Frage: Einnahme diverser Halstabletten

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Paulus! Nach falscher Anwendung einer Nasendusche (direkte Verwendung nach Zugabe des Salzes, ohne dieses aufzulösen) hatte ich ganz extreme Rachenschmerzen und starke Schleimproduktion. Daraufhin habe ich mit Tonsillol gegurgelt und binnen 3,5 Stunden laufend Halstabletten angewendet: 3 x Gelorevoice, 2 x Coldamaris Pastillen mit Carragelose, 1 x Anginosan, 2 x Salbeizuckerl, dazu zweimal Coldamaris Nasen- und Rachenspray. Nach weiteren 1,5 Stunden habe ich noch eine Tantum Verde Pastille gelutscht. Soweit ich weiß, sind diese Halstabletten (mit Ausnahme von Anginosan) in der Schwangerschaft (ich bin derzeit im 2. Trimester) unbedenklich. Um keine zu hohe Dosis von einem Wirkstoff zu erreichen, habe ich zwischen den Präparaten gewechselt. In den Beipackzetteln von Gelorevoice und Coldamaris steht "nach Bedarf, z.B. alle 2-3 Stunden" und "max. 6 pro Tag", beim Coldamaris Spray nur "nach Bedarf". Genannte Dosis habe ich zwar nicht überschritten, ich mache mir nun aber doch Sorgen, ob ich durch die Einnahme innerhalb des kurzen Zeitraums einen zu hohen Wirkstoffspiegel erreicht haben könnte, der dem Ungeborenen geschadet haben kann? Was meinen Sie dazu, habe ich einen potentiellen Schaden angerichtet oder würden Sie es bloß als harmlose Dummheit einordnen? Darf man in der Schwangerschaft einen Sirup aus den Zutaten "Rübenzucker, 34 % Käurterextrakt (67 % Tannenwipfel, 20 % Thymian, 13 % Spitzwegerich)" einnehmen? Ist mäßiger Konsum von Eibischteig, welcher 0,3% Eibischextrakt, 0,3% Süßholzwurzelextrakt, 0,01% Rosenöl und 0,004% Neroliöl enthält, in der Schwangerschaft sicher? Kann man Gelorevoice wiklich bedenkenlos in der Schwangerschaft verwenden, obwohl es (wie ich leider erst jetzt im Nachhinein erfahren habe) keine Daten zur Sicherheit zu dem enthaltenen Wirkstoff Carbomer gibt? Besten Dank und freundliche Grüße!

von Nutzerin-2022 am 02.06.2023, 12:35



Antwort auf: Einnahme diverser Halstabletten

Grundsätzlich wäre es in der Schwangerschaft immer ratsam, vor der Anwendung einer Vielzahl diverser Präparate zu überlegen, ob die Anwendung in diesem Ausmaß erforderlich ist. Carrageen ist die Sammelbezeichnung einer Gruppe langkettiger Kohlenhydrate, die in Rotalgenzellen vorkommen. In der EU ist es als Lebensmittelzusatzstoff und Dickungsmittel zugelassen, nach der Europäischen Öko-Verordnung sogar für Bio-Lebensmittel. In üblichen Mengen führen Carrageen und Phosphate in Nahrungsmitteln nicht zu einer Schädigung des Ungeborenen. Carbomer bildet ein Gel als Schutzfilm gegen die Austrocknung der Schleimhäute. Eine relevante Aufnahme in die Blutbahn oder gar eine Beeinträchtigung der Entwicklung des Ungeborenen ist nicht zu befürchten. Bei Hyaluronsäure handelt es sich um ein langkettiges Mukopolysaccharid, das einen wesentlichen Bestandteil körpereigenen Gewebes darstellt. Bei bestimmungsgemäßem Gebrauch von Eibisch sind bislang keine Risiken in der Schwangerschaft bekannt geworden. Klinisch kontrollierte wissenschaftliche Untersuchungen zu Schwangerschaft und Stillzeit wurden aber nie durchgeführt. Das in Süßholzwurzel enthaltene Glycyrrhizin blockiert Enzym 11-Beta-HydroxysteroiddehydrogenaseTyp 2, wodurch das kindliche Gehirn vermehrt den mütterlichen Stresshormonen ausgesetzt ist. Die Folge können kognitive Defizite und Verhaltensauffälligkeiten bei den Kindern sein. Insofern wäre der längerfristige orale Genuss von Süßholz (z. B. Lakritze) keine ideale Lösung in der Schwangerschaft.

von Dr. Wolfgang Paulus am 02.06.2023



Antwort auf: Einnahme diverser Halstabletten

Danke für Ihre Antwort! Ja, Sie haben absolut Recht! Es hat sich um eine einmalige Einnahme in diesem Ausmaß gehandelt und aufgrund der starken Beschwerden hatte ich nicht Gelegenheit, vorher lange darüber nachzudenken. Wenn ich Sie richtig verstehe, habe ich von dem einmaligen Konsum keinen Schaden zu erwarten? Auf den Tannenwipfelsirup sind Sie leider nicht eingegangen. Wäre dieser unbedenklich?

von Nutzerin-2022 am 02.06.2023, 15:39



Antwort auf: Einnahme diverser Halstabletten

Für Thymian und Spitzwegerich gibt es immerhin etwas Datenmaterial zur Schwangerschaft, aber für Tannenwipfel ist mir nichts bekannt. Eine Schädigung aufgrund der genannten Präparate für den Rachen ist nicht zu erwarten.

von Dr. Wolfgang Paulus am 02.06.2023



Antwort auf: Einnahme diverser Halstabletten

Alles klar, vielen Dank für Ihre Hilfe!

von Nutzerin-2022 am 02.06.2023, 15:49



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