Frage:
Unterschiedliche Meinung von Arzt u. Hebamme - wie kommt es dazu?
Lieber Herr Dr. Busse,
es ist nun schon zum wiederholten Mal, dass mir von Art und Hebamme zwei ganz unterschiedliche Meinungen gegeben wurden und ich bin sehr verwirrt.
1. Während meiner ersten Schwangerschaft riet mir meine Hebamme jeglichen unnatürlichen Jodzusatz zu vermeiden. Ich habe daraufhin mein Jodsalz gegen normales Salz ausgetauscht und bei Fertiggerichten bevorzugt die ohne Jodsalz gekauft. Als der KiA später davon erfuhr war er entsetzt und meinte das könne später zu Entwicklungsverzögerungen führen, die sich eventuell erst im Schulalter zeigen. In meiner zweite SS habe ich dann sowohl Femibion mit Jod eingenommen als auch jodiertes Salz verwandt.
Inzwischen bin ich mir aber auch dabei nicht mehr sicher ob das richtig gewesen ist. Besteht die Gefahr, dass ich einem meiner Kinder geschadet habe?
2. Mein zweiter Sohn nahm nicht gut zu, darum fing auf anraten des KiA ich zum frühstmöglichen Termin mit Beikost an. Daneben stille ich. Mein Sohn wird nun bald sieben Monate alt und ich füttere inzwischen drei Breie (Getreide-Obst, Gemüse-Kartoffel-Fleisch(bzw. zwei Mal die Woche Lachs) und Halbmilch-Getreide-Obst. Mein Sohn ist von dem mit Halbmilch zubereiteten Brei weit mehr als von dem mit Pre zubereiteten, darum habe ich ihm zunächst nur Halbmilch-Brei gefüttert.
Die Halbmilch bereite ich zur Hälfte aus Wasser, zur Hälte aus Milch und einem Schuss Maiskeimöl zu.
Daneben stille ich nach Bedarf.
Ich habe nun folgende Meinungen gehört:
1. Weiter Breie füttern wie bisher. Halbmilch ist kein Problem (ein KiA, Internetexpertin)
2. Halb-Milch im Brei durch 2er Babymilch ersetzen (zweiter KiA)
3. Halb-Milch durch Pre ersetzen (eine Hebamme)
4. Es ist viel zu früh für Brei, zwei Breimahlzeiten durch Pre ersetzen (andere Hebamme)
5. Wenn ich stille ist es sowieso relativ egal, was ich füttere, da er sich alles was er braucht aus der Muttermilch holt. Ich sollte aber wegen des allergenen Potentials möglichst keine Kuhmilch geben, sondern entweder Milch im Brei vermeiden oder aber gekochte Ziegenmilch oder Stutenmilch geben. Wir Eltern haben beide eine Allergie, allerdings keine gegen kuhmilch (weitere Hebamme)
Was stimmt denn nun? Kann ich meinem Sohn durch den frühen Beikostbeginn mit 4 Monaten geschadet haben?
von
Mondschein1979
am 04.06.2015, 09:08
Antwort auf:
Unterschiedliche Meinung von Arzt u. Hebamme - wie kommt es dazu?
Liebe M.,
seit einiger Zeit ist bekannt, dass früher Beginn mit Beikost und größere Vielfalt an Beikost sogar das Risiko für spätere Nahrungsmittelallergien vermindert. Ideal ist also der Beginn mit 4 Monaten. Und der Milchgetreidebrei ganz normal mit Vollmilch und nicht mit "Halbmilch" zubereitet werden.
Und besonders in der Schwangerschaft und Stillzeit muss die Mutter gut mit allen Nährstoffen versorgt sein. Das gilt besonders für Jodid und Folsäure und es ist ausgesprochen sinnvoll und klar empfohlen, diese wichtigen Bausteine zusätzlich zu geben. Leider neigen manche Hebamme mehr zu esoterischem Glauben als zu klarer Wissenschaft.
Alles Gute!
von
Dr. med. Andreas Busse
am 04.06.2015
Antwort auf:
Unterschiedliche Meinung von Arzt u. Hebamme - wie kommt es dazu?
Ich habe gerade gemerkt, dass es hier auch ein Ernährungsforum gibt und die Frage dort gestellt.
von
Mondschein1979
am 04.06.2015, 09:34
Antwort auf:
Unterschiedliche Meinung von Arzt u. Hebamme - wie kommt es dazu?
Frag 5 Experten und du bekommst 10 Meinungen.
Jeder hat seine eigene Meinung und seine eigenen Erfahrungen.
Ich glaube nicht, dass du egal mit welcher "Methode" einem deiner Kinder geschadet hast.
