Frage im Expertenforum Kinderwunsch an Dr. med. Friedrich Gagsteiger:

Partnerimmunisierung sinnvoll?

Dr. med. Friedrich Gagsteiger

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Reproduktionsmediziner

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Frage: Partnerimmunisierung sinnvoll?

miria

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Sehr geerhter Herr Dr. Gagsteiger,   ich bin 40 Jahre alt, habe ein Kind (4J, spontan, unkompliziert schwanger geworden), seit Ende 2021 wünschen wir uns ein zweites Kind, hatten ein Jahr mit mehreren biochemischen schwangerschaften (etwa alle 3 Monate), Ende 2022/Anfang 2023 eine Schwangerschaft mit Abgang in der 9. SSW - seitdem 4 ICSI-Behandlungen, mit 4 transferierten Embryonen (Blastozysten, 2B und 2C Qualität), ohne Einnistung. Nun wurde mir von meiner KiWu-Ärztin vorgeschlagen zu überlegen eine Partnerimmunisierung durchführen zu lassen. Ist das sinnvoll? Kann es sein, dass mein Immunsystem auf den Embryo feindlich reagiert, obwohl es schon eine erfolgreiche Schwangerschaft und immerhin mehrere Einnistungen und auch eine Weiterentwicklung eines Embryos gab? Die Ärztin meine, dass es vermutlich am Alter meinerseits liege (also der Qualität der Eizellen) - man da aber natürlich nicht reinschauen könne. Was meinen Sie? Freundliche Grüße und vielen Dank im Voraus. Miria


Dr. Friedrich Gagsteiger

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Vielen Dank für Ihre detaillierte Schilderung der Situation. Ich kann verstehen, dass die wiederholten Fehlversuche und Behandlungen frustrierend und emotional belastend sind. Die Vorschläge Ihrer KiWu-Ärztin bezüglich einer Partnerimmunisierung sind nicht ungewöhnlich in solchen Fällen, allerdings ist die wissenschaftliche Evidenz zur Wirksamkeit dieser Behandlung gemischt. Lassen Sie uns die verschiedenen Aspekte Ihrer Situation betrachten: Immunsystem und Schwangerschaft: Die Idee hinter der Partnerimmunisierung basiert auf der Annahme, dass das Immunsystem der Mutter möglicherweise gegen den Embryo reagiert. Dies könnte bei wiederholten Fehlgeburten oder Einnistungsproblemen ein Thema sein. Allerdings ist der Nutzen einer Partnerimmunisierung nicht klar belegt und wird von vielen Experten als umstritten angesehen. Alter und Eizellenqualität: Es ist tatsächlich so, dass das Alter der Frau die Eizellenqualität beeinflusst. Mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit für chromosomale Anomalien in den Eizellen, was zu Fehlgeburten oder Implantationsproblemen führen kann. Die Tatsache, dass es bereits eine erfolgreiche Schwangerschaft gegeben hat, kann jedoch bedeuten, dass die Eizellenqualität nicht der einzige Faktor sein muss. Embryonenqualität: Die Qualität der Embryonen spielt eine große Rolle bei der Einnistung und der erfolgreichen Fortsetzung der Schwangerschaft. Embryonen mit niedrigerer Qualität haben möglicherweise geringere Chancen auf eine erfolgreiche Implantation. Weitere Diagnostik: Bevor Sie eine Partnerimmunisierung in Betracht ziehen, könnten weitere diagnostische Schritte sinnvoll sein. Dazu gehören: Genetische Untersuchungen: Um mögliche genetische Ursachen für die wiederholten Fehlgeburten oder Einnistungsprobleme zu klären. Immunologische Tests: Um festzustellen, ob es tatsächlich eine immunologische Ursache gibt. Hormonelle Untersuchungen: Um sicherzustellen, dass keine hormonellen Ungleichgewichte vorliegen, die die Einnistung beeinträchtigen könnten. Psychische Belastung: Die emotionalen und psychischen Belastungen, die durch die wiederholten Behandlungen und Fehlversuche entstehen, sollten nicht unterschätzt werden. Stress und seelische Anspannung können möglicherweise ebenfalls einen Einfluss auf den Fortpflanzungsprozess haben. Es könnte hilfreich sein, auch diesbezüglich Unterstützung zu suchen, sei es durch eine psychologische Beratung oder durch den Austausch mit anderen Betroffenen. Zum "schwangerwerden" sollte man "froher Hoffnung" sein. Gedanken um einen erneuten Fehlschlag lassen aber die Alarmglocken läuten. Gespräch und weitere Schritte: Da viele einzelne Parameter eine Rolle spielen können und nicht alle Details Ihrer Situation vollständig bekannt sind, wäre es ratsam, ein ausführliches Gespräch mit Ihrer behandelnden Ärztin oder einem Spezialisten zu führen. Dies kann Ihnen helfen, die verschiedenen Faktoren besser zu verstehen und eine fundierte Entscheidung über die nächsten Schritte zu treffen. Zusammenfassend würde ich empfehlen, sich umfassend über alle Optionen zu informieren und gegebenenfalls eine zweite Meinung einzuholen. GErne dürfen Sie sich auch an uns wenden (www.bestfertility.de). Berücksichtigen Sie auch die Bedeutung der emotionalen Unterstützung in diesem Prozess. Ich hoffe, diese Informationen helfen Ihnen weiter. Für eine detaillierte und persönliche Beratung empfehle ich, sich direkt mit einem Spezialisten in Ihrer Nähe oder in einem größeren Zentrum für Reproduktionsmedizin in Verbindung zu setzen. Freundliche Grüße und alles Gute für Ihre weiteren Schritte,


miria

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Ich danke Ihnen sehr für Ihre ausführliche und empathische Antwort.


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