Frage im Expertenforum Kinderwunsch an Dr. med. Friedrich Gagsteiger:

Erneute SD

Frage: Erneute SD

Maria_H

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Sehr geehrter Herr Dr. Gagsteiger, ich stille mein 14 Monate altes Jüngstes noch teilweise und wünsche mir ein weiteres Baby. Ich habe bereits im Dezember letztes Jahr meine Tage wieder bekommen, zunächst lange Zyklen, seit drei Zyklen mit normaler Länge und erfolgtem Eisprung. Mein Prolaktinwert liegt wieder im Normalbereich. 1. Kann ich davon ausgehen, dass meine Fruchtbarkeit wieder komplett vorhanden ist? 2. An welchen Stellschrauben ist die Fruchtbarkeit durch Stillen beeinträchtigt? Ist nur die Follikelreifung betroffen? Oder kann auch bei normaler Follikelreifung durch das Stillen die Empfänglichkeit des Endometriums beeinträchtigt sein? Wie würde sich dies im Ultraschall äußern?  Viele Grüße, Maria


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Guten Tag,, vielen Dank für Ihre klar formulierten Fragen – sie zeigen, wie aufmerksam Sie Ihren Körper beobachten. Es ist ein gutes Zeichen, dass Ihre Zyklen sich wieder normalisiert haben, Eisprünge stattfinden und Ihr Prolaktinwert im Normbereich liegt. 1. Ist Ihre Fruchtbarkeit wieder vollständig vorhanden? Wenn Sie regelmäßig Eisprünge haben, stabile Zykluslängen und normale Hormonwerte, dann ist Ihre Fruchtbarkeit im Prinzip wiederhergestellt. Ihr hormonelles System hat sich also von der Stillphase erholt. Allerdings kann es sein, dass feine hormonelle Restwirkungen des Stillens noch leicht nachwirken. Diese sind aber in der Regel so gering, dass sie eine Schwangerschaft nicht verhindern, sondern höchstens dazu führen, dass es ein wenig länger dauert, bis sich eine erneute Empfängnis einstellt.   2. Welche Bereiche können durch das Stillen noch beeinflusst sein? Auch wenn der Zyklus wieder regelmäßig ist, bleibt das hormonelle Zusammenspiel manchmal noch etwas empfindlich. Die Feinmodulation könnte aber noch etwas beeinträchtigt sein. Auch bedeutet ein Kind für sie persönlich eine deutliche Veränderung gegenüber früher.   Follikelreifung: Durch den Einfluss des passager noch leicht erhöhten Prolaktins kann die Follikelreifung in einzelnen Zyklen etwas verlangsamt oder ungleichmäßig sein. Gelbkörperphase: Nach der Stillzeit ist häufiger eine etwas kürzere oder schwächere Lutealphase zu beobachten, das heißt, die Progesteronbildung nach dem Eisprung läuft noch nicht immer ganz stabil. Endometrium: Wenn Östrogen und Progesteron harmonisch wirken, bleibt die Gebärmutterschleimhaut aber empfänglich. Eine Beeinträchtigung zeigt sich im Ultraschall nur, wenn die Schleimhaut zu flach bleibt oder ihre typische dreischichtige Struktur verliert – dann wäre sie funktionell noch nicht voll ausgereift.   3. Der evolutionäre Hintergrund Dass Stillen die Fruchtbarkeit über längere Zeit dämpft, ist kein „Fehler der Natur“, sondern eine klug entwickelte evolutionäre Strategie. Schon vor vielen zehntausend Jahren bedeutete das Stillen, dass die Mutter durch die Milchausschüttung (und das dabei gebildete Hormon Prolaktin) für eine gewisse Zeit natürlich geschützt war, erneut schwanger zu werden. Das war sinnvoll, weil sie sich in dieser Phase voll auf das Überleben und die Versorgung ihres Säuglings konzentrieren konnte. Diese natürliche „Geburtenabstandsregelung“ war also ein Schutzmechanismus, der sich über Jahrtausende bewährt hat – eine Form biologischer Fürsorge für Mutter und Kind.   4. Fazit und Empfehlung Da Ihr Zyklus inzwischen regelmäßig verläuft und Ihr Prolaktinwert wieder normal ist, dürfen Sie davon ausgehen, dass Ihre Fruchtbarkeit im Wesentlichen zurückgekehrt ist. Das Stillen bremst Ihre Chancen auf eine Schwangerschaft jetzt nur noch minimal. Wenn Sie möchten, kann in einem Zyklus durch eine Blutentnahme in der zweiten Zyklushälfte (Progesteron, Estradiol) oder einen kurzen Ultraschall geprüft werden, ob die Schleimhaut gut aufgebaut ist und die Lutealphase stabil verläuft. Die Natur hat hier klug vorgesorgt – und Ihr Körper scheint diesen Übergang nun wieder in eine neue Balance gefunden zu haben. Viel Glück!


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