Jod kann man durch natürliche Quellen aufnehmen oder durch künstliche Produkte und wenn man vor der Schwangerschaft halbwegs ausreichend gefüllte Jodspeicher hatte ist das ohnehin kein Thema, der Körper kann das kompensieren, wenn die Jodzufuhr ne Zeit lang dann nicht so groß ist. Ein Problem ist das nur, wenn wirklich ein Jodmangel oder eine Schilddrüsenunterfunktion vorliegt.
Genau so mit der Ernährung.
Als meine Große (14) geboren war hieß es 6 Monate voll stillen, dann Einführung der Beikost, aber keine Kuhmilch im ersten LJ.
Die Empfehlungen haben sich seitdem gefühlte 1000 mal geändert und die Empfehlungen der Babynahrungsindustrie, der Kinderärzte, der WHO und der LaLecheLiga weichen stark voneinander ab.
Aber: Der Körper ist anpassungsfähig. Der braucht nicht genau aufs Milligramm täglich ganz bestimmte Nährstoffe. Das Gesamtpaket macht es.
Als ich ein Baby war, hat man sogar Neugeborene mit selbst angemischter Babynahrung aus Kuhmilch ernährt. Das war viell. aus heutiger Sicht nicht optimal, aber trotzdem sind die Kinder gesund groß geworden.
Auch mit der Empfehlung mindestens 6 Mon. stillen ist das so ne Sache. Das Hauptargument ist ja, andere Nahrung wäre von der Natur vorher nicht vorgesehen. Nur - woran sieht man das? An den Naturvölkern. Aber auch in den Naturvölkern wird von beifüttern ab Geburt bis Vollstillen das erste Jahr alles praktiziert. Welches Volk hat denn Recht?
Mach es so, wie du und dein Kind gut zurecht kommt und alles ist gut :o)
LG Inge
von
IngeA
am 04.06.2015, 11:40
Antwort auf:
Unterschiedliche Meinung von Arzt u. Hebamme - wie kommt es dazu?
Fakt ist, der beste Rat kann IMMER nur lauten, halte dich an die Empfehlungen der WHO. Diese sollte eigentlich auch bindend für Ärzte, Hebammen, Ernährungsberater usw sein. Problem halt, nicht jeder ist immer auf dem neusten Stand der Dinge.
Und WHO sagt, Empfohlen ist das volle Stillen für die ersten 6 Monate. Mit Beikost KANN zwischen dem 5ten und 7ten Monat begonnen werden. Zudem wird empfohlen im Idealfall die ersten 2 Lebensjahre zu stillen - neben fester Kost. Auch etwas wo viele dann sagen, man MUSS abstillen - was faktisch falsch ist.
Wer nicht stillen kann/will, sollte im Idealfall auf Pre zurückgreifen, im Ausnahmefall auf 1ner.
ich selbst habe mir den ganzen HickHack erspart. Bin gelernte Diätassistentin, und bei dem ein oder anderen "Ernährungstip" kräusseln sich bei mir die Zehennagel. Da frage ich mich immer, wie konnte sich die Menschheit so weit entwickeln bevor es Gläschen und Supermärkte für Fertigbreie gab. Was haben die Mütter damals ohne Pürierstab und Co bloß gemacht? Und bei der Panikmacherei wegen Kuhmilch und Allergien ist es eh so, das egal welchen "Ernährungsplan" man bisher von Experten geraten bekommen hat, Allergien eher auf den Vordermarsch sind als im Rückgang. Mal heißt es früh Beikost bester Allergieschutz, mal spät. In beiden Fällen wird der IMO wichtigste Faktor Stillen und Beikostmenge aber außen vor gelassen. Stattdessen wird, egal ob Muttermilch oder Pre alles in einen Topf geworfen - udn je nachdem wer gerade meint sie Studie zahlen zu müssen, sieht dann das Ergebnis aus welche präsentiert wird.
Dem entsprechend sage ich da inzwischen, besser auf den eigenen Bauch hören und auf das eigene Kind, als auf irgendeinen "Experten". Wir haben deshalb "Lebensmittel" eingeführt, keine Mahlzeiten. So lange wie möglich zu den Mahlzeiten immer noch gestillt bzw tun dieses immer noch und auf Pre/1ner komplett verzichtet. Dazu eben Getreidebrei mit Wasser erst nur angerührt, danach gestillt - was im Bauch dann besten Milch-Getreidebrei ergab. Und erst spät gab es immer wieder kleinere Mengen Kuhmilch. Wobei unser - fast 3jähriger - immer noch keine Milch trinken mag. Er akzeptiert sie nur als Zutat in Dingen wie Pudding, Kuchen, Kartoffelbrei usw. Was ich eigentlich als sehr positiven Umgang damit empfinde - IMO weit besser als das tägliche Milch-Glas.
