Frage im Expertenforum Kinderarzt an Dr. med. Andreas Busse:

Ich habe mein Kind geschubst

Dr. med. Andreas Busse

Dr. med. Andreas Busse
Kinderarzt
Antwortet von Samstag - Mittwoch

zur Vita

Frage: Ich habe mein Kind geschubst

Erkan

Beitrag melden

Hallo Dr. Busse, Mir ist heute etwas schlimmes passiert. Mein Kind ist 2 1/2 Jahre alt und schon länger in einer Trotzphase. Er guckt immer Mal wieder wie weit er gehen kann und testet seine Grenzen. (Er kippt Becher um, macht Flaschen auf und verschüttet sie, räumt Küchenschränke und Kleiderschränke aus, wirft Gegenstände aus dem Balkon und vieles dergleichen.) Wir haben es mit ignorieren versucht, mit selber wieder aufräumen lassen, als Strafe auf den Hochstuhl gesetzt und warten lassen. Nichts hat bisher geholfen, sodass wir momentan einfach versuchen diese Phase durchzustehen. Nun ist es so, dass er manchmal so nervenaufreibend ist, dass ich hin und wieder lauter werde. Wenn mir das passiert habe ich mich direkt danach mit ihm hingesetzt, mich ausdrücklich entschuldigt, mit ihm gekuschelt und ihm erklärt, dass das falsch von mir war ihn anzuschreien. Heute ist aber etwas furchtbares passiert. Meine Eltern und meine Schwestern waren zu Besuch und ich musste ständig meinem Sohn nachrennen, weil er die Lichtschalter nicht in Ruhe gelassen hat, Öl ausgekippt hat und ständig damit beschäftigt war mich zu provuzieren. Als er dann meine neu gebügelte Wäsche komplett vom Bügeltisch gezogen hat, habe ich ihn ohne nachzudenken am Arm weggezerrt sodass er gefallen ist. Er saß auf dem Boden und hat mich entsetzt mit großen Augen angesehen und ich konnte auch nicht direkt reagieren, weil ich selber geschockt über meine Reaktion war. Meine Schwester hat ihn dann sofort auf den Arm genommen und getröstet. Ich war wie gelähmt und hatte in dem Moment nicht die Gelegenheit mich zu entschuldigen. Dann hat meine Familie ihn mit Spielen versucht abzulenken. Er hat mich die ganze Zeit aus den Augenwinkeln beobachtet und ich wusste nicht wie ich unter den ganzen Menschen auf ihn eingehen soll. Als dann alle weg waren habe ich mich zwar bei ihm entschuldigt, aber ich habe im Gefühl, dass ich da viel zu weit gegangen bin, als da eine Entschuldigung, Kuscheln und Küsschen reichen könnten. Ich habe enorme Schwierigkeiten das zu kompensieren und wie schwierig muss das dann für ihn sein. Ich weiß nicht inwieweit ich ihm damit geschadet haben könnte und ich weiß auch nicht was ich da jetzt machen müsste, was ihm gut tun würde. Das Problem ist auch, dass er noch nicht spricht. Also nur vereinzelte Worte, sodass ich auch nicht einschätzen kann wie viel er versteht, wenn ich mich entschuldige und ihm erkläre wie Leid es mir tut. Was würden sie vorschlagen wie ich mit dieser Situation umgehen müsste?


Dr. med. Andreas Busse

Dr. med. Andreas Busse

Beitrag melden

Liebe E., das war normaler Familienalltag und kein Anlass, sich Sorgen zu machen und schon gar nicht dafür, ein schlechtes Gewissen zu haben. Ganz dringend sollten Sie aber einen Erziehungskurs besuchen z.B. beim Kinderschutzbund oder im Netz bei "Triple P", damit das Zusammenleben und die soziale Entwicklung Ihres Sohnes endlich in die richtige Richtung gelenkt werden. Klare Regeln und klare Konsequenzen wie z.B. eine Auszeit sind angesagt, und bitte keine langatmigen Entschuldigungen. Alles Gute!


Mamamaike

Beitrag melden

Hallo, Du hast ihn nicht geschubst, das hört sich nach "Unfall" an. Er sollte da weg, aber das Fallen wolltest Du ja nicht. Mach Dir nicht zu viel draus. Ich habe unseren Sohn schon zurückgebissen (natürlich nicht feste), damit er aufhört, mich zu beißen... Abgesehen davon leben Kinder im Hier und Jetzt, und nachtragend sind sie (in dem Alter) auch eher nicht. Du machst da Dein Problem zu seinem, und das ist meiner Meinung nach gar nicht notwendig. Sich entschuldigen, wenn man Blödes getan hat, muss/sollte natürlich sein, aber man muss es sich auch nicht so sehr zu Herzen nehmen (ist nicht böse gemeint). Viele Grüße


annarick

Beitrag melden

Er wird es bald nicht mehr wissen. Früher habe ich mich gefragt, wie sowas passieren kann. Jetzt ist meiner 20 Monate alt und ich bekomme langsam eine Ahnung... Wenn du öfter das Gefühl hast, überfordert zu sein oder nicht zu wissen, wie du damit umgehen kannst, kann dir eine Erziehungsberatung helfen.


L

Beitrag melden

Hallo,  Dieser Beitrag ist zwar schon 2 Jahre alt, aber vielleicht liest du die Antworten trotzdem noch. Vielleicht lesen auch andere Eltern zu diesem Thema.  Mich hat die Antwort von Dr. Busse jedenfalls so betroffen gemacht, dass ich unbedingt auch antworten möchte.  So etwas sollte natürlich nicht passieren aber ich denke auch es war eher ein Unfall. Auch ich denke dass Kinder da nicht sehr nachtragend sind. Trotzdem ist es gut und richtig dass du ein schlechtes Gewissen hast und dich bei ihm entschuldigen möchtest. Wenn du das getan hast ist es aber auch wieder okay. Auch wenn er nicht viel spricht bin ich sicher er versteht das.  Eine Auszeit hingegen ist meiner Meinung nach für kein Kind gut. wor dürfen gerade so kleine Kinder nicht alleine lassen mit ihren Gefühlen. Wir sind dafür da, unseren Kindern klar und ruhig zu sagen wenn sie etwas nicht dürfen und ihnen dann aber Alternativen zu bieten ihrem Entdeckergeist nachzukommen. Wenn er gerne Sachen auskippt, dann darf er das vielleicht mit Krügen in der Badewanne, etc.  wenn er gerne Sachen ausräumt, vielleicht gibt es einen Schrank den er ausräumen darf?  Vielleicht ist ihm der ganze Besuch auch zu viel, dann hilft es vielleicht wenn einer mit ihm während des vorbereitens oder zwischen drin eine Runde rausgeht oder zurückgezogen etwas spielt. Das wichtigste ist meiner Meinung ein respektvoller und liebevoller Umgang, da dürfen auch mal Fehler passieren. 


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.