn soweit alles OK ist, habe ich mehrfach gehört, ist gegen Flüge im ersten Drittel nichts einzuwenden. Ich leide aber seit Jahren unter Flugangst und nehme immer Tavor zum fliegen. Wäre Tavor dafür erlaubt oder keinesfalls? Gäbe es sonst andere Mittel, die ähnlich wirken, aber unbedenklicher/ ungefährlicher wären für die Flüge in der Schwangerschaft?
Ist eigentlich Malarone erlaubt zwecks Tropen? Dies hatte ich schon oft nehmen müssen für Reisen und immer super vertragen. Sicherlich würden wir uns aber, um kein Risiko einzugehen, gegen jegliche Malariagebiete entscheiden, beim Reise planen.
Danke für Ihr Feedback. Viele Grüße
von
weltenbummlerin_84
am 13.03.2015, 09:02
Antwort auf:
Fliegen und Tavor
Die kurzfristige Einnahme von Lorazepam (z. B. Tavor) ist bei Flugangst auch in der Schwangerschaft vertretbar.
Die Erfahrungen in der menschlichen Schwangerschaft sind bislang begrenzt. Eine klinische Studie mit 24 Schwangeren im zweiten bzw. dritten Trimenon bei resistenten Plasmodien verlief komplikationslos (McGready et al 2003). Eine weitere Publikation dieser Arbeitsgruppe berichtet von einer Studie zur Behandlung einer therapieresistenten Malaria mit Atovaquon, Proguanil und Artesunat im zweiten bzw. dritten Trimenon im Vergleich zu einer Medikation mit Chinin (McGready et al 2005). Ein Zunahme von Komplikationen konnte darunter nicht beobachtet werden.
Wir verfügen bislang über 13 Rückmeldungen mit jeweils unauffälligem Schwangerschaftsausgang nach Exposition mit Atovaquon in der Frühschwangerschaft.
In einem dänischen Register fand sich bei keine Zunahme angeborener Anomalien bei 93 Schwangerschaften nach Verschreibung von Atovaquon / Proguanil bis zur 8.SSW bzw. 143 Schwangerschaften zu einem beliebigen Zeitpunkt im I.Trimenon (Pasternak & Hviid 2011). Eine teratologische Beratungsstelle berichtet von 7 Kindern (5,3%) mit Fehlbildungen unter 133 Schwangerschaften nach Einnahme von Atovaquon / Proguanil im ersten Trimenon (Reuvers et al 2012).
Ein deutlich erhöhtes Fehlbildungsrisiko ist nach der aktuellen Datenlage nicht zu erkennen.
Da eine unbehandelte Malaria-Infektion in der Schwangerschaft ein erhebliches Risiko für den Feten darstellt, wäre die Gabe von Malarone vertretbar (Maldonado 2011). Allerdings muss unbedingt die Resistenzlage in der jeweiligen Urlaubsregion vor Antritt der Reise erfragt werden.
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 14.03.2015