Frage im Expertenforum Kinderzahngesundheit an Dr. med. dent. Jacqueline Esch:

Frage zum Thema Daumen nuckeln

Dr. med. dent. Jacqueline Esch

Dr. med. dent. Jacqueline Esch
Zahnärztin spezialisiert auf Kinderzahnheilkunde

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Frage: Frage zum Thema Daumen nuckeln

Mitglied inaktiv

Hallo !! Meine Tochter Shirina ist nun 3 Jahre alt und nuckelt seit sie ein paar Monate alt ist am Daumen. Allerdings immer nur zum einschlafen. Am Tag nuckelt sie nie und auch wenn ich Abends noch mal zu ihr reingehe wenn sie schläft (dumme Angewohnheit von mir ;)) hat sie keinen Daumen mehr im Mund. Zum Zahnarzt gehen wir regelmäßig, sie hat keinen Überbiss oder sonstige Zahnfehlstellungen, da ist alles OK. Muß ich ihr das Einschlaf-Nuckeln trotzdem abgewöhnen? Vielen Dank für Ihre Hilfe, Janin mit Shirina


Hallo alle Menschen werden mit einem Saugreflex geboren, der saugende Mundbewegungen bei Berührung der Lippen oder der Zungenspitze auslöst und die Nahrungsversorgung im ersten Lebensjahr sicherstellt. Auch bei Affen wurde dieser Reflex beobachtet. Bereits im Mutterleib lösen Feten diesen Reflex selbst aus, indem sie den Daumen in den Mund nehmen; dies legt die Vermutung nahe, dass bereits der Reflex selbst angenehme Empfindungen vermittelt. Da er jedoch nach dem ersten Lebensjahr nicht mehr nachweisbar ist, kann dies alleine das Daumenlutschen nicht erklären. Im Gegensatz zu hochentwickelten Zivilisationen kommt das Daumenlutschen offenbar bei Naturvölkern und an alten Stillgewohnheiten festhaltenden Völkern kaum vor. Da in den dort üblichen einfachen Behausungen Kindergeschrei besonders schwer zu ertragen ist, erhält der Säugling die Brust, sobald er schreit. Es wurde daher vermutet, dass das Daumenlutschen einen Ersatz für diesen Trost darstellt. Psychologen vermuten, dass Kinder das Säugen mit Ruhe, Geborgenheit und wohltuender Nahrungsaufnahme verbinden. Dieses erlernte Wissen verwendeten sie später, indem sie Gegenstände in den Mund nähmen und daran nuckelten, um sich in Stresssituationen Entspannung zu verschaffen. Die Vermutung wird durch die Beobachtung gestützt, dass Kinder umso intensiver und schneller saugen, je aufgeregter sie sind. Der Gegenstand ist austauschbar; neben Daumen oder anderen Fingern kommen auch Schnuller, Schmusedecken oder Kleidungsstücke in Betracht. Tiefenpsychologen vermuten, dass Daumenlutschen sexuelle Lust vermittelt und für Kinder eine Form der Selbstbefriedigung darstellt. Viele kleine (3- oder 4-jährige) Kinder haben noch kein Schamgefühl bezüglich ihrer Lutschbetätigung entwickelt und reagieren mit Stolz, wenn man sie ohne tadelnden Unterton danach fragt. Manchmal führen sie beim Daumenlutschen Nebentätigkeiten wie Ohr und Nase streicheln oder Haare zwirbeln aus. Die Häufigkeit des Daumenlutschens bei Kindern hängt vom Alter ab. In einigen Untersuchungen wurde sie pauschal mit 54 % aller Kinder angegeben. Folgen: Nach ärztlicher Lehrmeinung ist Daumenlutschen bis Vollendung des dritten Lebensjahres harmlos und sollte nicht unterdrückt werden. Was darüber hinaus geht, werten Fachärzte als schlechte Angewohnheit („Habit“), die körperliche Folgen haben kann. Das Daumenlutschen zählt zu den Angewohnheiten, die an der fehlerhaften Entwicklung der Kiefer (Dysgnathie) maßgeblich beteiligt sind. Da der Daumen die oberen Schneidezähne während ihrer Wachstumsphase nach vorne drückt, kann es zu Schrägstellungen der Zähne kommen. Nachweisen lässt sich insbesondere eine Beziehung zwischen Daumenlutschen und vorstehenden oberen Schneidezähnen, vergrößertem Overjet und einem frontal offenen Biss. Das Ausmaß der Veränderungen hängt wohl von der Intensität der Gewohnheit ab. Schäden, die während der ersten drei Lebensjahre durch das Daumenlutschen entstehen, sind im Allgemeinen unbedenklich, da sie sich ohne Fremdeinwirkung wieder zurückbilden. Unter normalen hygienischen Bedingungen gilt es auch als unbedenklich, dass durch das Daumenlutschen Krankheitserreger in den Mund gelangen. Exzessives Daumenlutschen oder Daumenlutschen bis weit über das gewöhnliche Alter hinaus kann eine Verhaltensstörung sein, die einer psychologischen Behandlung bedarf. Abgewöhnung : Als erlerntes Verhalten kann Daumenlutschen auch wieder abgewöhnt werden. Das Kind dafür zu bestrafen oder übel schmeckende Tinkturen auf den Daumen aufzutragen, kann zwar wirksam sein, wird aber von Pädagogen nicht gut geheißen. Vielmehr sollte das Kind dahin gebracht werden, dass es den Verzicht auf das Daumenlutschen als selbständig gefällte Entscheidung empfindet. So wird etwa empfohlen, Kinder durch ständig wiederholtes Anbieten zunächst auf einen Schnuller umzugewöhnen und diesen dann nach angemessener Zeit in einem Ritual ersatzlos zu entsorgen. Viele Kinder gewöhnen sich das Daumenlutschen selbst ab, wenn sie dafür von anderen Kindern gehänselt werden. Liebe Grüße


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