Ach ja, wie gesagt, Mahlzeiten haben wir NIE ersetzt. IMO ist die Muttermilch auch gar nicht darauf konzipiert, sondern eben genau baut genau darauf auf, das sie eben ZU den Mahlzeiten dazukommt. Ansonsten wären solche positiven Faktoren wie Laktoferrin/Allergieschutz ja völliger Blödsinn. Und ich bin immer noch der Meinung, das die Natur da deutlich intelligenter ist als der mensch. was bringt es wenn Muttermilch einen Stoff enthält, der dafür sorgt das Eisen aus der Nahrung vermehrt aufgenommen wird, wenn zur Mahlzeit gar nicht gestillt wird? Kuhmilch (die eben auch in Pre/1ner enthalten ist) dagegen bindet Eisen - da macht das Ersetzen ganzer Mahlzeiten durchaus Sinn.
Ach so, 2er Milch, genau wie Kindermilch, kannst du komplett streichen. Wer sowas empfiehlt, der hat null Ahnung. Das ist erwiesener Maßen wirklich Müll.
Mitglied inaktiv - 04.06.2015, 13:00
Antwort auf:
Unterschiedliche Meinung von Arzt u. Hebamme - wie kommt es dazu?
Hallo,
Danke an euch beide für die Antworten. Das mit den unterschiedlichen Empfehlungen ist in der Tat war und verwirrt mich enorm - wenn man auch noch bedenkt, dass früher unseren Eltern geraten wurde bloss frühzeitig Möhrensaft zu geben, weil sonst Vit. A Mangel auftrete und die Kinder immer auf den Bauch zu legen... und heute hört man Kinder auf keinen Fall auf den Bauch legen und Saft erst ab dem sechsten Monat und dann auch nur verdünnt *lol*.
Könnt ihr mir sagen, wo ich an die WHO Empfehlungen komme? Steht darin auch etwas zur Beikost. Stillen wollte ich sowieso so lange wie möglich... aber ich frage mich, ob es falsch ist, dass ich jetzt schon drei Still-Mahlzeiten ersetzt habe und vielleicht stattdessen besser Pre geben würde (denn um so viel zu stillen habe ich anscheinend nicht mehr genug Milch).
In der Schwangerschaft hatte ich einen sehr niedrigen Hb-Wert (Eisenmangel). Deswegen würde ich eventuell zur 2er-Milch im Milchbrei tendieren, da diese mehr Eisen hat. Warum sagst du sie sei Schrott?
Mein Kleiner hingegen würde sich, wenn er die Wahl hätte, wohl für den Halbmilch-Brei (Kuhmilch) entscheiden. Davon isst er weit mehr als von den beiden anderen Breien. Ich befürchte ein bißchen, dass er damit nicht genug Eisen bekommt. Wer weiß mehr?
von
Mondschein1979
am 04.06.2015, 14:03
Antwort auf:
Unterschiedliche Meinung von Arzt u. Hebamme - wie kommt es dazu?
Diese Seite finde ich recht gut: http://www.bfr.bund.de/de/empfehlungen_zur_stilldauer___einfuehrung_von_beikost-54044.html
Vor allen wenn man etwas quer list. Und die halten sich eben an die Empfehlungen der WHO.
Hier die Seite der WHO: http://www.who.int/topics/breastfeeding/en/
leider aber nicht auf deutsch.
Weger 2er, schau mal hier: http://www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/kritik-an-kindermilch-warum-kinder-lieber-kuhmilch-trinken-sollten-a-844620.html
http://www.oekotest.de/cgi/index.cgi?artnr=98260&bernr=07
Man muss dabei vorallen wissen, Pre und 1ner fallen, da zur Säuglingsnahrung, unter einen besonderen gesetzlichen Schutz. Diese beiden sind unter diätische Lebensmittel eingeordent, und damit sind die Auflagen für die Hersteller extrem streng. Alles danach fällt nur noch unter das "normale" Lebensmittelrecht - und da sind die Richtlinien sehr viel lascher. Hersteller dürfen da unter Umständen also Zucker, künstliche Aromen usw verwenden. Auch ein Grund warum diese erst empfohlen werden, wenn wirklich entsprechende Menge Beikost gefüttert wird.
Hoffe das hilft Dir schon etwas weiter. Ansonsten, als Mutter eigentlich immer auch gut ist diese Seite: http://www.rabeneltern.org/index.php
Die sollte IMO jede als Lesezeichen gemarkert haben *
Mitglied inaktiv - 04.06.2015, 14:26