Mitglied inaktiv
Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, wegen meines Bluthochdrucks (höhere Werte v.a. wenn ich Stress habe) nehme ich 1 x täglich Amlodipin 5mg (seit ca. 2 Monaten) und Methyldopa (seit ca. 1 Jahr, bis vor zwei Monaten 1 täglich) morgens und abends je 250mg ein. Daneben benötige ich aktuell noch 10 mg Citalopram täglich. Dieses Medikament nehme ich seit längerer Zeit ein, die Dosis wurde immer weiter reduziert. Wegen eines im März festgestellten PCO-Syndroms nehme ich seitdem täglich auch 1500mg Metformin ein. In der Heuschnupfenzeit benötige ich leider auch ein Mal täglich Ceterizin. Meine Fragen: - Welche der aufgeführten Medikamente kann ich vor und während der Schwangerschaft unbedenklich einnehmen? - Welche Medikamente sollte ich ersetzen? - Ist Metformin zu Beginn der Schwangerschaft sinnvoll? Wenn ja, wie lange empfehlen Sie die Einnahme? Im Voraus vielen Dank!
Bei Planung einer Schwangerschaft sollte eine arterielle Hypertonie bevorzugt mit Methyldopa, älteren Betablockern (z. B. Metoprolol) oder Dihydralazin eingestellt werden. Methyldopa kann in einer Dosierung bis 2000 mg/d (verteilt auf 3-4 Einzeldosen) in allen Phasen der Schwangerschaft verabreicht werden. Methyldopa ist gut plazentagängig und erreicht im fetalen Serum ähnliche Konzentrationen wie im mütterlichen Organismus. Das Michigan Medicaid Program erfasste 242 Neugeborene nach Exposition mit Methyldopa im I.Schwangerschaftsdrittel. Die dokumentierten 11 Fehlbildungen (4,5%) betreffen unterschiedliche Organsysteme, sodass sich kein Anhalt für ein fruchtschädigendes Potential von Methyldopa ergibt (Briggs et al 1999). Nach Exposition mit Methyldopa im I.Schwangerschaftsdrittel wird von einer Verminderung des Kopfumfanges bei Geburt berichtet (Myerscough 1980; Moar et al 1978). Ein Zusammenhang mit Kopfumfang und geistiger Retardierung im Alter von 4 Jahren lässt sich nicht herstellen (Dunsted et al 1980). Eine Auswertung von 1.157 Schwangerschaften unter antihypertensiver Therapie zeigt keine Komplikationen durch Methyldopa (Redman et al 1976; Hamilton & Kopelman 1963; Abramowsky et al 1980; Gallery et al 1979; Gyory et al 1978; Arias & Zamora 1979; Redman et al 1975; Tcherdakoff & Milliez 1970; Lselve et al 1968; Leather et al 1968; Hamilton 1968; Skacel et al 1967; Kincaid-Smith & Bullen 1966). Bis Dezember 2004 dokumentierte das Swedish Medical Birth Registry 6.555 Kinder nach intrauteriner Exposition mit SSRI in der Frühschwangerschaft. Die kumulierte Fehlbildungsrate lag bei 4,1%, was dem erwarteten Hintergrundrisiko entspricht. Dabei wurde kein typisches Fehlbildungsmuster beobachtet. In diesem Kollektiv sind 2.701 Kinder nach mütterlicher Medikation mit Citalopram enthalten. Die Fehlbildungsrate gab mit 4,4% keinen Anlass zur Beunruhigung (Kallen & Otterblad Olausson 2007). Nach vorgeburtlicher SSRI-Medikation wurden bei Neugeborenen in einigen Fällen vorübergehende Anpassungsstörungen wie Zittrigkeit, Übererregbarkeit und erhöhter Muskeltonus beobachtet. Daher sollte in den ersten Lebenstagen auf entsprechende Symptome geachtet werden. Bei Bedarf wäre die Fortsetzung der Medikation mit Citalopram in der Schwangerschaft in moderater Dosierung (z. B. 10 – 20 mg/d) durchaus vertretbar. Bislang gibt es keinerlei Hinweise auf eine kindliche Schädigung durch Metformin, nachdem die Substanz schon seit Jahren auch in der Frühschwangerschaft immer wieder eingesetzt wurde. Allerdings fehlen große systematische Studien zum Einsatz in der Schwangerschaft, weshalb die Hersteller nach wie vor Vorbehalte formulieren. Eine Publikation berichtet von 39 Neugeborenen ohne Auffälligkeiten nach Exposition mit Cetirizin in der Schwangerschaft (Einarson 1997). Wir überblicken selbst 150 Schwangerschaftsausgänge nach Exposition mit Cetirizin (n=144) bzw. Levocetirizin (n=6) im ersten Trimenon: 9 x Schwangerschaftsabbruch (darunter 1 x Trisomie 18) 18 x Spontanabort 116 x unauffälliges Neugeborenes 7 x Fehlbildung (1 x Fußanomalie, 1 x Aortenstenose, 1 x Herzfehler, 1 x Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte, 1 x Hautanhängsel Ohren bds., 1 x Leistenbruch) Ein einheitliches Fehlbildungsmuster lässt sich aus den Angaben nicht ableiten, so dass ein ursächlicher Zusammenhang mit der Medikation unwahrscheinlich ist. Allerdings liegen für die sensible Phase der Organdifferenzierung in der Frühschwangerschaft mehr Erfahrungen für ältere Substanzen wie Dimetinden, Meclozin, Clemastin (z. B. Tavegil) usw. vor. Jenseits der sensiblen Phase der Organdifferenzierung (erstes Schwangerschaftsdrittel) wäre bei Bedarf auch die Anwendung der neueren Antihistaminika Loratadin, Fexofenadin oder Cetirizin akzeptabel. Bei ausgeprägten Beschwerden könnte man auch im I.Trimenon die Einnahme von Cetirizin verantworten.
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