Frage im Expertenforum Kinderarzt an Dr. med. Andreas Busse:

Was tun bei afebrilen Fieberkrämpfen?

Dr. med. Andreas Busse

Dr. med. Andreas Busse
Kinderarzt
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Frage: Was tun bei afebrilen Fieberkrämpfen?

minka174

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Hallo Herr Dr. Busse, ich hoffe Sie können mir etwas weiter helfen. Meine Tochter hatte im Alter von 15 Monaten einen Krampfanfall erlitten, diesem ging jedoch kein Fieber voraus, sondern Erbrechen und Durchfall, im Krankenhaus wurde der Norovirus festgestellt. Die Ärzte schlugen mir Tabletten vor, welche meine Tochter 2 Jahre lang nehmen sollte, sodass es nicht zur Epilepsie kommt. Ich habe dies abgelehnt, da meine Tochter sonst kerngesund ist. Das Diazepam als Notfallmedikament habe ich mitbekommen. Nun ist es leider erneut zu einem Krampfanfall gekommen, dieselben Symptome, Durchfall und Erbrechen, dieses Mal jedoch in "schwächerer" Form, kein blau anlaufen, kein Schaum vor dem Mund, nicht so stark gekrampft. Das Diazepam habe ich sofort gegeben und wieder war die Kleine nach ein paar Infusionen wohlauf. Nun weiß ich nicht wie ich reagieren soll, meine Kinderärztin sagt dennoch ich sollte die Tabletten auch dieses Mal nicht geben, da sie sonst gesund ist und die Krämpfe nur dann auftreten wenn sie diesen Infekt hat und es zu einer Stoffwechselstörung kommt, von einer anderen Ärztin wurden mir die Tabletten strengstens empfohlen. EEG, MRT, alles wurde gemacht, alles ohne jegliche Befunde. Ich weiß wirklich nicht weiter, ich möchte meine Tochter so nicht mehr sehen, habe aber die Befürchtung dass die Tabletten im Falle eines Infekts wieder nicht helfen oder dass es dann gar zur Epilepsie kommen kann. Ist dies möglich ? Was würden Sie mir raten ? Vielen Dank im Vorraus !


Dr. med. Andreas Busse

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Liebe M., dazu kann ich leider aus der Ferne keine Empfehlung geben. Sprechen Sie doch bitte mit Ihrem KInderarzt, ob er Sie nicht an einen erfahrenen Kinder-Neurologen überweisen kann, der sich des Problems annimmt. Alles Gute!


Colien07022004

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Hallo, zunächst finde ich das Vorgehen des Krankenhauses mehr als dubios und komisch. Kleinkinder bekommen keine Tabletten gegen Epilepsie, sondern Säfte (Orfiril, Keppra etc.). Wir haben selbst ein Epilepsiekind, welches sich zuerst mit fibrilen Krämpfen zeigte. Bis zum 1 Lbj hatte sie 16. Fieberkrämpfe. Des weiteren ist Diazepam ein Notfallmedikament, welches ab einer Krampfdauer von 5-10 Minuten gegeben wird, wenn der Krampf nicht selbst stoppt. Du solltest diese ganze unschlüssige Geschichte zum Anlass nehmen, mit deinem Kind eine spezialisierte Klinik aufzusuchen! Lg


IngeA

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Was sind das denn für Tabletten? "Antiepileptika" können eine Epilepsie nicht beeinflussen, sie senken nur die Krampfschwelle, d.h. sie verhindern, dass es erneut zu Krämpfen kommt. Wie die Ärzte damit verhindern wollen, dass es zur Epilepsie kommt, ist mir ein Rätsel. Nur Levetiracetam zeigt (zumindest im Tierversuch) auch wirklich protektive Wirkung, ist aber für Kinder nur als Begleittherapie zugelassen, also zusätzlich zu einem anderen Medikament. ABER: es gibt keinen "afebrilen Fieberkrampf". Afebril heißt ohne Fieber, das wär also ein Fieberkrampf ohne Fieber. Wenn dein Kind nicht zu der Zeit zumindest im Fieberanstieg war, war das auch kein Fieberkrampf, sondern u. U. eine Stoffwechselengleisung (bei einem Magen-Darm-Infekt durchaus gut möglich) oder was auch immer. Wahrscheinlich drum auch die Medikamentenempfehlung, weil eben nicht sicher ist, wo der Krampfanfall her kam. Dass das EEG unauffällig ist, sagt nichts, das ist auch bei sehr vielen Epileptikern so. Die Veränderungen treten oft nur während eines Krampfes auf. Lass ich von einem auf Kinder UND Epilepsie spezialisierten Neurologen beraten. Ob du eine Behandlung dann wg. alle paar Jahre einen Krampfanfall durchführen willst bleibt ja immer noch dir in Absprache mit der Kinderärztin überlassen und würde ich persönlich auch davon abhängig machen, welche Nebenwirkungen das Medikament auf Dauer hat (das merkst du aber nur durch ausprobieren). Viele Menschen haben nach ein paar Wochen gar keine Nebenwirkungen mehr. Blöde Situation, ich kanns Dir nachfühlen, auch wenn es in meinem Fall nicht mein Kind sondern mich betroffen hat. Ich hab mich nach einigen Überlegungen für Medikation entschieden. Hätte ich einen anderen Job, hätte ich wohl keine genommen. LG Inge


IngeA

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Ich hab es grade noch mal duchgelese und finde es etwas ungenau. Also: prinzipiell kann JEDER Mensch einen Krampfanfall bekommen. Das nennt sich dann "Gelegenheitsanfall". Die stehen meist im Zusammenhang mit Konkreten "Umständen". Fieber ist eine Ursache, aber auch Strom, Schlafmangel, Störungen im Elektrolythaushalt oder im Stoffwechsel etc. Nicht jeder der mal nen Krampfanfall hat hat also eine Epilepsie. Und dann noch was: es gibt Medikamente, die Krampfanfälle auslösen können. Weil das in meinem Bekanntenkreis schon mal vorkam: Hat deine Tochter bei ihren Magen-Darm-Infekten Vomex bekommen? DAS kann nämlich auch Krampfanfälle auslösen. LG Inge


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