blume2023!
Sehr geehrter Herr Dr. Gagsteiger, ich bin aktuell in der 11. Schwangerschaftswoche (10+1) und habe seit der 6+2 anhaltende, teils sehr starke Übelkeit – insbesondere ab dem späten Vormittag, zunehmend im Tagesverlauf. Abends sind die Beschwerden am schlimmsten. Morgens geht es mir meistens noch vergleichsweise gut. Eine Vertretungsärztin hatte mir Cariban 10mg /10mg verschrieben, mit dem Hinweis, dass ich bis zu 4 Kapseln pro Tag einnehmen könne. Diese Dosierung (eine am späten 2 am späten Vormittag/Mittag und zwei am Abend) hat mir bisher am besten geholfen. Auch eine weitere Ärztin aus derselben Praxis sowie meine Hebamme haben diese Dosierung so bestätigt. Zusätzlich wurde mir bei Bedarf abends ein Vomex-Zäpfchen für Kinder (40 mg Dimenhydrinat) empfohlen, das ich gelegentlich am späten Abend einsetze, wenn die Übelkeit besonders stark ist. Nun habe ich bei meinem regulären Frauenarzt ein neues Rezept angefragt. Er hat mir schriftlich mitgeteilt, dass vier Kapseln Cariban „deutlich zu viel“ seien und ich maximal drei, besser nur zwei täglich einnehmen solle. Leider ist er nun im Urlaub, sodass ich ihn nicht persönlich dazu befragen kann. Da im Beipackzettel eine Maximaldosis von vier Kapseln genannt wird, und mir diese auch von Apotheke, Ärztinnen und Hebamme so bestätigt wurde, bin ich nun verunsichert. Eine Reduktion auf zwei bis drei Kapseln hatte ich testweise bereits versucht, aber dann waren die Beschwerden deutlich stärker. Daher meine Fragen: Ist eine Dosierung von bis zu vier Cariban-Kapseln pro Tag aus Ihrer Sicht vertretbar, wenn keine zusätzlichen Risiken bestehen? Gibt es Gründe, warum manche Ärztinnen oder Ärzte eine niedrigere Dosierung empfehlen? Ist die gelegentliche Kombination mit einem Vomex-Zäpfchen (40 mg, Kinderdosierung) am späten Abend aus Ihrer Sicht unbedenklich – und wenn ja, wie oft dürfte man es in Kombination mit Cariban anwenden? Falls eine Reduktion der Cariban-Dosis tatsächlich medizinisch sinnvoll wäre: Welche Alternativen oder ergänzenden Maßnahmen würden Sie empfehlen, um die Übelkeit – vor allem abends – besser in den Griff zu bekommen? Vielen herzlichen Dank für Ihre Zeit und Ihre Einschätzung.
Hinweis: Es handelt sich hier um eine Frage zur Schwangerschaft selbst, nicht zur Kinderwunschbehandlung. Das Forum ist auf Themen rund um den Kinderwunsch und Kinderwunsch-Therapien spezialisiert. In diesem Fall empfehlen wir Ihnen dringend, sich an die Fachärzt:innen für Schwangerschaftsbetreuung oder direkt an die Expert:innen von www.embryotox.de zu wenden, die evidenzbasierte Informationen zur Arzneimittelsicherheit in der Schwangerschaft bereitstellen. Aber nun zu Ihren konkreten Fragen: Ist eine Dosierung von bis zu vier Cariban-Kapseln pro Tag vertretbar? Ja, laut Fachinformation und embryotox.de liegt die empfohlene Tageshöchstdosis bei vier Kapseln Cariban® (entsprechend 40 mg Doxylamin + 40 mg Pyridoxin). Diese Dosis gilt als sicher in der Schwangerschaft und ist insbesondere in hartnäckigen Fällen (wie dem Ihren) oft notwendig. Die von Ihnen beschriebene Einnahme (1–2–1) entspricht dem typischen Dosierungsschema. Warum empfehlen manche Ärzt:innen eine geringere Dosis? Das kann mehrere Gründe haben: – eine eher vorsichtige Grundhaltung bei Arzneimitteln in der Schwangerschaft – individuelle ärztliche Erfahrung – unzureichende Kenntnis der aktuellen Studienlage oder Unsicherheit – Sorge um mütterliche Nebenwirkungen (Müdigkeit, Kreislauf, etc.) Ist die gelegentliche Kombination mit Vomex (40 mg) unbedenklich? Cariban und Vomex enthalten beide Antihistaminika. Zwar sind es unterschiedliche Wirkstoffe, aber sie ähneln sich in ihrer Wirkung (Doxylamin vs. Dimenhydrinat). Die Kombination kann die beruhigende Wirkung (z. B. Müdigkeit, Konzentrationsschwäche) verstärken. Eine gelegentliche Anwendung eines 40 mg-Zäpfchens Vomex® junior abends, wenn die Cariban-Wirkung nachlässt, wird von vielen Fachstellen (z. B. Embryotox) als vertretbar angesehen, sofern keine Gegenanzeigen bestehen (z. B. schwere Leber- oder Nierenprobleme, Überempfindlichkeit). Mehr als 1 Vomex-Zäpfchen pro Tag in Kombination mit der Maximaldosis Cariban sollte jedoch nicht erfolgen – und regelmäßig sollte dies auch nicht über längere Zeit so kombiniert werden. Welche Alternativen gibt es, wenn eine Dosisreduktion notwendig wäre? Falls Sie Cariban reduzieren müssten oder wollten, wären folgende Maßnahmen ergänzend möglich: – Ingwerpräparate (z. B. Kapseln) – häufig hilfreich bei milderer Übelkeit – Akupressurarmbänder (P6-Punkt am Handgelenk) – MCP (Metoclopramid) in niedriger Dosis – nach ärztlicher Rücksprache möglich – Ondansetron – jedoch eher Reservemedikament und nur in schweren Fällen und nach Risiko-Nutzen-Abwägung Fazit: Die von Ihnen beschriebene Einnahme von bis zu vier Cariban-Kapseln täglich ist aus Sicht aktueller evidenzbasierter Empfehlungen vertretbar, insbesondere wenn sie notwendig ist, um den Alltag zu bewältigen. Die gelegentliche Einnahme eines Vomex-Zäpfchens zusätzlich erscheint ebenfalls vertretbar, sollte aber nicht dauerhaft erfolgen, ohne Rücksprache mit einer/m erfahrenen Fachärzt:in für Schwangerschaften. Bitte wenden Sie sich für eine individuelle und sichere Bewertung an einen Gynäkologin mit Erfahrung in der Betreuung von Schwangeren oder nutzen Sie das Beratungsangebot von Embryotox – dort erhalten Sie eine präzise Einschätzung zu Ihrer konkreten Medikation. Mit den besten Wünschen für Ihre Schwangerschaft Dr. Friedrich Gagsteiger