silvi26
Guten Tag Dr. Busse, ich entbinde Ende März und müsste mich dann im Mai schon mit den ersten Impfungen auseinandersetzen. Ich möchte gern von Ihnen wissen, ob man nicht auch hier jedes Kind und seine Situation individuell betrachten muss. Ich habe nichts gegen das Impfen, nur nicht so früh und so unkontrolliert. 14. Impfungen im ersten Lebensjahr erscheinen mir auch für Erwachsene viel zu viel, von Babys gar nicht erst zu reden. Ich tendiere dazu 9 Monate oder ein Jahr zu warten und dann mir Impfungen zu beginnen. Ich selbst habe Heuschnupfen- und Nickelallergie durch Impfungen entwickelt und hatte zeitweise auch Nahrungsmittelallergien. Die Impfgesellschaft gibt ja nur EMPFEHLUNGEN. Ist es nicht die Pflicht jedes Arztes individuell zu gucken und dann zu entscheiden. Da ich immer nur von Ärzten höre, dass es keine Impfschäden gibt. Ich bin absolut für Masern, Mumps und Röteln, Tetanus, Diphterie und Polio. Weiss aber nichts mit Meningokokken und Pneumokokken anzufangen, da ja auch gerade die letzte sehr risikobeladen sein soll und deshalb schon in den USA abgeschafft wurde. Ich würde auch nur die 4 fach Impfung nehmen und nicht die völlig überzogenen 5 fach und 6 fach Impfungen, nach denen die meisten Komplikationen auftreten. Und ich habe Windpocken auch ohne Impfung überlebt. Ist das wirklich alles notwendig? Früher wurde noch zwischen Risikokindern und "normalen" unterschieden und danach geimpft. Können Ärzte Kinderkranken heutzutage wirklich schlechter behandeln als vor 20 Jahren, dass jetzt gegen alles und jedes geimpft werden muss? Bitte um Hilfe. Vielen Dank
Liebe S.,
ausführliche Infos zu ihren Fragen finden Sie in ihrem Impfbereich. Es ist ein Trugschluss, dass es "schonender" wäre, später zu impfen, denn umso jünger die KInder sind also bereits ab 2 MOnaten, desto häufiger kommen z.B. Infektionen mit Pneumokokken vor und desto schwerer verläuft z.B. Keuchhusten. Und die Rate an sowieso harmlosen Impfreaktionen wird nicht geringer, wenn die Kinder älter werden. Die IMpfempfehlungen der STIKO oder aller anderen Kinderärzte weltweit beruht ja nicht auf irgendwelchen erfundenen Ideen sondern berücksichtigt genau, mit welchem Impfschema am meisten KInder vor schweren Krankheiten geschützt werden, ohne dass sie einen Nachteil dadurch haben. Und ich kann nicht verstehen, warum dann manche Eltern lieber irgendwelchen selbsternannten Impfgurus folgen als diesen wirklich weltweit überprüften wissenschaftlichen Empfehlungen.
Alles GUte!
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie auch hier: Impfen.
Astrid
Hallo, ich habe mich bei meinen Kindern auch mit genau diesen Fragen auseinander gesetzt. Meine Kinderärztin sagte mir dazu: Man impft deshalb so früh, weil Babys sich sonst bei älteren Kindern (oder indirekt über Erwachsene) mit Kinderkrankheiten anstecken können. Gerade für sehr junge Kinder aber können die natürlich sehr belastend und manchmal auch gefährlich sein. Daher versucht man, die ungeschützte Zeit möglichst kurz zu halten. Es passiert gar nicht so selten, dass Säuglinge sich mit Kinderkrankheiten anstecken, gegen die sie noch nicht geimpft waren, und bei denen es dann zu Komplikationen kommt. Ich habe beide Kinder gegen Meningo- und Pneumokokken impfen lassen, die Impfungen haben sie sehr gut vertragen, es gab keine Probleme. Die Impfung reduziert die Wahrscheinlichkeit von Hirnhautentzündungen und auch diejenige für Lungenentzündungen. Mein Sohn hatte im Alter von 7 Monaten eine Lungenentzündung (vor der Impfung, anderer Erreger). Es ist nicht witzig, Tag und Nacht neben einem schwer kranken Baby im Krankenhaus zu sitzen und Angst um sein Leben zu haben, das wünsche ich keiner Mutter. Wenn man das vermeiden bzw. dieses Risiko reduzieren kann, ist das wunderbar. Gegen Windpocken wird deshalb geimpft, weil es auch hier manchmal zu schweren Komplikationen kommen kann. Aber auch ohne diese Komplikationen sind Windpocken eine gemeine Krankheit. Bei meiner Tochter gehörte die Windpockenimpfung noch nicht zum Standard, so dass sie daran erkrankte. Sie war schon ein Kiga-Kind, aber sie schrie zwei Tage durchgehend schrill vor Schmerzen, denn die Pocken sitzen überall, sogar in der Scheide, es war eine Katastrophe. Ich hätte ihr das gern erspart und war froh, meinen Sohn impfen lassen zu können. Ich konnte nichts Gutes darin erkennen, Windpocken durchzumachen. Durchgemachte Windpocken steigern auch nicht die Abwehr. Im Gegenteil lösen sie in der Spätfolge manchmal eine Gürtelrose aus - und mir der hat man oft mehr als ein Jahr lang schwere Schmerzen. Die Mehrfachimpfungen haben KEIN erhöhtes Risiko für Nebenwirkungen gegenüber Einfachimpfungen. Fachleute begründen dies damit, dass sich der Organismus sowieso jeden Tag mit tausenden von Keimen auseinandersetzen muss. Es ist für ihn nichts Besonderes, dies mit sechs (harmlosen, weil toten) zusätzlichen Keimen tun zu müssen. Meine Kinder haben absolut alle Impfungen des Impfplans super vertragen, und das ist der Normalfall. Es ist übrigens auch nicht so, dass durchgemachte Kinderkrankheiten die Abwehr verbessern oder dass das Allergierisiko durch Impfungen erhöht sei, wie man früher oft hörte. Im Gegenteil konnten Studien inzwischen belegen, dass Impfungen das Risiko für Asthma und Allergien sogar senken. Trotzdem hast Du Recht: Jeder sollte selbst entscheiden, und das tun Eltern ja auch. Es ist bloß oft so, dass sich die impfkritische Haltung nur so lange gut anfühlt, bis das eigene Kind krank ist und man Angst bekommt. Denn die Schäden, die die klassischen Kinderkrankheiten auslösen können (Hirnhautentzündungen oder Unfruchtbarkeit, wie z. B. bei Masern oder Mumps) stehen in keinem Verhältnis zu den extrem seltenen überstarken Impfreaktionen. LG