Frage im Expertenforum Kinderwunsch an Dr. med. Friedrich Gagsteiger:

Röntgenstrahlen

Dr. med. Friedrich Gagsteiger

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Reproduktionsmediziner

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Frage: Röntgenstrahlen

Tini77

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Hallo dr. Gagsteiger,   Mein Kind musste heute die Lunge röntgen. Mein Mann war mit im Raum und hielt unser Kind die Hand beim Röntgen. Er hatte keinen Bleischutz bekommen. Ich stand vor der Tür. Da wir ein weiteres Kind planen und mein Eisprung in 10Tagen ist, frage ich mich nun, ob die Röntgenstrahlung seine Spermien schädigen konnte?   Danke für Ihre Antwort.


Dr. Friedrich Gagsteiger

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  Es kommt immer auf die näheren Umstände und auf das Röntgengerät und den genauen Abstand an, aber ich kann Ihnen allgemeine Informationen zu diesem Thema geben. Röntgenstrahlung kann theoretisch DNA schädigen, und dazu gehören auch die DNA in Spermien. Allerdings ist die Strahlenexposition bei einem einzelnen Röntgenvorgang relativ gering, insbesondere wenn es sich um eine Röntgenaufnahme der Lunge handelt und die Gonaden (Geschlechtsorgane) nicht direkt im Strahlengang liegen. Das medizinische Personal achtet in der Regel darauf, dass Personen, die nicht geröntgt werden, entweder einen Bleischutz tragen oder sich außerhalb des Raumes aufhalten, um jede unnötige Strahlenexposition zu vermeiden. Die Tatsache, dass Ihr Mann während des Röntgens im Raum war und keinen Bleischutz getragen hat, ist nicht ideal, aber es ist unwahrscheinlich, dass dies zu einer signifikanten Strahlenbelastung geführt hat, die die Spermien beeinträchtigen könnte. Das Risiko für eine Schädigung der Spermien durch Röntgenstrahlung hängt von mehreren Faktoren ab, wie zum Beispiel: Die Entfernung von der Strahlenquelle: Je weiter entfernt, desto geringer ist die Exposition. Die Richtung des Strahlengangs: Direktes Röntgen der Gonadenbereiche würde eine höhere Exposition bedeuten als das Halten der Hand bei einer Lungenröntgenaufnahme. Die Dauer und Häufigkeit der Exposition: Einmalige Expositionen sind weniger risikobehaftet als wiederholte. Die Schutzmaßnahmen: Bleischürzen und andere Schutzmaßnahmen dienen dazu, die Exposition von Nicht-Zielbereichen zu minimieren. Im Allgemeinen wird angenommen, dass eine einmalige, geringe Strahlenexposition, wie sie bei einem einzelnen Röntgenvorgang auftritt, keine signifikante Gefährdung für die Spermienqualität darstellt. Die Strahlendosis bei einer Lungenröntgenaufnahme ist typischerweise sehr niedrig und führt normalerweise nicht zu einer relevanten Belastung für andere im Raum befindliche Personen, insbesondere wenn diese nicht direkt im Strahlenfeld stehen.


Tini77

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Hallo Dr.Gagsteriger,   Vielen Dank für ihre schnelle Antwort. Zur Verständins. Es heißt ja immer Spermien reifen über 2-3 Monate heran. Wie ist das zu verstehen? "Stehen" die Spermien dann 2-3 Monate im Hoden und sterben dann ab wenn nach 2-3 Monaten neue herangereift sind? Oder kommen täglich neue dazu? Noch eine weitere Frage , konnte dieses Röntgen meinem 3,5 Jährigen schaden oder das Krebsrisiko erhöhen? Es heißt ja oft das ein Röntgenbild einem Langzeitflug gleich kommt. Dann wären ja da auch alle Spermien geschädigt oder ähnliches.   Danke


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Die Spermatogenese, also die Produktion und Reifung von Spermien, ist ein fortlaufender Prozess, der bei erwachsenen Männern kontinuierlich stattfindet. Der gesamte Zyklus von der Bildung einer Spermienvorläuferzelle bis zur fertigen Spermie dauert etwa 64 bis 72 Tage. Dieser Prozess findet in den Hoden statt, genauer gesagt im Keimepithel der Samenkanälchen. Hierbei durchlaufen Spermienvorläuferzellen verschiedene Stadien der Teilung und Differenzierung. Die reifen Spermien gelangen anschließend in den Nebenhoden, wo sie ihre endgültige Reifung erfahren und für die Ejakulation gespeichert werden. Die Spermien stehen also nicht einfach für 2-3 Monate im Hoden, sondern reifen kontinuierlich und werden bei der Ejakulation abgegeben. Falls sie nicht ejakuliert werden, können sie im Nebenhoden absterben und vom Körper resorbiert werden. Es werden ständig neue Spermien produziert, sodass stets eine Durchmischung von älteren und frischeren Spermien vorliegt. Bezüglich des Röntgens: Die Strahlenbelastung durch eine einzelne Röntgenaufnahme ist in der Regel relativ gering. Es ist richtig, dass medizinische Bildgebungsverfahren, die ionisierende Strahlung verwenden, ein potenzielles Risiko darstellen können. Allerdings ist dieses Risiko in Bezug auf die Dosis und die Häufigkeit der Exposition zu bewerten. Die Strahlendosis bei einer Röntgenaufnahme wird so niedrig wie möglich gehalten, um das Risiko zu minimieren. Die Vergleiche mit einem Langstreckenflug beziehen sich auf die kumulierte Dosis kosmischer Strahlung, der man während eines solchen Fluges ausgesetzt ist. Diese Dosis ist ebenfalls relativ gering. Bei einer einzigen Röntgenaufnahme, insbesondere wenn sie notwendig ist, wird das Krebsrisiko nicht signifikant erhöht. Die modernen Geräte und Techniken sind darauf ausgelegt, die Strahlenbelastung so gering wie möglich zu halten. Es ist unwahrscheinlich, dass eine einzelne Röntgenaufnahme einen schädlichen Effekt auf die Spermien hat oder das Risiko für die Entwicklung von Krebs in späteren Jahren merklich erhöht. Ärzte und medizinisches Fachpersonal sind darin geschult, die Notwendigkeit von Röntgenaufnahmen gegen das potenzielle Risiko abzuwägen und insbesondere bei Kindern besonders vorsichtig zu sein. Wenn Sie Bedenken hinsichtlich der Strahlenexposition Ihres Kindes haben, sollten Sie dies mit Ihrem Arzt besprechen, der spezifische Informationen über die durchgeführte Untersuchung und die damit verbundene Strahlendosis geben kann.


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